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Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt

Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt

Titel: Die neue Historia des Dr. Faustus 01 - Der Engelspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Bibliothek« nennt 13000 literarische und wissenschaftliche Werke über Faustus ihr eigen!
    Denjenigen, auf den all diese Erzählungen und Berichte, Dichtungen und Kurzgeschichten zurückgehen, hätte dieser posthume Ruhm gewiß verwirrt. Sicher ist, er hätte ihn genossen. Denn das Streben nach Berühmtheit, der Drang, sich zu verewigen, muß eines der vordringlichsten Merkmale des historischen Doktor Faustus gewesen sein.
    Vieles ist aus heutiger Sicht rätselhaft und widersprüchlich im Leben dieser Persönlichkeit. Schon sein Vorname sorgt seit Jahrzehnten für einen Gelehrtenstreit: Hieß er nun Johannes, Georg, Jörg oder Heinrich? Und überhaupt – nannte er selbst sich Faustus oder Faust? Ganz genau weiß das niemand.
    Geboren wurde er zwischen 1480 und 1490; manche Historiker haben sich – wohl im Sinne der goldenen Mitte – auf 1485 geeinigt. Als mögliche Geburtsorte werden in zeitgenössischen Schriften gleich vier Städte angegeben: Knittlingen (bei Pforzheim), Simmern (bei Kreuznach), Rode (bei Weimar) und schließlich Salzwedel (in Sachsen-Anhalt). Faustus starb zwischen 1536 und 1540 – die einen sagen bei Wittenberg, die anderen in Staufen.
    Auch über seinen Studienort besteht Unklarheit: Wittenberg, Heidelberg und Ingolstadt werden genannt. Andere Quellen geben an, er habe überhaupt keine Universität besucht.
    Während seiner Zeit an der Hohen Schule, wo er anfangs Theologie, später aber Medizin, Astronomie und Astrologie studiert haben soll, sei Faustus über Kontakte zu Zigeunern und Tataren der Magie verfallen, heißt es. Was unter »Magie« zu verstehen ist, bleibt freilich unklar. Lange sprach man ihm tatsächliche Zauberkräfte zu, später aber zog man es vor, ihn zum schnöden Taschenspieler zu degradieren. Doch welche Talente er auch immer besessen haben mag – sie sorgten damals schon für gehörigen Wirbel. Zahllose Zeitgenossen haben ihn in ihren Schriften erwähnt, darunter Martin Luther. Bereits zu Faustus’ Lebzeiten waren Legenden und Gerüchte im Umlauf, die ihn zum mächtigen Schwarzkünstler stilisierten.
    Unterstützt wurde er auf seinen Reisen von seinem Schüler Christof Wagner (manchmal auch Johannes Wagner oder Wayger), der später Faustus’ Vermögen geerbt haben soll. Über ihn ist weit weniger bekannt als über seinen Meister; eine Quelle schildert ihn als einstigen Betteljungen, der es in Wittenberg zum Theologiestudenten brachte, ehe er in die Dienste des Doktors trat.
    1587 schließlich, rund fünf Jahrzehnte nach Faustus’ Tod, erschien das Volksbuch Historia von D. Johann Fausten dem weitbeschreiten Zauberer und Schwarzkünstler. Fortan setzte ein wahrer Faust-Boom ein, der sich durch viele Länder, Jahrhunderte und Erzähltraditionen bis in heutige Zeiten zieht.
    Von der Weltliteratur bis zum Heftroman, der berüchtigte Doktor und seine Zaubershow haben auf mehr als einer Bühne gastiert. Und trotz aller Unbill, die Faustus zu Lebzeiten erdulden mußte, eines hat ihm sein Pakt mit dem Teufel gebracht – die Unsterblichkeit. Zumindest in der Literatur.
     
    Kai Meyer, Juli 1995

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