Die Narben der Hoelle
Freiburg verlegt werden.
Wie weit war er inzwischen, was brachte er mit? Was wusste er bis jetzt eigentlich?
Müde schloss er seine Augen.
»Geruhen Herr Hauptmann zu schlafen?«
»Hallo Paule! Schön, dass du noch mal gekommen bist.« Johannes riss erfreut die Augen auf.
»Das hatten wir doch verabredet, Jo.« Paul Sahler setzte sich neben Johannes auf die Bank. »Sieh mal, was ich mitgebracht habe!« Er stellte einen rechteckigen Spankorb zwischen sie, gefüllt mit Erdbeeren. »Frisch vom Feld! Hab ich eben noch in einem Dorf auf dem Weg gekauft.«
»Klasse, ich liebe Erdbeeren«, sagte Johannes, nahm sich eine, entfernte den Stängelansatz und steckte sie sich in den Mund.
»Weiß ich doch.« Auch Paule nahm sich eine Erdbeere.
Eine Zeit lang saßen sie schweigend beieinander und verzehrten schmatzend die süßen Früchte.
Plötzlich murmelte Johannes kauend: »Also: Ich rufe ,Angriff!’. Dann stürmen wir hinein, du und ich und Mertens.«
Paule nickte und schwieg.
»So, bis hierhin kann ich mich erinnern. Und nun hör noch mal zu, ob ich das, was dann kam, endlich richtig drauf habe … «
Paule steckte sich noch eine Erdbeere in den Mund und sagte gleichmütig: »Dann mal los.«
Johannes wischte sich mit seinem Taschentuch den roten Saft von den Fingern und legte die Hände auf die Knie. Sein Blick ging über die kleine Wasserfläche des Teichs, ohne dass er etwas wahrnahm.
»Unser Zugang ist nicht bewacht. Sie haben ja nicht gewusst, dass wir ihr Versteck kannten. Jassner bleibt oben zur Sicherung. Wir kommen in einen langen Gang, der steil nach unten führt, müssen uns bücken, weil die Felsen von der Decke in den Gang hineinragen, richtig?«
»Richtig.«
»Plötzlich Schüsse in der Ferne. Da trifft Jim Woods wohl auf die ersten Taliban. Die eröffnen das Feuer auf ihn und seine Leute. Jim ist ja vor uns am anderen Ende in die Höhle rein, um die Kerle von uns abzulenken. Das hat auch geklappt, oder?«
»Hat es.«
»Gut, Jim macht also Lärm, und die Taliban rennen wie wild in seine Richtung und gehen auf ihn und seine Leute los. Wir bleiben aber unentdeckt und laufen weiter, bis wir vor einem Höhlenraum mit Ölfunzeln ankommen. Bis dahin hat sich uns niemand in den Weg gestellt. Richtig?«
Paule murmelte mit vollem Mund: »Jo, wenn du willst, dass ich dir in der Klapsmühle Gesellschaft leiste, dann frag nur weiter nach jedem zweiten Satz ,Richtig?’ … «
»Okay, entschuldige. Ich frag nicht mehr. Aber du musst mich unterbrechen, wenn ich etwas Falsches … «
»Jo!«
»Ist ja gut, sei nicht so streng mit den Irren!« Johannes lehnte sich zurück. »In der großen Höhle sind viele Taliban. Sie schreien durcheinander. Einige rennen auf die andere Seite zu dem Gang, aus dem der Gefechtslärm kommt. Uns haben sie nicht entdeckt. Du tippst mir auf die Schulter und zeigst nach rechts. Dort ist ein weiterer Höhlenraum. Und ich sehe die Geiseln. Die liegen auf Pritschen – mit verbundenen Augen.
Du sagst zu mir, dass du versuchen willst, von hinten an sie heranzukommen … « Er stockte. »Da hakt es, Paule. Woher wusstest du, dass es möglich war, von hinten an die Geiseln heranzukommen?«
»Eigentlich sind das keine verschiedenen Höhlenräume. Genau betrachtet ist es ein einziges riesiges Loch im Berg, in dem eine Menge Felsen herumstehen. Wie Wände. Aber alles ist irgendwie miteinander verbunden.«
Paule stand auf, bückte sich, glättete mit der Handfläche den feinen Sand vor der Bank und zeichnete mit dem Zeigefinger einen groben Grundriss. »Sieh mal, wir lagen direkt hinter diesem Felsen. Links davon konnten wir in die große Höhle mit den Taliban blicken. Dahinter ging es zu den Geiseln. Und hier, ungefähr fünf Meter neben der Stelle, an der wir lagen, war das andere Ende der Felswand. Man konnte also hinten herum zu den beiden vordringen.« Damit setzte er sich wieder auf die Bank, wischte sich den Staub von den Fingern und schob sich eine neue Erdbeere in den Mund.
»Gut, dann also weiter«, sagte Johannes. »Jetzt kommen die Amis näher. Man sieht sie noch nicht, aber der Gefechtslärm und das Geschrei werden lauter. Plötzlich ist da dieser alte Talib, der die Kinder vor sich hertreibt. Drei kleine Jungen. Der Alte hat eine Pistole in der Hand. Die Kinder weinen. Er zerrt sie an ihren Haaren nebeneinander vor die Seitenhöhle, in der die Geiseln sind.« Er hielt kurz inne. »So, nun machst du dich mit Mertens auf den Weg zu den Geiseln. Wir verabreden, dass ich
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