Die Nanokriege - Die Sturmflut
»Du hast Wichtigeres zu tun.«
»Ich werde einen meiner Adjutanten beauftragen«, erwiderte Kabadda.
»Sehr gut«, nickte Edmund und leerte seinen Kaffeebecher. »Ich trinke jetzt noch einen Kaffee und werde dann mit ein paar Leuten im Hauptquartier reden. Das wird etwa eine Stunde in Anspruch nehmen.«
»Jawohl, Sir.«
Edmund ging zu einer Gruppe von männlichen und weiblichen Matrosen hinüber, die unter Aufsicht eines Oberbootsmanns damit beschäftigt waren, etwas aus einem Handbuch zu kopieren.
»Hey, Oberbootsmann«, sagte der Admiral.
»Admiral«, erwiderte der Mann und nahm Haltung an.
»Lass das, wir haben hier zu arbeiten«, erwiderte Talbot. »Wie heißt du, Oberbootsmann?«
»Oberbootsmann Naoko Greter, Sir«, erwiderte der Oberstabsbootsmann. »Leiter der Signalgruppe.«
»Also, Oberbootsmann Greter, für eine Tasse Kaffee würde ich jetzt einen Mord begehen. Wo gibt es welchen?«
»Jemand wird dir welchen bringen, Sir«, beeilte sich der Oberbootsmann zu verkünden. »Besom! Kaffee für den Admiral. Dafür haben wir Läufer, Sir.«
»Ich sehe, das mit der Delegation klappt«, nickte Edmund und reichte seinen Becher einer sehr jungen weiblichen Matrosin. »Also, was macht ihr hier?«
»Das Feuer hat den größten Teil unserer Signalbücher zerstört, Sir«, sagte Greter und verzog das Gesicht. »Und die Druckerpresse, mit der wir sie hergestellt haben. Bis wieder eine Presse funktioniert, müssen wir sie von Hand kopieren.«
»Sind alle Maßnahmen getroffen, um die Presse schleunigst wieder in Gang zu setzen, Oberbootsmann Greter?«, fragte Edmund.
Herzer wunderte sich darüber, wie formell die Frage gestellt war, bis ihm klar wurde, dass Edmund den Namen wiederholte, um ihn sich besser einzuprägen.
»Soweit ich das feststellen kann, ja, Sir«, erwiderte der Oberbootsmann. »Ich habe in der Werkstatt nachgefragt, und die Leute dort haben dem Auftrag höchste Priorität gegeben. Der Rahmen war bereits fertig, aber die Lettern mussten noch bestellt werden.«
»Brauchst du irgendetwas, wobei ich dir behilflich sein kann?«
»Ich habe alle Leute, die lesen und leserlich schreiben können, darauf angesetzt, Sir«, meinte Greter mit einem Achselzucken. »Ich wüsste also nichts.«
»Gut«, meinte Edmund. »Wen sollte ich dann deiner Ansicht nach als Nächsten aufmuntern?«
9
Der Herzog arbeitete sich langsam durch den Saal, plauderte formlos mit dem ranghöchsten Offizier oder Unteroffizier eines jeden Teams, das ihm direkt zuarbeitete. Dabei wurde Herzer deutlich bewusst, dass er die Leute auf subtile Weise aushorchte. Er erfuhr bei diesen Gesprächen nicht nur ihre Namen, sondern verschaffte sich auch ein Gefühl für ihre jeweiligen Fähigkeiten. Sie waren natürlich alle nervös, sich so plötzlich dem neuen Vorgesetzten gegenüberzusehen, der Admiral Draskovich so abrupt abgelöst hatte. Die Zerstörung des Hauptquartiers hatte für jeden Einzelnen von ihnen Probleme mit sich gebracht, und Herzer wurde klar, dass sich der Herzog, auch wenn er den Eindruck erweckte, bloß zu plaudern, auf die Weise Klarheit verschaffte, wer von seinen Leuten den bevorstehenden Herausforderungen gewachsen war und wer nicht. Es war eine Binsenwahrheit, dass es Leute gab, die damit fertig wurden, wenn man sie aus ihrem Trott riss, und andere, denen das unmöglich war. Das Militär brauchte beide Typen, schließlich gab es auch eine ganze Menge höchst langweiliger Tätigkeiten. Aber die Nützlichsten waren natürlich im Großen und Ganzen diejenigen, die sich dem Chaos gewachsen zeigten und imstande waren, Ordnung hineinzubringen. Unglücklicherweise schien dieses Hauptquartier ernsthaft Mangel an solchen Qualitäten zu leiden.
Insbesondere die für diese Einsätze zuständige Abteilung Operations, kurz Ops genannt, schien wie ein kopfloses
Huhn herumzulaufen. Zahllose Meldungen türmten sich zu immer höher werdenden Papierbergen, lieferten Standorte von Schiffen oder enthielten häufig die Bitte um Verstärkung. Edmund blätterte sie durch und gab dann die Papiere an Herzer weiter.
Der wiederum staunte über … den Ton …, in dem viele der Meldungen abgefasst waren. Die meisten noch verbliebenen Trägerkapitäne wie auch die Kommandeure der ihnen beigeordneten Ballistafregatten fragten schlicht und einfach, was sie tun sollten. Nicht wohin sie sich begeben oder wo sie sich sammeln sollten, sondern was sie bezüglich der Gefechtsschäden an ihren Schiffen unternehmen sollten. Natürlich gab es auch
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