Die Nanokriege 4 - Die Flucht
einem langen Rohr mit Metallstacheln an beiden Enden. »Im Handgemenge könnt ihr das gegen euren Gegner drücken und …« Er tippte auf einen Vorsprung am Rohr, der Stachel am Ende schoss heraus. »Einen weichen Anzug durchschlägt das ohne Mühe, einen harten nur dann, wenn ihr ein Gelenk erwischt, und auch dann ist es nicht sicher. Aber wenn ihr euch dabei nicht gut festhalten könnt, jagt euch der Rückstoß für immer in den Weltraum, klar?«
»Klar«, sagte Herzer und hob die Hand.
»Da, halte mal«, sagte Peterka, griff nach einem anderen Rohr und schob den Stachel wieder hinein. Seitlich waren Ausschnitte für die Stachel, und er drückte das ganze Gerät auf den Tisch und stöhnte dabei vor Anstrengung. »Diese Dinger zu spannen ist verdammt mühsam«, stellte er fest. »Sicherung«, fügte er dann hinzu und wies auf einen Schalter. »Entsichern«, sagte er und wies auf den Knopf.
»Gesichert ist es, wenn der Knopf auf Grün steht?«, fragte Herzer und griff vorsichtig nach der Waffe.
»Ja.«
Herzer entsicherte und drückte den Knopf. Der Rückstoß verblüffte ihn; das Rohr flog ihm fast aus der Hand, ohne dass er es gegen etwas gedrückt hatte. »Schwer zu bedienen.«
»Ein Nahkampf Mann gegen Mann im Weltraum ist auch kein Kinderspiel«, sagte Peterka. »Im Allgemeinen wird das
ganze Thema Trägheit freilich maßlos übertrieben. Ihr werdet Magnetstiefel haben. Ihr werdet nicht zustoßen können, ohne die Sorge, ihr oder der Gegner könntet den Fliegenden Holländer machen …«
»Entschuldigung«, fiel Megan ihm ins Wort, »was heißt das?«
»Fliegender Holländer«, sagte Peterka. »Ewig durch den Weltraum zu treiben.«
»Ah«, nickte Megan und verzog das Gesicht. »Danke.«
»Aber ihr könnt den Schwung eurer Waffe nutzen«, sagte Peterka und griff nach der Axt. »Hast du je mit einer Axt trainiert? «, fragte er.
»In letzter Zeit nicht«, gab Herzer zu.
»Dann solltest du auch auf besondere Kapriolen verzichten«, meinte Peterka und hob die Axt. »Nimm dir einen Achter vor. Schwing die Axt auf der einen Seite nach oben und auf der anderen nach unten, dreh dich herum und schwing sie nach oben und auf der anderen Seite herunter«, fuhr er fort und demonstrierte dabei, was er meinte. »Die Pikenseite kannst du für Rüstungen verwenden, die Axt für weiche Anzüge. Versuche nicht , sie deinem Gegner in den Leib zu treiben. Wenn du ihn bei einem Stoß nach unten triffst, wirst du dich selbst damit in die Höhe heben. Du solltest ausschließlich den Schwung der Waffe nutzen. Versuche nicht zu manövrieren; wenn du einen Fuß hebst, wirst du wahrscheinlich davonfliegen. Ihr werdet Sicherheitsleinen haben, aber ich glaube nicht, dass ihr im Kampf genügend Zeit haben werdet, sie zu benutzen. Wir hatten daran gedacht, an den Anzügen kleine Schubaggregate anzubringen, aber die sind verdammt kompliziert zu handhaben, also … keine Schubaggregate. Wenn jemand den Holländer macht, könntet ihr es möglicherweise schaffen, ihn mit einem Shuttle zu bergen.«
»Zweihändig«, stellte Herzer fest. »Keine Schilde. Also keine Möglichkeit, eine Schildermauer zu bilden.«
»Richtig«, nickte Peterka. »Eine Schildermauer ist im Weltraum leicht aufzubrechen.«
»Wie?«, fragte Herzer.
»Mit einem umgekehrten Achter«, erklärte der Zwerg mit einem bösartigen Grinsen. »Du triffst den Schild, während du mit der Axt nach oben fährst. Du wirst gegen die Hülle gedrückt, und dein Gegner hat gerade ein paar Dutzend Kilo Impuls dagegen abbekommen. Entweder der Schild fliegt davon oder er.«
»Fernwaffen?«, fragte Herzer.
»Könnt ihr euch bei Schwerelosigkeit sparen«, sagte Peterka und lachte grunzend. »Du weißt, dass ein Pfeil in die Höhe geht, wenn er abgeschossen wird, ja?«
»Sicher«, meinte Herzer und schüttelte dann den Kopf. »Völlig aus dem Ziel.«
»Er wird einfach ins Nichts davonjagen«, fügte Peterka hinzu. »Das Gleiche gilt für eine Armbrust, wenn auch aus anderen Gründen. Wir hatten an eine Art Luftgewehr gedacht, aber das ist vermutlich die Zeit nicht wert, die man dafür im Training aufwenden müsste.«
»Ein interessantes Sortiment«, lobte Herzer.
»Wir haben noch an ein paar andere Dinge gedacht«, erklärte der Zwerg. »Waffen zum Festklammern oder zum Durchtrennen. Wir haben ein paar davon, falls ihr sie mitnehmen wollt. Aber sie kosten in der Anwendung verdammt viel Zeit. Ich würde empfehlen, dass du ein paar deiner Leute mit Piken ausrüstest.«
»Warum?«,
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