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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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jungen Männer und fragte: »Und die Planung für diese Geiselnahme … «
    » … steht schon, ist fix und fertig, Vater!«, fiel Sayed ihm mit unverkennbarem Stolz ins Wort.
    »Ich bin beeindruckt. Das gilt nicht nur für dich, mein Sohn. Auch Hashmat stellt gerade unter Beweis, dass meine Entscheidung richtig war.« Kalakani stand auf, streckte sich und sagte entschlossen: »Gut, machen wir es so. War das jetzt alles?«
    »Ja, Vater«, antwortete Sayed. Hashmat nickte zustimmend.
    »Nun also: Heute Nachmittag ist ja sowieso ein Treffen mit Jamal geplant. Dabei können wir dann gleich alle Details des Planes genau festlegen.«
    »Natürlich weiß er noch nichts von unserer Idee mit der Geiselnahme, schließlich mussten wir zunächst deine Entscheidung abwarten. Aber er wird da sein«, sagte Sayed. »Ich konnte ihn über Funk allerdings bisher nicht erreichen. Keine Ahnung, wo er steckt.«
    »Versuch es weiter. Er wird wieder zu lange geschlafen haben«, entgegnete sein Vater. »Wenn wir mit der Planung dort fertig sind, müssen wir noch nach Jalani-Kalay fahren. Ich will mir vor Ort ein Bild machen über die Arbeiten zur Tarnung unserer Fabrik.«
    Er wandte sich um und ging auf die Tür zu, die in seine Privatgemächer führte. Als er den Türdrücker schon in der Hand hatte, hielt er inne und drehte sich zu den jungen Männern um, die inzwischen respektvoll aufgestanden waren. »Hashmat, du kümmerst dich um die Autos. Wir brechen gleich nach dem Essen auf. Hol mich dann ab, Sayed!«
    Damit schloss er die Tür hinter sich, um vor dem Essen ein wenig Ruhe zu finden. Es war wichtig, den neuen Plan noch einmal gründlich zu überdenken.
    Geiselnahme, dachte er versonnen, das wäre mir selbst nicht eingefallen.
    Damit würden sie eine Lawine lostreten.
    Einen solchen Schlag würden die ISAF-Kommandeure nicht ohne weiteres hinnehmen, auch nicht die der Deutschen.
    Aber er kannte ihre Befindlichkeiten gut genug, um zu wissen, dass eine Geiselnahme an ihren eigenen Leuten sie in die Knie zwingen würde. Niemals würden sie das Leben ihrer Soldaten leichtfertig aufs Spiel setzen.
    Damit hätte er sie in der Hand.
    Kalakani trat ans Fenster und fuhr mit den Händen über sein Gesicht. Er spürte einen feinen feuchten Film auf der Stirn, und unvermittelt überfiel ihn ein rätselhaftes Unbehagen.
    Er glaubte nicht an Vorahnungen, aber …
    Würde er mit einer Geiselnahme den Feind zu sehr reizen? Überzog er sein Spiel?
    Ein in die Enge getriebener Feind war doppelt gefährlich …

11
September
Türkei
    Erst ein gleißend heller Lichtstrahl. Einen Wimpernschlag später ein Knall und der Einschlag des Geschosses direkt über seinem Kopf.
    Johannes ließ sich die Treppe hinunterfallen und kauerte sich auf den Salonboden. Grelles Licht schien oben durch den Niedergang und erleuchtete die Decke des Salons.
    Nicht schwer zu erraten, was passiert war: Sie hatten einen Suchscheinwerfer auf dem Motorsegler gefunden. Nun konnten sie ihr Ziel nach Belieben ausleuchten.
    Ein zweiter Schuss, aber kein Einschlag.
    Hilflos lag er auf dem Boden und wartete. Einige Sekunden lang geschah nichts, dann folgten mehrere Schüsse hintereinander, und das Funkgerät zerbarst mit lautem Splittern. Kleine Teile fielen auf den darunter liegenden Kartentisch und rieselten Johannes auf den Kopf.
    Zwei weitere Schüsse, die jedoch anscheinend nichts trafen.
    Dann wieder eine lange Pause.
    Durch die Kajütfenster sah er den Lichtstrahl des Scheinwerfers außen unruhig über das Deck der Yacht tanzen.
    Das war ’s mit meinem Schwimmausflug, dachte er wütend. Keine Chance, im Licht des Scheinwerfers unbemerkt ins Wasser zu gelangen. Mit dem Scheinwerfer würden sie ihn schnell entdecken und könnten ihm bei bester Beleuchtung in aller Ruhe den Schädel durchlöchern …
    Plötzlich das unverkennbare Rasseln einer Ankerkette.
    Verdammt, sie lichteten ihren Anker! Und das sicher nicht für eine nächtliche Ausflugsfahrt!
    Fieberhaft überlegte Johannes. Was konnte das bedeuten?
    Was hatten sie jetzt vor?
    Der Klang ihrer Schusswaffen, vor allem aber die wenigen Treffer bei so vielen Schüssen bewiesen, dass sie nur Pistolen zur Verfügung hatten. Die Reichweite von Pistolen war eben begrenzt. Selbst die von sehr guten.
    Sie mussten näher an ihr Ziel heran. Das war es! Deshalb gingen sie nun ankerauf und starteten den Motor.
    Neben seinem Kopf spürte Johannes eine Bewegung. Er schirmte die Taschenlampe mit einer Hand ab, knipste sie kurz an und hob den

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