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Die Nebelkinder

Die Nebelkinder

Titel: Die Nebelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joerg Kastner
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Schuhe zu schieben ?
    Findig bedachte ihn mit einem knappen, auf Barthel wie beiläufig wirkenden Lächeln. Du stellst die richtigen Fragen, Albin. Sobald wir die passenden Antworten haben, sind wir der Aufklärung des ganzen Rätsels ein gutes Stück nähergekommen.
    Albin wandte sich an Barthel. »Wie geht es Gerswind? Sträubt sie sich noch immer, an den Tod ihres Vaters zu glauben?«
    »Keine Ahnung. Aber eins ist mal sicher, sie sollte sich besser Gedanken um ihren eigenen Tod machen.«
    »Was?«, keuchte Albin erschrocken. »Wieso?«
    »Weil ihr heute der Prozess gemacht wurde. Sie und der Nordmann sollen am Tag der heiligen Cacilia hingerichtet werden.«
    »Hingerichtet?« Albin fühlte sich, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Endlich hatte er Gerswind in Sicherheit geglaubt, und nun das! Er packte Barthel an den Armen und schüttelte ihn. »Das kann nicht sein!«
    »Such die Schuld nicht bei mir, sondern bei dem Nordmann, der dich aus der Steinmetzhütte befreit hat, Albin. Ein Knecht, vom Kampflärm auf dem Kirchhof aufgescheucht, hat gesehen, wie der Wikinger dich zur niedergebrannten Mauer gebracht hat. Graf Guntrams Tochter wollte ihn schützen und hat die Schuld auf sich genommen. Sie sagte, sie habe dem Nordmann befohlen, dich zu befreien. Das war Wasser auf Wenrichs Mühlen. Er hat Gerswind beschuldigt, sich mit euch ... ich meine, mit den Elben eingelassen zu haben. Er sagt, wenn sie sich so für ein Kind des Nebels einsetzt, habe sie gewiss widernatürlichen Umgang mit ihm gehabt. Sie wurde als Elbentrötsche verurteilt und der Nordmann als ihr Helfer.«
    Eine Elbentrötsche! Eine, die mit den Nebelkindern, mit heidnischen Wesen der Finsternis, buhlte. Albin konnte kaum fassen, dass Wenrich damit durchgekommen war.
    »Hat niemand Gerswind in Schutz genommen, auch nicht der Abt?«, fragte er verzweifelt.
    »Ich war bei der Verhandlung nicht zugegen, musste beim Wegräumen der Brandtrümmer helfen. Aber da Gerswind verurteilt wurde, kann Manegolds Widerspruch nicht allzu heftig ausgefallen sein.«
    »Dann müssen wir Gerswind befreien!«, brach es aus Albin hervor.
    »Halt mich meinetwegen für feige, aber bei der Sache bin ich nicht dabei«, sagte Barthel mit unverhohlener Furcht. Er sah Albin an, als habe der vorgeschlagen, den Lauf der Sonne aufzuhalten. »Wenrich wartet doch nur darauf, dass du diesen Versuch unternimmst. Das Ganze ist nicht weniger eine Falle als deine eigene Gefangennahme.«
    Findig nickte und heftete seinen Blick auf Albin. »Barthel ist ebenso vorsichtig wie klug. Er hat Recht, Wenrich will seinen entsprungenen Gefangenen zurückhaben.«
    »Trotzdem muss ich es versuchen!«, sagte Albin. »Ich bin es gewesen, der Gerswind in diese Lage gebracht hat.«
    »Mag sein, mag sein, reden wir später darüber. Aber unseren Freund Barthel wollen wir nicht in Gefahr bringen.« Findig wandte sich wieder dem Barschalk zu. »Setz deinen Weg fort und vergiss, dass du uns begegnet bist!«
    »Nichts lieber als das.« Barthel stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und stieg auf seinen Karren.
    Als das Gefährt ruckelnd aus der Senke rollte, sagte Findig zu Albin: »Barthel ist ein gutherziger Kerl, aber es ist besser, ihn nicht in unsere Pläne einzuweihen.«
    »Was für Pläne?«
    »Um deine Gerswind zu retten. Wir zwei allein werden es nicht schaffen, Wenrichs Absichten zu durchkreuzen. Der Vogt wird zu gut auf einen solchen Handstreich vorbereitet sein. Bis zum Tag der heiligen Cäcilia bleibt uns Zeit genug, König Durin aufzusuchen. Diesmal darf er uns seine Hilfe zu Gerswinds Rettung nicht verwehren.«

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    13.
    Das Fest im Thronsaal der Elbenburg verwirrte die Sinne. Trotz des ernsten Anlasses, der ihn und Findig zurück in König Dürrns Reich geführt hatte, konnte Albin nicht anders, als sich immer wieder staunend umzusehen. Auch dieser nicht enden wollende Saal schien natürlich gewachsen, wie die Wände aus borkiger Rinde belegten. Eine Phalanx von Bäumen stand so dicht beisammen, dass der Eindruck geschlossener, wenn auch mit Unebenheiten und Einbuchtungen versehener Wände entstand. Weitere Bäume wuchsen mitten im Saal empor, was an den Burgwald erinnerte, in dem Albin dem Braunelbenkönig zum ersten Mal begegnet war. Die Stämme dieser Bäume waren, wie auch die Wände, mit unzähligen Edelsteinen gespickt. An den Asten hängende Öllampen beleuchteten den Saal und die Edelsteine warfen das Licht mit bunt leuchtendem Schimmer

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