Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)
kommentierte, wurde klar, dass die Exekution bewusst verzögert wurde. Auch das war Folter. Vor der Hinrichtung!
Als seine Wächter plötzlich zupackten und Belian vorwärts schleiften, schrie und bettelte auch er.
Er wusste nicht, dass der aus Sirius stammende stellvertretende Oberkommandierende seinen Vorgesetzten aus Alpha Centauri soeben im Flüsterton darum gebeten hatte, eine gewisse Menschlichkeit walten zu lassen. Auch um des minderjährigen Belians willen. Dabei hatte der ranghöchste Grüne im Sinn gehabt, nach Heathens Exekution die restlichen fünf Verurteilten zusammen in die ausreichend große Schleuse bringen zu lassen und auf einmal umzubringen. Es würde das Leiden des zuletzt an der Reihe befindlichen Siebzehnjährigen abkürzen.
Der sich ergötzende Vice Admiral interpretierte es stattdessen um und ließ die innere Tür noch einmal öffnen, bevor William Heathen umgebracht worden war. Für diese Grausamkeit gegenüber dem ältesten Leutnant gab es schließlich auch gute Gründe. Er war einer der Haupttäter und er sollte ruhig erleiden, was die sieben Männer von der Timeless in Grenne durchgemacht hatten. Vier von den Besatzungsmitgliedern der Korvette hatten stundenlang auf den sicheren Tod warten müssen. Was machten da ein paar Sekunden? Obwohl… dieser Gedanke brachte Naples gleich auf eine neue noch bessere Idee, die ihn auf den endgültigen Todesbefehl verzichten ließ, als alle sechs Gefangenen mit größtenteils roher Gewalt in die Schleuse gestoßen und dort eingesperrt worden waren.
„Rear Admiral Polypheun, mir ist gerade ein guter Einfall gekommen, wie wir die Ermordung Ihrer sieben Landsleute noch effektiver sühnen können…“
Nach der Darlegung dieses Planes schüttelte der Flottenführer der Schiffe aus Sirius angewidert den Kopf und deutete auf die Schleuse, die im Grunde fast schon überfüllt war. Vor allem aber war es nicht mehr nur Heathen, dessen Gedanken an Rettung sich schnell verflüchtigt hatten und der neuerlich um Begnadigung pochte. „Machen Sie dem ein Ende. Es ist weder effektiv noch sinnvoll, Don Vice Admiral. Nur grausam.“
„War das Ende der sieben Mordopfer nicht grausam? Ich verstehe Sie nicht. Ihnen entstehen dadurch doch keine Nachteile. Wir werden natürlich Material von uns nehmen, damit Sie keine Kosten haben. Überlassen Sie das ganz allein mir, oder besser gesagt Captain Torres, in dessen Hände ich die Angelegenheit legen werde.“
„Manchmal muss man den Profit auch beiseitelassen, Don Vice Admiral“, sagte Polypheun langsam. „Lassen Sie den Knopf drücken und beenden Sie es. In gewissen Momenten müssen wir menschlich größer sein als unsere Feinde.“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie neuerdings zum Christen geworden sind, Rear Admiral. Wie ist das mit Ihrem Geschäftssinn vereinbar?“, spottete Naples und winkte den Henker von der Schleusensteuerung weg. „Lassen Sie Ihre Leute wegtreten. Sagen Sie ihnen, die Terraner würden eine bessere Strafe erhalten. Wir machen es jedoch diskret, wie es die strategische Lage erfordert.“
Es gab nichts, was ein untergeordneter Offizier der Allianz des Sternenreiches einem Vorgesetzten befehlen konnte. Polypheun wusste das, verschloss seine Ohren vor dem hörbaren Flehen der Terraner um Hilfe und dachte stattdessen an die sieben Landsmänner, die auf der Medbay seines Flaggschiffes obduziert worden waren.
„Wie Sie befehlen, Don Vice Admiral.“
Trotzdem erschauderte selbst der altgediente Offizier aus Sirius, der in seinen sechzig Lebensjahren sehr viel gesehen hatte, vor dem kaltblütigen Sadismus eines Vice Admiral Naples. Der jüngere Vorgesetzte war jedoch ein direkter Verwandter von Xerxes dem Ersten, seines Zeichens König von Alpha Centauri.
Was sollte man da machen? Rein gar nichts, obwohl der offizielle Grund für die Exekution natürlich der kaltblütige Mord an den Navyangehörigen aus Sirius gewesen war. Die Terraner mussten sterben und der dumme Junge von Planet Nouvelle Espérance dazu, weil er einen Captain Torres unpraktischerweise verärgert hatte. Nur was Polypheun sehr störte, war der Umstand, selbst so wenig beim Wie zu sagen zu haben. Es war seine Angelegenheit, weil Sirius das Verbrechen bei den Befragungen der Gefangenen aufgedeckt hatte, und dieser nicht einmal 45-jährige Narr Naples ignorierte die Wünsche seines Verbündeten in dieser höchsteigenen Angelegenheit! Nicht das Sternenreich war betroffen, sondern allein Sirius!
„Probleme, Sir?“
Captain
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