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Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1)

Titel: Die neue Hoffnung der Föderation (Der Dezennienkrieg 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Finius
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Boshaftigkeit bewusst daran oder Garther fiel gar nicht auf, wie unpassend er sprach.
    „Danke.“
    „Nein, Monsieur Belian. Danke Ihnen wegen meines Bruders und der Hilfe bei der Feststellung der Schuld diverser Verräter. Die Haupttäter müssen gesondert bestraft werden.“
    „Welche Strafe könnte schlimmer sein als der Tod, Monsieur?“ Belian wollte wieder Ironie anwenden, aber die Frage kam nur traurig heraus. Die Behandlung der Gefangenen war Sache der Terraner. Er wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken.
    „Sie sind zu jung, um es zu wissen, wenn Sie mir diese Bemerkung verzeihen. Es gibt noch schlimmere Schicksale…“
    Das konnte Belian nicht glauben und genauso wenig wollte er es hören. Nichtwissen konnte ein Segen sein, gerade wenn man die Dinge nicht ändern konnte. Verdrängen war für ihn die Devise der Stunde. „Würden Sie mich jetzt bitte allein lassen und mir nochmals den Medikus schicken? Das wäre sehr nett von Ihnen.“ Wenn er Stephen Garther nicht loswurde, sagte der Kerl es ihm etwa doch noch!
    „Meinen Sie etwa einen Arzt, Monsieur?“
    „Einen was?“
    „Doktor, Mediziner…“ Der Commander gestikulierte hilflos mit den Händen und machte am Ende aus Verzweiflung die Geste einer in den Arm gedrückten Spritze.
    „Ja. Das ist eine sehr gute Idee.“ Mochten sie die Weißkittel doch nennen, wie sie wollten. Belian war immer noch müde, und sein Zahn tat fies weh. Genauso wie sein sich wieder meldender restlicher Körper, den er lieber gar nicht sehen wollte. „Ich glaube, ich möchte wirklich noch eine Beruhigungsinjektion.“ Ansonsten würde er garantiert schlecht träumen.
    Sein Besucher riss die Augen auf. „Und das heutige Essen auf der Orion’s Fame?“
    „Entschuldigen Sie mich dort bitte. Mir ist nicht danach“, wiegelte Belian brüsk ab.
    „Aber wenn Sie nicht gehen, kann ich auch nicht…“, stotterte der Terraner.
    ‚Dein Pech!’ Belian äußerte trotz jenes Urteils dennoch: „Ich schlage vor, Sie fragen Ihren Bruder.“
    „Francis fühlt sich nicht gut genug.“ Eine steife Verneinung.
    ‚Ach, aber von mir verlangst du, hinzugehen? Wie nett von dir!’
    Als hätte er es laut ausgesprochen, wandte der Mann ein: „Sie sind der Held von Nouvelle Espérance! Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie in einer besseren Verfassung sind als alle anderen? Bislang hat noch keiner zugesagt, hinüberzufliegen!“
    „Fliegen? Oh nein! Mir wird in der Schwerelosigkeit grundsätzlich schlecht!“
    „Sie sind raumkrank? Ach herrje! Na, damit kann ich Sie natürlich entschuldigen. Ich komme dann morgen Vormittag wieder zu Ihnen, Monsieur. Schließlich habe ich auch ein Schiff, um das ich mich kümmern muss. Au revoir! Ich schicke Ihnen sofort einen Arzt!“
    Manchmal waren die rätselhaftesten Mittel die effektivsten. Stephen Garther war jedenfalls schneller weg als Belian schauen konnte.
    Den professionellen Eintritt eines viel zurückhaltenderen Medikus, der einen kleinen Computer in der Hand hielt, empfand Belian als Segen. Hier konnte er reden, beziehungsweise in den Übersetzungscomputer schreiben, aber er musste es nicht tun.
    Der vergleichsweise junge Mann, der noch in seinen Zwanzigern war, verstand die wortlosen Gesten des Schlafens und der Spritze prompt richtig und hatte keine Einwände. Er signalisierte lediglich, dass die Dosis recht gering sein würde.
    Trotzdem war der Siebzehnjährige seine Sorgen jedoch schnell los, denn das Mittel erlöste ihn von der Gegenwart.
    Der Mediziner, der ohne darum gebeten worden zu sein, freiwillig bis zum Einschlafen des Jungen dageblieben war, lehnte schließlich die Tür ganz leise an. Er allein wusste, dass er lediglich ein Placebo verabreicht hatte. Manchmal half es auch, wenn man Patienten erfolgreich dazu brachte, sich selbst zu belügen. Dieser hier hatte an den Inhalt der Ampulle geglaubt und war noch dazu so erschöpft, dass kein Medikament nötig gewesen war.
    Außerdem wusste der Arzt auch ohne zusätzliches Psychologiestudium wiederum Dinge, die Belian damals nicht auf der Ausbildungsanstalt gelernt hatte. Zum Beispiel, dass der Griff zu Schlafmitteln, wenn er zur Gewohnheit wurde, nur noch ganz schwer wieder abzugewöhnen war. Natürlich halfen Medikamente manchmal, aber die Auseinandersetzung mit dem Erlebten musste im Vordergrund stehen. Man konnte nicht immer vor sich selbst weglaufen. Der Junge würde das Trauma bewältigen, aber er musste es wollen. Das war der Knackpunkt. Man würde sehen, wie er sich

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