Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
Vom Netzwerk:
dabei - und noch weniger schien er darauf zu pochen sowie seinen Status herausstellen zu wollen.
    „Leutnant Kristian Jasko. Ich bin… war… Offizier der Terranischen Navy. Jetzt bin ich…“ Ein sichtbares Zusammenreißen und Heben des Blickes. „… Ihr Unterhalter.“
    Da auch Louise spürte, dass der Mann, der Französisch mit einem starken Akzent sprach, etwas anderes hatte sagen wollen, ergänzte sie nicht gerade freundlich: „Er ist von der Erde und seit vier Monaten hier auf Nouvelle Espérance, Etienne.“
    „Von der Erde?“ Irgendwann war da mal etwas gewesen. Ein kurzer Medienbericht, den er aber nicht mehr genau zusammenbekam.
    Angesichts der Worte zuckte der Mann zusammen. In seine Augen trat etwas Gehetztes. „Ich bin Terraner, ja! Daher bin ich ein Gefangener…“
    „Wage es ja nicht, in diesem Haus König Alexander oder unsere Gesellschaft zu kritisieren! Nur die Güte und Gottesfürchtigkeit der von euch so verachteten hiesigen Menschen haben dich und deinesgleichen in Holberg vor dem Verhungern und dem Ersticken an Bord eures havarierten Schiffes gerettet! Sei Gott, dem König und der für das Handelsministerium zuständigen Familie Noyé dafür dankbar, dass du hier sein darfst!“ Louises scharfe Worte trafen den Mann wie Schläge.
    Die instinktive Abwehrbewegung ließ den einen Ärmel hochrutschen und entblößte einen vernarbten Arm. „Ich bin dankbar für diese Gnade!“ Es klang eher, als hätte der Mann Angst. Riesige Angst.
    Weil es ihm unangenehm war, fragte Belian, der sich jetzt wieder an den Medienbericht erinnern konnte, seine Schwester: „Die Königin schickt einen…“ Ja, was eigentlich? Einen Feind? Einen Erdling? Konnte man das sagen? Oder sollte man ihn als Terraner betiteln, wie er selbst es auch machte? „… Gefangenen?“ Nun wurde ihm auch klar, weshalb Louise keinerlei Anstalten gemacht hatte, ihren weißen Jungfernschleier anzulegen. Jener Mann war keiner, der den Status eines Bürgers innehatte. Noch nicht einmal den eines Unfreien, obwohl er unfrei war, wenn auch in anderer Hinsicht. Dieser Kerl war einfach ein Nichts.
    ‚Von der Erde. Jenem verseuchten, überbevölkerten und dreckigen Ort, von dem unsere verfolgten Vorfahren vor langer Zeit flohen, um nie wieder etwas damit zu tun zu haben!’ Und doch hatte er selbst jetzt etwas damit zu tun. Genauso wie sein Vormund, der König und alle anderen. Die Terraner waren jetzt hier, weil es eine Sünde gewesen wäre, sie in ihrem manövrierunfähigen Schiff sterben zu lassen. So hatte es Bürger Ollivier, der Schiffsführer der Mouette oder wie der Frachter der Handelsflotte von Nouvelle Espérance auch immer geheißen hatte, damals wohl gesagt. Der König hatte sich nicht dagegen stellen können.
    „Oh, es ist ja nicht so als wäre er sonderlich mobil, nicht wahr? Unser Vormund sagte, seine Wirbelsäule sei geschädigt. Vermutlich ist das auch der Grund, weshalb er sich gegen Gott und sich selbst versündigen wollte.“
    Perplex schüttelte Belian nach dieser unverständlichen Erklärung seiner Schwester den Kopf, aber ein erstickter Laut ließ ihn zu dem angeblichen ‚Besucher’ hinsehen. Der Feind war in Tränen ausgebrochen. Unmännlich und ohne jede Beherrschung weinte er lautlos vor sich hin.
    „Schau dir seinen Arm an. Er hat sich mindestens einmal die Pulsadern aufgetrennt. Zweifellos hat die Königin sich seiner erbarmt, um ihn vor der Hölle zu bewahren, aber er weiß es nicht einmal zu schätzen! Und wir müssen jemanden wie ihn dafür in unserem Haus dulden!“
    „Ich habe nicht darum gebeten, hergebracht zu werden! Schicken Sie mich doch wieder zu Ihrem Geheimdienst zurück! Jedes Gefängnis in Dunoise ist mir zehnmal lieber als Ihre Verachtung und Ihr Hohn, Mademoiselle!“, entfuhr es dem Gefangenen.
    Als Louise wieder eine abfällige Entgegnung von sich geben wollte, hob Belian leicht die Hand. „Genug! Wir sollen unsere Feinde achten und die Schwachen unterstützen. Er mag sein, was er ist…“ Er sprach den Rest lieber nicht aus. Den Tadel, der zum Inhalt hatte, dass der Terraner für seine Herkunft bereits genug gestraft war. Einen Unterlegenen, der sich nicht wehren konnte, zu treten, war unehrenhaft.
    Vielleicht war es aber auch noch etwas anderes, was dieses Gefühl hervorrief. So etwas wie Solidarität. Der Kerl war vermutlich gelähmt, wie es dem Erben der Auvergne auch durchaus hätte geschehen können. Nur hätte man ihm eher weitergeholfen. Seine Familie konnte sich die

Weitere Kostenlose Bücher