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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Ordnung …«, ergänzte Ryffel.
    »… plus betrügerischen Auftretens als Agent des Magianalytischen Abschirmdienstes …«, sagte Strappado.
    »…äh … und betrügerischen Auftretens als Angehöriger einer auffällig buntgefiederten Vogelart?« schlug Ryffel vor.
    »Und Diebstahl meiner Amtskette!« schrie Meyer Khulpa, der hinter einer der steinernen Giftschleichen hockte.
    »Ruhe jetzt!« brüllte Überwachtmeister Strappado wütend. »Ich leite diese Aktion, und deshalb gehört er mir, verstanden? Irgendwelche Einwände? Will jemand was dazu sagen, he?«
    Quintzi zuckte die Achseln und seufzte. »Arschloch«, war alles, was er noch sagen konnte, bevor er abgeschleppt und über den verwüsteten Rathausplatz geschleift wurde. Vielleicht hätte ich, dachte er trübsinnig … wenn ich mich nur ein bißchen mehr angestrengt hätte … vielleicht hätte ich dann eine geeignete Fluchtmöglichkeit vorhergesehen.
     
    Zum Glück sah sich Wachtmeister Ryffel nicht genau in dem Moment noch einmal um, als Hogshead unter einer Plakatwand herauskroch, die bei der Massenflucht umgerissen worden war. Zum Glück für Hogshead, weil Ryffel sonst vermutlich begeistert aufgeschrien und ihn wegen zweifachen Mordes ins Gefängnis geworfen hätte; zum Glück auch für Ryffel selbst, dessen Verstand heillos überfordert gewesen wäre, wenn er eine plausible Erklärung dafür hätte finden müssen, wie es Hogshead so schnell hatte gelingen können, mit jenem Alten den Platz zu tauschen, der augenblicklich mit seiner, Ryffels, tätigen Mithilfe in Gewahrsam genommen wurde. Und dann gab es da noch jemanden, der einen Vorteil davon hatte: ein auffällig farbenfroh bekleideter Zauberer, der von allen vergessen auf der obersten Treppenstufe lag und an dessen Unterarm unentwegt eine kleine Zapfvorrichtung suckelte.
    Hogshead sah sich verdattert um, japste entsetzt und rannte die Rathaustreppe hinauf.
    »Merlot! Nein!« schrie er entsetzt, als er das scheußliche Schlürfen hörte. »Nein, nein!« Ohne lange zu überlegen, riß er die Hextirpatornadel aus dem kraftlos bleichen Unterarm und warf das verhaßte Gerät an die Wand. Es knallte an eine Fensterbank, der Glaskolben zersprang, das erhitzte Öl spritzte hoch auf, fing Feuer und entzündete sich mit einer blau und gelb lodernden Stichflamme. In der sengenden Hitze der Explosion schien jedes Sauerstoffmolekül zu verbrennen, Hogshead blieb einen endlosen Augenblick lang die Luft weg.
    »Na, geht’s wieder?« krächzte Merlot schwach.
    »Es ist abscheulich! Es ist … ist …«
    »Gefährlich?«
    »Schlimmer. Nachdem ich erlebt habe, wo es hinführen kann … es ist …«
    »Magie!« hustete Merlot und starrte Hogshead giftig an. Hogshead war verstört: Es sah beinahe so aus, als würde der Bart des Zauberers … verblassen! »Hab dir doch immer gesagt, daß Magie gefährlich ist, oder?« flüsterte Merlot. »Aber du wolltest ja nicht hören. Nein, du wolltest partout nichhh … Pah! Junge Leute wissen ja immer alles besser.«
    Stumm vor Entsetzen sah Hogshead, daß Merlot durchscheinend schimmerte. Einen Augenblick lang sah er die Sprünge in der Steintreppe durch den Körper des alten Zauberer scheinen, sie grinsten ihn an wie ein kubistischer Aasgeier, der nur noch abwartete, bis geschah, was unvermeidlich geschehen mußte.
    »Nein, Merlot! Nicht!« Hogshead packte den Zauberer an den Schultern und schüttelte ihn.
    »Und Strahlblaue Brandschleichen …? Glaubst du immer noch, daß dir so was gefallen würde, hmmm?« Merlots Mundwinkel zuckten leicht.
    »Nein. Ich will nie wieder … Merlot!«
    Der Blick des Zauberers trübte sich, seine Augen schienen die Ewigkeit näher kommen zu sehen, die Lider schlossen sich …
    »Nein! Nicht! Bitte … Merlot!«
    Hogshead suchte verzweifelt nach einem letzten Lebensfünkchen in Merlots Gesicht.
    Niemand sah die drei Lichtpünktchen, die aufgeregt hinter Hogshead herumflitzten.
    »Ich meine, wir sollten«, sagte Nimlet.
    »Ich kann da nicht zustimmen, Kollegen«, widersprach Skarg’l. »Schließlich liegt uns kein ordnungsgemäß abgefaßter Antrag vor.«
    »Was? Nur weil er nicht ›Ich wünsche mir …‹ gesagt hat?« fauchte Nimlet.
    »Ich hab mich schon so auf die Bastelei gefreut«, meinte Udio. »Richtig reingesteigert hab ich mich schon. Und jetzt – also jetzt komm ich mir fast verscheißert vor.«
    »Genau!« sagte Nimlet bestimmt. »Los! Worauf wartet ihr noch?«
    Und schon war er weg. Er flitzte nach unten, dorthin, wo der

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