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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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in Deckung bleibe und den Alten ablenke, falls er euch bemerken sollte. Dann … « Er stockte und überlegte einen Augenblick. »Ach ja, jetzt kommt dieser junge, gepflegt aussehende Talib von der anderen Seite und schleppt einen anderen jungen Mann in die Höhle, der schwer verletzt ist … « Er schwieg plötzlich.
    »Was ist?«, fragte Paule.
    »Woher weiß ich das mit den beiden jungen Männern?«
    »Ich hab das noch gesehen, bevor ich mit Mertens zu den Geiseln rüber bin. Ich hab’s dir erzählt. Aber auch du musst es aus deiner Deckung heraus gesehen haben.«
    »Okay. Du hast auch noch mitbekommen, wie der alte Talib auf den jungen zugeht, ihn anschreit und mit seiner Pistole herumfuchtelt?«
    »Genau. Dann war ich auch schon mit Mertens um die Wand herum.«
    »Und der Streit zwischen dem Alten und dem Jungen war immer noch im Gange, richtig?«
    »Richtig … «, knurrte Paule. »Da waren noch zwei oder drei andere Taliban, wüste Gestalten. Aber die waren plötzlich verschwunden, als der Streit immer lauter wurde.«
    »Und du und Mertens, ihr habt euch die Geiseln gegriffen … « Plötzlich fiel Johannes etwas ein, was ihn schon seit Tagen beschäftigte. »Hör mal: Woher kanntest du eigentlich den anderen Ausgang, den ihr genommen habt?«
    »Ich kannte ihn nicht. Der war auf dem Foto gar nicht eingezeichnet und wahrscheinlich auch nicht auf der Skizze von dem Sprachmittler, der uns das Versteck verraten hat. Aber einer von den Jungs … «
    » … von den Geiseln …?«
    » … genau, der hat mir erzählt, dass manchmal Leute nach hinten verschwunden und nicht wieder aufgetaucht waren. Also musste da noch ein Ausgang sein.«
    Johannes sah seinen Freund an. »Und dann hat der Alte euch entdeckt?«
    Paule fuhr sich mit dem Taschentuch über den glatten Schädel. »Ja, und dass wir dabei waren, seine Geiseln zu befreien. Da hat er die riesige Kanone hochgerissen und auf uns gezielt. Und in dem Moment sah ich dich aus deiner Deckung hochkommen und hörte deine MP 7 losballern … «
    » … um ihn von euch abzulenken, denke ich.«
    »Ja, du musst gesehen haben, dass er uns entdeckt hatte. Er ist dann sofort herumgewirbelt und hat auf dich geschossen.«
    Johannes schloss die Augen und versuchte, sich die Szene bildlich vorzustellen. Er hörte Paule sagen: »Ich hab nur noch ,raus hier’ gebrüllt, und wir sind abgehauen.«
    »Waren die Amis zu dem Zeitpunkt schon da?«
    »Nein, die schössen sich noch den Weg frei. Irrer Lärm.«
    »Dann war es eine Kugel aus der Pistole des Alten, die mich am Kopf getroffen hat, oder?«
    »Der junge Mann, der gerade den Verletzten hereinschleppte, konnte in dem Moment nicht schießen.«
    »Also waren die Kinder noch am Leben, als ich getroffen wurde! Und auch der junge Talib«, rief Johannes aus. »Dann kann ich sie doch gar nicht … «
    Paule sagte nichts.
    Nach einer langen Minute flüsterte Johannes: »Aber vielleicht habe ich sie ja doch … Nämlich, als ich den Alten von euch ablenken wollte … Und erst danach hat mich seine Kugel getroffen … « Er beugte sich auf der Bank nach vorn, stützte seine Ellenbogen auf die Knie und legte sein Kinn in die Hände. Blicklos starrte er auf die Sandzeichnung vor seinen Füßen.
    »Jo, verdammt, ich habe es nicht gesehen!«, brach es aus Paule heraus. »Du hast losgeballert, aber ob du den Talib dabei getroffen hast oder die Kinder oder wen auch immer – ich kann es dir nicht sagen. Auch der Kommission habe ich es nicht sagen können. Als ich dich aufspringen und schießen sah, sind wir sofort nach hinten gelaufen. Versteh’ doch, wir hatten einfach keine Zeit, uns anzusehen, was noch alles passierte … «
    Johannes nickte schweigend.
    Nachdem er sich ein wenig beruhigt hatte, sagte Paule: »Wir kamen dann auf dem großen Geröllfeld aus der Höhle heraus. Und vor uns … «
    » … stand der CHINOOK. Ich weiß. Der war zufällig direkt neben dem unbekannten Eingang gelandet.«
    Paule lachte humorlos auf. Sie hatten der Besatzung des Hubschraubers einen gehörigen Schrecken eingejagt, als er und Unteroffizier Mertens mit den beiden Geiseln plötzlich vor der Pilotenkanzel auftauchten. Um ein Haar wären sie von den Amerikanern auf der Stelle erschossen worden.
    Johannes war verstummt. Paule blickte in das Körbchen.
    Die letzte Erdbeere war verzehrt.
    »Gibt’s was Neues von der Untersuchungskommission?«, fragte Paule nach einer ganzen Weile.
    »Die sagen nicht viel. Die fragen nur.«
    »Mich haben sie auch zweimal

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