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Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermine Pfrogner
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mehr im Blut und dann geht es rasant bergauf. Die Atemwege regenerieren sich, das Immunsystem erholt sich, Hustenanfälle, Müdigkeit und Kurzatmigkeit gehen zurück, die Infektionsgefahr sinkt, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit nehmen zu. Nach einem Jahr halbiert sich das Herzinfarktrisiko, nach fünf Jahren das Schlaganfall-und Lungenkrebsrisiko, und wer 15 Jahre durchhält, dem versprach der Experte die Parameter eines lebenslangen Nichtrauchers.
    15 Jahre … Das musste doch zu schaffen sein. Jedenfalls nahm ich es mir ganz fest vor – allein schon wegen der schönen, jugendlichen Haut!

Heilende Kräfte
    Die Fähigkeit des Körpers, sich in Krisenzeiten selbst zu helfen, vor allem wenn die Seele ihn dabei tatkräftig unterstützt, war in meinem Abenteuer von Anfang an eine fixe Größe, auf die ich voll und ganz baute. Diesem starken Paar traute ich durchaus zu, mein so lange gepflogenes Lustritual zu überwinden, mich sozusagen umzupolen und mir neue Genusswelten zu erschließen, was dank Petrini wunderbar gelang.
    Ich hatte längst keine Angst mehr vor einem Rückfall und fühlte mich in meinem neuen Leben in Sicherheit. Mein so lange auf Nikotin erpichter Körper hatte nun andere Gelüste, die ich ihm gerne gönnte. Der feste Glaube an den Erfolg meines Vorhabens und eine Art unverwüstlicher Optimismus, dem ich das Vertrauen in die Zukunft verdankte, machten mich ruhig und froh. Die alten Gewohnheiten hatte ich verbannt, wohin sie gehörten: in das Reich der Vergangenheit. Die Horrorfakten zum Thema Rauchen, die ich immer noch schwarz auf weiß vor mir liegen hatte, konnte ich allerdings nicht so schnell ad acta legen.
    Wie sehr ich meinem Körper durch den langjährigen, exzessiven Zigarettenkonsum unter Berufung auf meine große Liebe und meine berühmte Freiheit tatsächlich geschadet hatte, machte mich im Nachhinein erst so richtig besorgt und beschäftigte mich noch eine ganze Weile, obwohl ich andererseits – und das war nun wirklich tröstlich – in relativ kurzer Zeit am eigenen Leib erfahren hatte, wie rasch die Erholung nach der letzten Zigarette tatsächlich voranschritt und wie präzise mein Fall in die Prognosen der Experten passte.
    Das erste Jahr hatte ich schon fast geschafft, also schien es mir durchaus möglich, ja sogar wahrscheinlich, dem Nikotin und den schrecklich vielen Giften auf Lebenszeit fernbleiben zu können, um dann irgendwann, in zirka 15 Jahren, späte Lorbeeren zu ernten.
    Während das Thema Rauchen nun nach und nach in den Hintergrund trat, ließ ich mich mehr denn je von Petrinis Konzept und den zahlreichen Aktivitäten im Convivium inspirieren und begab mich gerne auf spannende Reisen in eine Zeit, wo das Essen noch heil war.

Einfach Geschmackssache
    Marillenknödel, Schinkenfleckerln, Apfelstrudel, Palatschinken mit reichlich Himbeermarmelade, Bratäpfel mit Nüssen und Honig, Grießknödel mit Zwetschkenröster, Erdäpfelsuppe, Pfirsichkompott, Mohnnudeln, Butterbrot mit Schnittlauch, Eiernockerln, Schwammerlsauce … Über den Erinnerungen unserer Kindheit liegt ein ganz besonderer Glanz, eine wehmütige Sehnsucht nach dem Einfachen, Unverfälschten – vor allem, wenn die Rede auf das Essen kommt.
    Es gab nicht immer alles und Marillenknödel eben nur im Juli, vielleicht auch noch im August. Die Himbeermarmelade war hausgemacht, ebenso wie der Zwetschkenröster und das Pfirsichkompott. Der Mohn für die Nudeln wurde frisch gemahlen, und die Eierschwammerln für die Erdäpfelsuppe wurden in den Ferien im Wald gesammelt und getrocknet, ebenso wie – mit etwas Glück – herrliche Heidelbeeren für die erfrischende Fruchtmilch an heißen Tagen. Das Brot kam, oft noch warm, vom Bäcker, krachte und splitterte, wenn man hineinbiss, und ließ die Butter schmelzen. Die Eier stammten vom Bauern in der Nähe und seinen garantiert glücklichen Hühnern, deren Bewegungsfreiheit keinerlei künstliche Barrieren einengten.
    Ein durchschnittlicher Garten lieferte die ganze Saison über Gemüse und Obst, das reinste Paradies für Naschkatzen. Jedes Jahr kam aufs Neue Freude auf über die ersten Erdbeeren, die ersten Karotten und Kohlrabi, die ersten Kirschen, die ersten Gurken und die ersten Paradeiser, die noch sonnenwarm direkt von der Staude in die kindlichen Mägen wanderten. Und jeden Sommer wieder die überaus wichtige Frage: „Wann gibt’s wieder Marillen, Mama?“
    Im Herbst waren dann die ersten Walnüsse sehr begehrt, deren feuchte, harte Schale schwer zu knacken

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