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Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt

Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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kennt.)
    »Und diese Truppe lagert noch immer im Dorf?« fragte Faustus mit äußerster Ruhe.
    Der Müller nickte. »Jawohl. Zwei Tage wollten sie bleiben und ein paar Kröten mit ihrer Gaukelei verdienen. Und morgen dann weiterziehen zum nächsten Ort.« Er lachte bitter. »Ich hab denen gesagt, daß sie hier in den Wäldern wenig Glück haben werden. Es gibt kaum Dörfer hier. Aber vielleicht wollen die ja auch nur für ’ne Weile ungesehen bleiben, irgendwo fernab der Straßen.«
    Mein Meister krauste die Stirn. »Wie kommt Ihr darauf?«
    »Na ja«, sagte Friedbert, »ich hatte so den Eindruck, daß sie Sorgen haben. Weiß nicht genau, warum. Aber die Anführerin von denen hat mich gefragt, ob hier oft Landsknechte vorbeiziehen.«
    »Und was habt Ihr erwidert?« wollte Faustus wissen.
    Der Müller sah ihn erstaunt an, und ich fragte mich, ob Faustus die Bauernschläue seines Gegenübers nicht unterschätzte. Sicher mochte Friedbert nun ahnen, daß auch uns nur wenig an einer Begegnung mit Soldaten lag. »Tja, ich hab gesagt, manchmal kommen welche her, aber nur ganz selten. Und daß sie nichts zu befürchten haben, wenn sie hier eine Nacht oder so bleiben. Hoffe, ich hab da nichts Falsches gesagt. Würde mich traurig machen, wenn denen was passieren täte.«
    Ich sah Faustus an und wartete auf das, was er antworten würde, doch im selben Augenblick begriff ich, wie Friedbert seine Worte gemeint hatte: Der Müller vermutete uns als mögliche Verräter. Sicher, wir hatten weder Frauen mit Bart noch saufende Gerippe vorzuweisen. Zudem glaubte er, wir seien Geistliche. Fürchtete er, wir seien im Auftrag der Inquisition hinter den Gauklern her? Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß die Kirche Zirkusleute als Ketzer verbrannte.
    Faustus rettete die Lage mit gehörigem Geschick: Er machte seinerseits ein Eingeständnis und zerstreute so die Zweifel des Müllers. »Uns liegt selbst wenig an einem Zusammentreffen mit Landsknechten«, sprach er aus, was Friedbert längst ahnen mußte. So trat er nichts an Boden ab und gab dem Müller trotzdem das Gefühl, ihn zu einem Eingeweihten zu machen. Damit mußte er erheblichen Eindruck schinden.
    Und in der Tat – Friedbert lehnte sich vertraulich zu uns herüber und flüsterte: »Hab gleich geahnt, daß Ihr keine Mönche seid, Ihr beiden. Seid selbst auf der Flucht, was? Na klar, wer sonst kommt schon in unsere Gegend. Aber keine Angst, von mir habt Ihr nichts zu befürchten. Bin immer auf der Seite derer, die den Obrigen eins auswischen.« Er lachte rauh. »Und darauf einen Schluck!« Damit stemmte er seinen Krug an die Lippen und leerte ihn in einem einzigen Zug.
    Faustus und ich nippten zaghaft an unserem Wasser. Ach, wie hätte ich mir gewünscht, selbst mit feinem Wein oder Bier auf den neuen Vertrauten anzustoßen! Aber nein, wir mußten ja beim Wasser bleiben. Wieder einmal verfluchte ich meinen neuen Meister. Kreuzbrave Zeiten schienen meiner zu harren. Himmel, der Kerl war keuscher als der gottesfürchtige Bruder Martinus; der hatte zumindest einem guten Trunk nicht widerstehen können.
    »Wie steht’s nun mit der Kammer?« fragte Friedbert und erhob sich. »Ich will Euch gleich zwei Liegen bereiten.«
    »Später, mein Freund«, sagte Faustus zu meinem Erschrecken. Waren mir nicht wenigstens ein paar Stunden Schlaf vergönnt? Wir hatten pausenlos im Sattel gesessen, die ganze Nacht und den Morgen hindurch.
    »Mein Freund und ich wollen noch ein paar Schritte durch die Wälder laufen und in uns gehen«, sagte Faustus augenzwinkernd zum Müller.
    Friedbert grinste. »Aber sicher können Eure Pferde zu fressen vertragen, oder? Hafer ist keiner da, aber Heu könnt Ihr haben.«
    Faustus nickte. »Habt Dank.« Er griff unter seine Kutte und zog einen Gulden hervor. »Hier, für die Zeche«, sagte er und reichte dem Müller die Münze.
    Der starrte sie ungläubig an. »Aber, Herr, das ist zuviel…«
    Allerdings, das fand ich auch – von einem Gulden konnte ein Knecht seine Frau und sich selbst zwei Wochen lang ernähren!
    Faustus schüttelte den Kopf und drückte Friedbert die Münze in seine haarige Pranke. »Nehmt und seht nach den Pferden. Ihr seid ein braver Mann und habt entsprechende Entlohnung verdient.« Damit stand er auf und gab auch mir das Zeichen zum Aufbruch.
    Wir ließen den glücklichen Riesen stehen und traten ins Freie. Bei den Pferden verharrten wir kurz. »Nehmen wir die Waffen mit?« fragte ich und fügte mißmutig hinzu: »Wohin wir auch immer

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