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Die Nebel von Avalon

Titel: Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Körper. Morgaine nahm seine Hand, um es ihm nachzutun, ließ sie aber plötzlich fallen, als habe sie sich verbrannt. Für Lancelot war es vielleicht nur Spiel, für sie aber nicht. Sie wandte sich ab und verbarg ihr glühendes Gesicht im Gras. Die Kraft der Erde schien durch sie hindurchzufließen und füllte sie mit der Macht der Göttin.
    »Du bist ein Kind der Göttin«, sagte sie schließlich, »und weißt wirklich nichts von ihren Mysterien?«
    »Nur wenig«, antwortete er, »obwohl mein Vater mir berichtet hat, wie ich gezeugt wurde. Ich bin ein Kind der Großen Ehe, die der König mit dem Lande schloß. Ich glaube, deshalb dachte er, ich solle Britannien treu sein, das für mich Mutter und Vater ist… Ich war in der Großen Mitte der alten Mysterien; ich habe die große Straße der Steine in Karnak gesehen, wo einst der alte Tempel stand. Es ist wie hier ein Ort der Macht. Ich spüre die Kraft auch hier.« Er drehte sich um und sah ihr ins Gesicht. »Du bist wie die Göttin dieser Stätte«, sagte er nachdenklich. Ich weiß, im alten Glauben vereinigen sich Männer und Frauen im Zeichen ihrer Macht. Die Christenpriester würden das gerne verbieten und auch das heilige Gestein hier und in Karnak zerstören… Manche sind schon umgestürzt. Aber sie sind zu groß.«
    »Die Göttin wird sie daran hindern«, erwiderte Morgaine einfach.
    »Vielleicht«, sagte Lancelot und berührte den blauen Halbmond auf ihrer Stirn. »Hast du mich an dieser Stelle berührt, um mich die andere Welt sehen zu lassen? Hat es etwas mit dem Gesicht zu tun, Morgaine, oder ist dies auch ein Mysterium, über das du nicht sprechen willst? Gut, ich werde dich nicht danach fragen. Aber mir kommt es vor, als habe man mich auf eine der alten Feenburgen entführt, wo, wie man sagt, hundert Jahre wie eine einzige Nacht vergehen.«
    »So schnell auch wieder nicht«, erwiderte Morgaine lachend, »aber es stimmt, die Zeit fließt dort anders. Ich habe gehört, einige Barden können noch immer ins Land der Elfen gelangen und es auch wieder verlassen… Es ist noch weiter in den Nebeln versunken als Avalon, das ist alles.« Und während sie sprach, lief ihr ein Schauer über den Rücken.
    Lancelot sagte: »Wenn ich in die Welt dort draußen zurückkomme, sind die Sachsen vielleicht alle verschwunden… oder tot.«
    »Dann wirst du weinen, weil du keine Aufgabe mehr in deinem Leben hast.«
    Er lachte, schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Hand. Dann sagte er leise: »Bist du schon bei den Feldfeuern gewesen, um der Göttin zu dienen?«
    »Nein«, antwortete Morgaine ruhig. »Ich bleibe Jungfrau, solange die Göttin es will. Wahrscheinlich bin ich für die Große Ehe bestimmt… Viviane hat mir ihren Willen oder den Willen der Göttin noch nicht kundgetan.« Sie senkte den Kopf, und die Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie empfand Scheu vor ihm, als könne er ihre Gedanken lesen und wisse, daß das Verlangen wie eine plötzliche Flamme in ihr aufloderte. Würde sie das bis jetzt Behütete opfern, wenn er sie darum bat? Sie hatte dieses Verbot noch nie als Härte empfunden. Jetzt schien es wie ein feuriges Schwert zwischen ihnen zu liegen. Es herrschte ein langes Schweigen, während die Schatten über die Sonne zogen. Kein Laut war zu hören, außer dem Zirpen der Grillen im Gras. Schließlich streckte Lancelot die Hand aus und zog sie an sich. Er drückte einen sanften Kuß auf den Halbmond, der wie Feuer brannte, und sagte leise und voller Leidenschaft: »Mögen alle Götter mich davor bewahren, daß ich das Gebot der Göttin übertrete, die dich auserwählt hat. Du bist mir so heilig wie die Göttin selbst.«
    Er drückte sie an sich, und sie spürte, daß er zitterte. Ein so heftiges Glücksgefühl durchflutete sie, daß es sie schmerzte. Morgaine hatte nie gewußt, was es hieß, glücklich zu sein; nicht, seit sie ein Kind und unwissend gewesen war. An Glück erinnerte sie sich nur mit Mühe… damals, ehe die Mutter ihr den kleinen Bruder aufgeladen hatte. Hier auf der Insel hatte sich das Leben in die freien Räume des Geistes aufgeschwungen, und sie lernte die Erregung und die Wonnen der Macht ebenso kennen, wie das Leid und den Kampf mit Entbehrung und Mühsal, aber nie das reine Glücksgefühl, das sie jetzt empfand. Die Strahlen der Sonne schienen noch heller zu leuchten, die Wolken wie große Schwingen schneller über den großen Himmel und durch die berauschende prickelnde Luft zu gleiten. Jede Kleeblüte im Gras strahlte wie von innen

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