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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Ihnen nicht einmal die Zeit lassen können, hier richtig anzukommen. Aber wir müssen sofort über einen besseren Schutz unserer Patrouillen sprechen. Da wollte ich Sie gleich dabei haben. Schließlich sind Sie ja in den nächsten Monaten für den Einsatz der QRF verantwortlich.«
    Schnell war man sich in der Beurteilung der Lage einig.
    Taliban.
    Die Nachrichtenleute berichteten von einem verstärkten Einsickern der ,Gotteskrieger’ aus ihren Rückzugsgebieten in Pakistan zurück nach Afghanistan.
    Die Aufständischen erstarkten wieder. Nach fast zehn Jahren Einsatz der ISAF. Vor zwei Wochen hatte auch die Bundeswehr wieder drei Todesopfer zu beklagen.
    Wofür?
    Johannes zuckte zusammen. Gefährliche Frage.
    Nicht jetzt!
    Ein amerikanischer Major von den Marines nahm ebenfalls an der Besprechung teil. In großer Zahl waren inzwischen US-Truppen im Camp Marmal eingetroffen und hatten sich in ihrem neuen Lagerabschnitt eingerichtet.
    »Das hier ist doch gleich eine gute Gelegenheit, unsere gemeinsamen Einsätze zu erproben«, schlug der US-Major vor.
    Johannes sah zum Kommandeur hinüber. Dessen sorgenvoller Gesichtsausdruck überraschte ihn nicht.
    Fünfundzwanzig deutsche Soldaten, ausgebildet für Kampfeinsätze, waren heute hier eingetroffen. Doppelt so viele aber würden morgen mit derselben Maschine nach Hause zurückfliegen.
    Strategiewechsel.
    Einige Patrouillen konnten die Deutschen wohl noch fahren, an größere Operationen mit eigenen Kräften allein war aber bei dieser Personallage nicht zu denken.
    »Die Einzelheiten dazu besprechen Sie bitte mit Captain Clasen von unserer Task Force«, sagte der Kommandeur und deutete auf Johannes. »Er wird mit Ihnen, Major, eng zusammenarbeiten.«
    Nachdenklich stieg Johannes zwei Stunden später in seinen Geländewagen.
    Mit Jim Woods, dem Major der Marines, würde er gut auskommen, kein Zweifel. Aber ihm kamen auf einmal die Diskussionen an der Bar des Offizierheims zu Hause wieder in den Sinn. Oft war es dabei um dieses Thema, um die gemeinsamen Einsätze gegangen. Darum, dass die US-Streitkräfte einen anderen Auftrag hatten als die Bundeswehr, ganz andere Befugnisse. Und unweigerlich kam dann immer die Frage auf, ob sie denn die gleichen Ziele in diesem Land verfolgten.
    Hatten sie das überhaupt jemals getan?
    Zu spät. Die ganze Grübelei nützte nichts, schon gar nicht hier im Einsatz.
    Unversehens erschien das Kauzgesicht von Oberfeldwebel Miesner vor seinem geistigen Auge, und Johannes musste schmunzeln.
    »Sauf dich voll und friss dich dick und halt das Maul von Politik«, hatte sein Zugführer in der Grundausbildung vor vielen Jahren immer gereimt, wenn ihm die kritischen jungen Offizieranwärter auf die Nerven gingen. »Wir haben unseren Auftrag zu erfüllen – basta!«
    Sein Auftrag hier war klar. Er hatte seine Befehle – und niemand fragte danach, ob die ihm gefielen.
    Oder welche Gedanken ihn Umtrieben.

13
September
Türkei
    Wer, zum Teufel, waren diese Leute?
    Johannes grübelte verbissen, während er in vollständiger Dunkelheit hinter der halb geöffneten Tür zur Achterkajüte kauerte.
    Er kam einfach auf keine plausible Antwort.
    Im Moment aber konnte es ihm eigentlich egal sein, wer sie waren. Er hatte sich darum zu kümmern, dass er die nächsten Minuten überlebte. Und die Chancen dazu waren nicht gerade rosig.
    Sein Versteck hatte er spontan gewählt. Zu längeren Überlegungen war keine Zeit, denn seine Verfolger waren jetzt nur noch wenige Meter von der Akgül entfernt, wie das nahe Motorgeräusch bewies.
    Wenn er hinter der Tür hervorsah – so viel konnte er im Schein seiner Taschenlampe feststellen hatte er einen guten Blick schräg hinüber zur Nasszelle an Backbord, hinter der das Salonsofa begann.
    Dort in der Ecke, von hier unsichtbar, saß das Krokodil.
    Sein aufgeblasenes Double.
    Zumindest hoffte er, dass es diese Rolle wenigstens für ein paar Sekunden spielen würde. Ein Eindringling musste nämlich ziemlich weit in den Salon hineingehen, bis er es entdeckte.
    Der Augenblick, in dem Johannes ihn von hinten angreifen konnte.
    Der Überraschungseffekt war sein einziger Trumpf. Mehr hatte er nicht aufzubieten in diesem ungleichen Kampf – außer dem Fleischmesser aus der Kombüsenschublade, das er mit seiner rechten Hand umklammert hielt.
    Mit einem heftigen Stoß prallte der stählerne Motorsegler auf das Heck der Akgül. Dann ein nicht enden wollendes Knirschen, das Johannes durch Mark und Bein fuhr. Die Yacht machte einen

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