Die Naschkatzen
das Eine will«, meinte Clea.
»Der beste Typ, mit dem ich jemals zusammen war, war ein Gauner. Das sagt ja wohl alles über meinen Männergeschmack.«
»Du konntest nicht wissen, dass Zane ein Gauner ist«, sagte Sophie.
»Nein, Zane ist ein Fehler«, meinte Clea. »Davy ist ein Gauner.« Als Sophie sich so abrupt aufrichtete, dass die Schaukel heftig zu schwanken begann, fügte sie hinzu: »Und du weißt das, also versuche nicht, ihn zu verteidigen. Ich weiß, dass du ihn liebst, aber er ist genauso ein Gauner wie jeder andere in eurer Familie.«
»Bitte?«, fragte Sophie eisig.
»Du und Amy ausgenommen«, verbesserte Clea sich. »Wobei ich bei Amy manchmal meine Zweifel habe.«
»Die hat jeder«, sagte Amy fröhlich.
»Aber bei dir mache ich mir keine Sorgen, Sophie«, fuhr Clea fort. »Du tust niemals etwas Falsches. Ich habe noch nie einen so geradlinigen Menschen wie dich getroffen. Ich wette, du hast sogar deine Unschuld auf angenehme Weise verloren. Elegant, ohne Trauma. Völlig problemlos.« Sie prostete Sophie zu. »Ich wette, du hast dir dabei nicht einmal die Kleider in Unordnung gebracht.«
»Ich habe sie an Chad Berwick in Iowa verloren, einen Monat vor dem Ende meines Juniorjahres an der High School«, sagte Sophie und bemühte sich um einen gleichmütigen Tonfall, um Clea nicht ins Gesicht zu spucken. »Ich dachte, ich könnte ihn so dazu bringen, mich zum Abschlussball zu begleiten, weil ich nur einmal ›in‹ sein wollte, und keiner war mehr angesagt als Chad. Aber es war schrecklich, und als ich montags zur Schule kam, wusste jeder Bescheid. Als ich mittags in die Cafeteria ging, kam sein bester Freund an, bohrte seinen Finger in das Stück Kuchen auf meinem Tablett, holte diese dicke, klebrige Kirsche daraus hervor und sagte: ›Hab gehört, die hast du verloren, Sophie.‹
Und alle begannen zu lachen.« Sophie klang gleichmütig, obwohl ihr bei der Erinnerung daran wieder hundeelend wurde; sie hatte den Geruch von Brot und Butter in der Cafeteria in der Nase, sie sah den grauen Linoleumfußboden und die türkisfarbenen Wandkacheln und hörte das unterdrückte Gelächter.
Nach einer Minute meinte Amy: »Oh, Mist.«
»Ich hätte es besser wissen müssen«, sagte Sophie und versuchte, gleichgültig zu klingen. »Mama hat mich immer vor den Bürgersöhnchen aus den besseren Kreisen gewarnt. Zu den Mädchen ihrer Sorte mussten sie höflich sein, deshalb waren sie hinter Außenseiterinnen wie mir her. Und ich dachte, ich wäre so clever und könnte diesen tollen Typen mit einem Trick dazu bringen, mit mir zum Collegeball zu gehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin eindeutig nicht die Tochter meines Vaters. Mir gelingt nicht einmal ein so kleiner Trick.«
»Ich wusste gar nichts davon«, sagte Amy voller Mitleid.
»Du warst damals zehn«, erklärte Sophie. »Mir war nicht danach, darüber zu reden. Aber ich brachte Dad dazu, lange genug in der nächsten Stadt zu bleiben, in die wir zogen, damit du und Davy an einem Ort groß werden konntet. Als du in die High School kamst, gehörtest du deshalb dazu.« Sie lächelte Amy aufmunternd an. »Natürlich zu den falschen Leuten, weil du eine Dempsey bist, aber immerhin.«
»Um dann bei Darrin Sunderland zu enden«, sagte Amy.
»Ich kann mich nicht um alles kümmern«, meinte Sophie. »Deine Männer musst du dir schon selbst aussuchen.«
»Nun, das erklärt, warum du Phin Tucker gegenüber so kühl warst«, meldete sich Clea zu Wort.
Stirnrunzelnd sah Sophie sie an. »Was?«
»Bürgersöhnchen.« Clea gestikulierte mit ihrem Glas. »Der Bürgersohn aus besseren Kreisen als krönendes Beispiel. Du lässt ihn für Chet Sowieso büßen.«
»Chad«, korrigierte Sophie sie und dachte an Phin Tucker mit seinem perfekten Gesicht und seinem perfekten Körper. »Chad war zwar groß und blond, aber das ist auch alles. Der Bürgermeister hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit ihm.«
»Das spielt keine Rolle«, meinte Clea. »Frank ist immer noch der Kerl, den ich verloren habe, und jeder Bürgersohn wird für dich immer der Typ sein, der dich einfach nur benutzt hat. So ist das mit der Geschichte. Sie lässt einen nicht los.«
»Also willst du diesen Film drehen, um Frank zurückzuerobern?«, fragte Sophie in dem Versuch, das Gespräch von Bürgersöhnchen und Phin Tucker abzulenken.
»Nein.« Clea erschauerte. »Hast du ihn dir heute mal angesehen? Was für ein Dickwanst er geworden ist!«
»Das ist uns nicht entgangen.« Amy klang besorgter
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