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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Nach einem kurzen Wortwechsel rief einer von ihnen in Richtung Tor: »Alles in Ordnung. Lage im Griff!«
    Die übrigen beiden Personenschützer und Hashmat selbst kamen daraufhin aus ihrer Deckung und gingen durch das offene Tor.
    Der Warlord stieg aus und trat kurz darauf ebenfalls zu der Gruppe. Streng schaute er auf den jungen Soldaten in dem ölverschmierten Kaftan. Er sah sofort, dass die Pupillen der dunklen Augen, die ihm unter einem schmutzigen Turban angstvoll entgegenblickten, geweitet waren. In seiner zitternden Hand hielt der Mann ein massives Vorhängeschloss.
    Hashmat wandte sich an Kalakani und sagte mit unbewegter Miene: »Du wirst es nicht glauben, ehrwürdiger Abdul, aber er wollte nur das Tor abschließen. Als die Streife vorhin nach ihrer Zaunkontrolle von außen wieder hier durchfuhr, haben die Männer festgestellt, dass das Schloss eingerostet war. Dieser hier hat aus dem Lager ein neues geholt und wollte das jetzt anbringen.«
    Eine unangenehme Pause entstand, in der der junge Kämpfer weiter in sich zusammenzusacken schien. Schließlich wandte der Warlord sich an ihn und fragte in scharfem Ton: »Wieso hast du das Tor nicht wenigstens provisorisch geschlossen, als du losgefahren bist, um das Schloss zu holen? Wie lange standen denn die Torflügel ohne Bewachung offen?«
    »Nur ein paar Minuten, ehrlich, verehrter Abdul, nur ganz kurz … «, stammelte der Mann verzweifelt.
    Kalakani schüttelte den Kopf und wandte sich an Hashmat: »Fahr sofort zu Jamals Haus. Er wird vermutlich auf seiner schattigen Veranda sitzen und Tee trinken. Er soll sofort hierher kommen.« Dann drehte er sich auf dem Absatz um und begab sich wieder zu seinem Fahrzeug.
    Hashmat rief seinen Männern ein paar kurze Befehle zu, stieg dann in den Geländewagen, mit dem der unglückliche Kämpfer hergekommen war, und verschwand mit einer gewaltigen Staubwolke im Lagerinneren.
    Lange brauchte der Warlord nicht zu warten, nachdem er in seinem Ledersessel im Fonds Platz genommen hatte. Nach wenigen Minuten schon kam das Fahrzeug wieder aus dem Inneren des Lagers zurück. Die Beifahrertür wurde aufgestoßen und Oberst Jamal, Chef seiner Truppen und Kampfgefährte aus gemeinsamen Mudschaheddin-Tagen, eilte auf ihn zu. Er war von kleiner, drahtiger Figur und hatte einen gepflegten eisgrauen Bart, der sein scharf geschnittenes, tief zerfurchtes Gesicht gänzlich umrahmte. Er trug einen hellen Tarnanzug mit bunten Schulterstücken, und seinen Kopf krönte ein dunkelbrauner Turban. In Hüfthöhe hatte er einen breiten ledernen Gürtel umgeschnallt, an dem eine große Pistolentasche hing. Mit ein paar Schritten erreichte er den Wagen, blieb neben der Fondstür stehen und blickte durch die geschlossene Scheibe auf Kalakani.
    Der aber stieg nicht aus, öffnete auch die Tür nicht, sondern drückte lediglich den Knopf für den elektrischen Fensterheber. Die Scheibe glitt nach unten. Jamal stand nun direkt davor.
    Kalakani blickte starr nach vorn und würdigte ihn keines Blickes. »Du hast sicher von Hashmat schon erfahren, was hier passiert ist?«
    Jamal wollte etwas antworten, doch der Warlord hob knapp seine Hand und fuhr mit eiskalter Stimme fort: »Ich dulde keine derartigen Fahrlässigkeiten, Jamal. Der Mann ist offensichtlich im Rausch. Ich will gar nicht wissen, wie er hier im Lager an das Zeug gekommen ist … «
    Wieder versuchte der Oberst, das Wort zu ergreifen. Der Fürst aber fuhr fort, ohne seine Stimme zu erheben: »Wie kannst du es wagen, deine Pflichten so zu vernachlässigen? Deine Leute nehmen am helllichten Tag Drogen, während sie Dienst haben. Hast du dir den Mann einmal angesehen? Er sieht in seiner schmutzigen Kleidung aus wie ein Bettler. Außerdem stinkt er wie ein geiler Ziegenbock!«
    Seine Gelassenheit war jetzt verflogen. Er wandte Jamal das Gesicht zu und schrie ihn wütend an: »Meine Kämpfer verlottern vor deinen Augen! Und du sitzt in deinem Haus, trinkst Tee und lässt sie gewähren!«
    Schnell brachte er sich wieder unter Kontrolle und fuhr mit ruhiger Stimme fort: »Ich werde mir Gedanken über dich machen, während ich nach Hause fahre. Du solltest dies ebenfalls tun. Wir sehen uns ja morgen Abend.« Dann rief er durch das offene Fenster: »Hashmat, wir fahren!«, ließ die Fensterscheibe hochgleiten und lehnte sich in seinen Sitz zurück.
    Die Bodyguards stiegen in ihren Wagen, Hashmat setzte sich wieder auf den Beifahrerplatz, die Fahrzeuge wendeten und fuhren los. Kalakani drehte sich um und

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