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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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den Flug der Rakete aus seinem Versteck in den Bergen heraus beobachtet hatte.
    Das hatte denen da unten sicher einen gehörigen Schreck eingejagt, freute er sich.
    Neben ihm stand Dawud, der über ein Funkgerät mit seinen Männern sprach. Die hatten ein paar hundert Meter entfernt ihr selbstgebautes Abschussgestell aus Eisenstangen aufgestellt und davon die Rakete abgeschossen.
    »Man kann mit den Dingern nicht treffen, wenn man keine richtige Abschusseinrichtung mit Visier hat«, wandte sich der Talibanführer erklärend an Jamal.
    »Macht nichts, Dawud. Ist sogar gut so. Deshalb habe ich ja gesagt, ihr sollt direkt auf ihre Fahrzeuge zielen«, kicherte Jamal vergnügt. »Bei euren Schießkünsten die sicherste Methode, dass die Rakete daneben geht. Ich wollte sie nur erschrecken. Wir wollen sie schließlich noch eine Zeit lang beschäftigen.«
    Der vollbärtige Talib blickte ihn aus seinen dunklen Augen finster an. »Deine Scherze sind völlig unangemessen, Jamal. Wir können diese ungläubigen Hunde jederzeit töten, wenn wir es wirklich wollen.«
    »Natürlich, Dawud, natürlich. Ich wollte dich und deine Leute nicht beleidigen«, beeilte sich Jamal zu versichern. »Ich fahre heute noch zu Abdul Kalakani und werde ihm berichten, wie gut die Zusammenarbeit mit dir und deinen Leuten läuft.«
    Anscheinend besänftigt nahm Dawud das Funkgerät hoch und teilte seinen Männern mit, dass die Aktion beendet sei und sie zum Pass kommen sollten. Dann wandte er sich wieder zu Jamal und fragte: »Wie geht es jetzt weiter? Wann sollen wir sie wieder beschießen?«
    »Jeden Tag, wie von Abdul angeordnet. Immer eine Rakete, aber natürlich immer von einer anderen Stelle aus. So hat er das befohlen.«
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass Abdul uns nichts zu befehlen hat, Jamal?«, gab der Talib wütend zurück. »Er hat ein paar Raketenangriffe von uns … erbeten. Wir führen sie aus, weil wir ihm verbunden sind, und weil es dem Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen dient. Aber Befehle nehme ich nur von Mullah Omar entgegen, möge Allah ihn schützen.«
    Jamal schien es im Augenblick nicht angebracht, den Gotteskrieger daran zu erinnern, dass er ihm von Kalakani einen stattlichen Stapel Dollarnoten für seine Dienste übergeben hatte. Stattdessen erwiderte er in freundlichem Ton: »Ist ja in Ordnung, Dawud. Wir sind uns einig. Jeden Tag eine Rakete, immer von einem anderen Ort abgeschossen, immer zu einer anderen Tageszeit.«
    »Das sind also zehn Tage«, stellte Dawud sicherheitshalber noch einmal klar. »Zehn Tage lang täglich eine Rakete. Danach höre ich wieder von dir.«
    Für mehr reicht ihm das viele Geld also nicht, dachte Jamal und seufzte unhörbar. Laut sagte er: »So machen wir es. Möge Allah dich schützen!«
    Damit wandte er sich ab und blickte den engen Pass hinunter bis zu einer in den Fels gesprengten Stelle, an der er seinen Geländewagen abgestellt hatte.
    Kaum hatte er den ersten Schritt gemacht, spuckte Dawud hinter ihm kräftig aus. Dann stieß er ein verächtliches »Elender Söldner!« hervor – gerade laut genug, dass Jamal es noch hören musste.
    Der biss die Zähne aufeinander, kämpfte seinen aufsteigenden Zorn nieder und setzte seinen Weg scheinbar unbeeindruckt fort.
    Besser jetzt keinen Streit vom Zaun brechen! Sehr bald schon würde der Kerl ihm den nötigen Respekt zollen müssen …
    *
    In der Operationszentrale des Regionalkommandos Nord im Camp Marmal herrschte noch Hochbetrieb, obwohl die Uhr über der Tür bereits ein Uhr morgens anzeigte.
    Im Halbrund um die großen Wandkarten diskutierte man seit Stunden die neue Lage nach dem Raketenüberfall auf die Patrouille.
    Johannes war noch keine Stunde im Camp gewesen, hatte gerade damit begonnen, sein Handgepäck auszupacken und sich in seinem schmalen Zimmer ein wenig einzurichten, da war er bereits in die Operationszentrale befohlen worden. Seine Anwesenheit sei dringend notwendig, ließ der Kommandeur ihm ausrichten.
    Das passte ihm überhaupt nicht. Hauptfeldwebel Sahler hatte sich inzwischen um seine Leute gekümmert, die Belegung der Unterkünfte und die Ausgabe der persönlichen Waffen überwacht. Bald waren sie sicher so weit, die Fahrzeuge zu übernehmen. Nun musste Paule auch das ohne ihn durchziehen.
    Als er im Gefechtsstand eintraf, erhielt er vom Einsatzoffizier sofort ein Briefing über den Raketenangriff.
    Der Kommandeur, ein Generalmajor, trat hinzu und wandte sich direkt an ihn: »Es tut mir wirklich leid, dass wir

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