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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Satz nach vorn, so dass er fast durch die Tür in den Salon geschleudert wurde. Mit Mühe konnte er sich gerade noch am Schott abstützen.
    Wahrscheinlich hatte der Bug des Stahlschiffes bei diesem extravaganten Anlegemanöver den Heckkorb der viel niedrigeren Kunststoffyacht aus dem Deck gerissen.
    So hatte es sich jedenfalls angehört.
    Durch die Gardinen vor den kleinen Luken der Achterkabine fiel ein heller Schein.
    Sie hatten ihren Scheinwerfer wieder in Gebrauch!
    Nach dem Aufprall herrschte zunächst Stille, dann jedoch meinte Johannes, ein Flüstern zu hören. Er konzentrierte sich, hörte genau hin.
    Eindeutig, sie flüsterten miteinander. Verstehen konnte er nichts, aber er stellte wieder einmal fest, dass es bei völliger Stille kaum ein weiter tragendes Geräusch gab als solch zischendes Flüstern.
    Was mochten sie aushecken?
    Wahrscheinlich wunderten sie sich, dass sich auf der Yacht nichts rührte. Und nahmen hoffentlich an, er läge tot oder schwer verletzt im Schiff.
    Gut so! Der Verdacht auf einen Hinterhalt sollte ihnen besser nicht kommen. Das würde ihre Vorsicht erhöhen – und seine Chancen verringern.
    Vermutlich lagen sie jetzt hinter dem Schanzkleid am Bug des großen Schiffes und versuchten zu entdecken, ob er sich irgendwo da oben verbarg, vielleicht unter der weit in das Cockpit hineinragenden Sprayhood. Im Licht ihres Scheinwerfers würden sie aber schnell erkennen, dass das Deck der Akgül leer war.
    Und dann mussten sie herunterkommen.
    Es blieb ihnen gar nichts anderes übrig, wenn sie sich vergewissern wollten, dass sie ihn schon getötet hatten.
    Oder um dies andernfalls nachzuholen.
    Die Frage war nur, ob sie zu zweit kamen oder einer allein.
    Genau an dieser Frage entschied sich sein Schicksal in den nächsten Minuten. Kamen beide, hätte seine provisorische Falle keine Chance, zuzuschnappen. Er stellte sich vor, einer von ihnen ginge durch den Salon, während der andere am Niedergang, ebenfalls die Pistole im Anschlag, seinen Kumpan sicherte. Dann säße er mitten zwischen ihnen.
    Käme er aus seinem Versteck hervorgestürmt, könnte ihn der Mann am Niedergang sofort erschießen. Bliebe er drin, würden sie ihn schnell finden und dasselbe tun.
    Doch er hatte eine Hoffnung: Sie würden wahrscheinlich einen Mann auf dem Motorsegler zurücklassen, der die Maschine und das Ruder bedienen musste, falls eine schnelle Flucht nötig wurde. Unter einer Bedingung: Der Engländer war kein Komplize von ihnen, sie hatten ihn getötet und mussten daher allein mit dem großen Schiff fertig werden.
    Er schämte sich dafür, daran seine Überlebenschance zu knüpfen, aber …
    Ein dumpfer Aufprall an Deck. Dann wieder Stille.
    Einer von ihnen war an Bord gesprungen.
    Wo war eigentlich die Katze? Er konnte nur hoffen, dass sie sich ein sicheres Versteck gesucht hatte. Zu hören war jedenfalls nichts von ihr.
    Aber auch vom Deck oben kam kein Geräusch. Keine Schritte, kein Flüstern mehr.
    Warten. Etwas anderes blieb ihm nicht übrig.
    Warten und volle Konzentration auf ein Geräusch, das ihm anzeigte, wohin der Mann sich bewegte.
    Vorsichtig versuchte Johannes, sich etwas zu lockern. Um sich hinter der Tür verbergen zu können, musste er bei seiner Größe eine Körperhaltung einnehmen, in der ihm langsam die Beine einschliefen. Außerdem hatte der Wind deutlich aufgefrischt und der Schiffsboden hob und senkte sich in der Dünung. Schwer, dabei in der Hocke die Balance zu halten.
    Ein leises Knirschen kam von oben, direkt über ihm.
    Diese Großserienyachten hatten auch ihr Gutes! Mit den Jahren war das Laminat des Decks schon ein wenig weich geworden und gab daher dieses unverkennbare Geräusch von sich, wenn man darüber ging. War das Schiff in Fahrt, vor allem unter Segeln, fiel das nicht auf. Aber jetzt war es unüberhörbar.
    Johannes lauschte angestrengt.
    Kein Knirschen mehr von oben. Das einzige Geräusch, allerdings ein scheußliches, machte der stählerne Bug des Motorseglers, wenn er in der Dünung dumpf an den Rumpf der Akgül schlug.
    Plötzlich wurde es in der Kajüte hell. Licht fiel für ein paar Sekunden durch die Ritze an der Tür, hinter der Johannes kauerte. Dann erlosch es wieder, und noch einmal hörte er das Knirschen des Laminats an Deck.
    Offenbar hatte der Mann von oben am Niedergang mit einer Taschenlampe in das Innere des Schiffes hineingeleuchtet und war dann sofort zur Seite getreten, um kein Ziel abzugeben.
    Er war vorsichtig, der verdammte Kerl. Immer noch schien

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