Die Nanokriege 4 - Die Flucht
für Letzteres. Ob es einem nun passt oder nicht. Und ich fürchte, die sind möglicherweise aufgrund deines Rufs zu dem Schluss gelangt, dass ich hypersexuell bin. Das macht die Annäherungsversuche von Herzog Dehnavi … begreiflicher. Und ärgerlich.«
»Da sehen die das aber ganz falsch«, sagte Herzer bedrückt. »Tut mir leid, jetzt habe ich wohl mehr an mich gedacht. «
»Ich habe dem Sex nicht abgeschworen , Herzer«, meinte Megan besorgt. »Ich bin nur noch nicht so weit.«
»Ich weiß«, erwiderte er und streckte die Arme aus. »Bist du jetzt bald mit dem Haarebürsten fertig, damit ich dich bürsten, pardon, in die Arme nehmen kann?«
»Wie kommst du damit klar?«, fragte sie, schaltete das Licht aus und kuschelte sich an ihn.
»Leicht ist es nicht«, gab Herzer zu. »Aber ich liebe dich und vertraue darauf, dass du irgendwann einmal wieder … aufs Pferd steigen kannst, wie Bast das formuliert hat. Und bis es so weit ist … werde ich warten.«
»Wie lange?«, fragte sie leise.
»Lange genug«, erklärte Herzer. »Wenn es auf ›niemals‹ hinausläuft, wirst du schon die Kraft finden, es mir zu sagen. Und dann werden wir … irgendeine Lösung finden. Ich will dich nicht aufgeben.«
»Du bist ein eigenartiger Mensch, Herzer«, murmelte Megan. »Was machen deine Dämonen?«
Herzer überlegte kurz, gerade als würde er Inventur machen.
»Nicht besonders gut«, gab er dann zu. »Diese Begegnung mit Herzog Dehnavi … wie hast du das formuliert?«
»Flittchen?«, fragte Megan.
»Genau, Flittchen, also die hat schon dazu geführt, dass sie ein wenig an ihren Zügeln gezerrt haben. Sie einfach einzusperren, ohne … irgendeinen Ausgleich zu haben, ist schwierig. «
»Hast du dich zu ihr hingezogen gefühlt?«, fragte Megan vorsichtig.
»Ja, verdammt«, erwiderte Herzer und grinste im Dunkeln. »Ich meine, ich würde sie wirklich nicht aus dem Bett werfen, bloß weil sie dort Kekse isst; der Herzog hat wenigstens einen guten Geschmack bei Flittchen. Wenn du möchtest, dass ich dich anlüge, dann werde ich das tun. Aber ich versuche ehrlich zu bleiben.«
»Nein, du sollst nicht lügen«, sagte Megan und gähnte. »Ich fürchte, ich werde heute Nacht von Flittchen träumen.«
»Angenehme Träume, Süße«, sagte Herzer, drehte sich zu ihr herum und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Nur angenehme Träume.«
Irgendwo hatte Herzer einmal gelesen, die höchste Form der Intimität sei es, mit einer Frau zu schlafen, ohne mit ihr Sex zu haben. Das sollte der, der das geschrieben hatte, einmal vier Monate lang versuchen.
Und an dem Punkt musste Herzer in tiefer Nacht, als er Megans Atem an seinem Arm spürte, zugeben, dass das in mehr als einer Hinsicht hart war. Manche Nächte kamen ihm wie ein ständiger Kampf mit seinen Dämonen vor. Untertags war er beschäftigt, und damit störte sein erzwungener Zölibat nicht sehr. Aber gelegentlich gab es Begegnungen mit jemand wie dem ›Flittchen‹ des Herzogs, und dann wurde es … hart. Aber im Großen und Ganzen war es kein Problem. Nachts hingegen fing es an, ein Problem zu werden. Nein, um ehrlich zu sein, es hatte schon lange angefangen, ein Problem zu sein. Und jetzt fing es an, ein großes Problem zu werden.
Es hing damit zusammen, dass er nicht genügend körperliche Bewegung gehabt hatte, und deshalb schlief er nicht gut. Früh zu Bett gehen und früh aufstehen hätte da geholfen. Selbst ein scharfer Lauf mit Rucksack jeden Morgen hatte keine große Auswirkung auf ihn. Ehrlich gesagt sorgte das nicht einmal dafür, ihn in Form zu halten. Er war drei bis sechs Stunden körperliche Anstrengung pro Tag gewöhnt, und bei seinem augenblicklichen Terminkalender war dafür einfach nicht genug Zeit.
Also lag er jede Nacht wach im Bett, wälzte die diversen Probleme des vergangenen Tages und versuchte Mister Happy davon zu überzeugen, dass für ihn nichts zu holen war.
Hart. Ein gutes Wort.
Er wälzte sich zur Seite und starrte die dunkle Wand an, dann schloss er die Augen und forderte sich selbst auf, einzuschlafen. Du musst das einfach ignorieren, dann hört es von selbst auf, redete er sich ein und ließ seine Prothese nachdenklich leicht klicken. Das leise Geräusch ließ Megan im Schlaf murmeln und sich zur Seite wälzen, also hörte er damit auf.
Er war gerade fast so weit, dass er sich selbst überzeugt hatte, als er das Pochen an der Tür hörte. Während er auf die Beine kam, war sein Schwert flüsternd aus der Scheide gefahren, ehe
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