Die Nanokriege 4 - Die Flucht
er richtig bemerkt hatte, dass er es in der Hand hielt.
»Scheiße«, murmelte er und ging zur Tür. Vor der Tür und unten auf der Straße standen schließlich Legionäre. Und dass ein Attentäter klopfen würde, war recht unwahrscheinlich. Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
»Was ist?«, fragte Megan schläfrig.
»Keine Ahnung«, murmelte er und ging in den Flur hinaus zum Eingang.
»Ja?«, rief er, als es erneut laut an die Tür klopfte. »Was soll der Lärm mitten in der Nacht?«
»Tut mir leid, Major«, sagte eine Stimme draußen im Korridor. »Ich habe hier eine Nachricht von Herzog Edmund für dich und Gräfin Travante.«
Herzer spähte durch den Türspion und erkannte eine der Wachen, doch als er die Tür öffnete, tat er das von der Seite aus und mit einem halben Meter Stahl zwischen sich und dem nächtlichen Besucher.
»Tut mir leid, Major«, sagte der Bote. Es war ein Fähnrich in Arbeitsuniform, und danach zu schließen, wie er nach Pferd roch, war er vermutlich scharf geritten. Er hielt eine Meldetasche in der Hand, die er jetzt öffnete und ihr einen schweren Umschlag entnahm.
»Bleib hier«, knurrte Herzer, nahm den Umschlag mit seiner Prothese entgegen und machte die Tür vor der Nase des Fähnrichs zu. Er ging zur Couch, zündete mit einem Streichholz eine der Lampen an und schlitzte den Umschlag dann mit dem Säbel auf und warf diesen dann auf die Couch.
Er brauchte nicht lang, um die kurze Nachricht zu lesen.
»Verdammte SCHEISSE!«
»DAS GANZE TEAM?«, brüllte Herzer, ohne zu beachten, dass alle im Raum Anwesenden einen höheren Rang als er bekleideten. »Das ganze gottverdammte Team ?«
»Setz dich, Herzer«, sagte Edmund und wies auf einen Stuhl. »Megan, vielen Dank, dass du zu so später Stunde gekommen bist.«
»Kein Problem, Edmund«, sagte Megan und nahm an einem Ende des Konferenztischs Platz. »Das ist eine sehr schlechte Nachricht.«
»Ja, Major.« General Galbreath nickte, nahm einen Schluck von seinem Kaffee und bedeutete einer Ordonnanz, Megan und Herzer einzuschenken. »Das ganze Team. Ikarus existiert nicht mehr.«
»Bei allem gebotenen Respekt, Sir, was zum Teufel ist da passiert?«, fragte Herzer und nahm mit einem kurzen Kopfnicken eine Tasse Kaffee von einem Unteroffizier in Empfang.
»Eine Gruppe Meuchelmörder hat sich in das Trainingslager eingeschlichen«, sagte Edmund. »Wir haben nur die ersten paar Worte über den Semaphor bekommen. Offenbar waren einige davon Menschen, aber der Rest waren irgendwelche großen Käfer, eine Art riesiger Skorpion …«
»Wahrscheinlich Solfugid-Modifikationen«, sagte Megan und schüttelte den Kopf. »Im Grunde riesige Kamelspinnen mit Metallkiefern. Celine hat so etwas auf Minjie Jiaqis Mörder angesetzt.«
»Die Leute haben geschlafen, also sind die Attentäter einfach durch die Baracken gezogen … es gab jedenfalls keine Überlebenden«, sagte Edmund. »Die Meldung klang wirklich sehr schlimm.«
»Hatten die denn keine Wachen?«, knurrte Herzer.
»Sie waren gut bewacht, Major«, erklärte General Galbreath scharf. »Eine Kompanie Legionäre mit Blood Lord-Offizieren. Wir wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist.«
»Wahrscheinlich Giftspinnen«, meinte Megan nachdenklich. »So sind sie zu diesem Dingsbums durchgekommen.«
»Ein Team von der Siebten Legion hat die meisten von ihnen erwischt«, sagte Edmund. »Der Rest ist allem Anschein nach in die Nacht entkommen. Sie halten sich entweder noch irgendwo dort draußen versteckt oder sie machen die Gegend unsicher.«
»Und was nun?«, fragte Herzer.
»Nun, wir werden schleunigst ein neues Team zusammenstellen müssen«, sagte General Galbreath und sah ihn dabei an.
»Du großer Gott«, murmelte Herzer. »Lass mich raten.«
»Du hast’s erfasst«, erwiderte Edmund. »Du bist jetzt der
Führer des Ikarus-Angriffsteams. Gratuliere. Das trägt dir eine Beförderung ein.«
»Heilige Scheiße«, murmelte Herzer. »Ich frage gar nicht erst: ›Warum ich.‹«
»Das ist noch nicht alles«, sagte Edmund und sah dabei Megan an. »Das Team hatte die Systeme des Schiffs analysiert und war zu dem Schluss gelangt, dass es notwendig sein würde, dem Einsatzteam mindestens einen Schlüsselträger beizuordnen. Ich hatte darüber schon mit Sheida gesprochen. Da Norau für diesen Einsatz verantwortlich ist, läuft das auf dich oder mich hinaus. Ich hatte mich mit einigem Nachdruck für mich ausgesprochen. Sheida ist anderer Ansicht.«
»Ich ebenfalls«, sagte Megan
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