Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)
es täglich neu zugeführt werden. Das ist nicht besonders schwierig, denn die lebensnotwendigen Aminosäuren, aus denen die Eiweiße bestehen, kommen praktisch in allen Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vor, aber es gibt auch pflanzliches Eiweiß.
Wertvolle Eiweißlieferanten
Hülsenfrüchte (Sojabohnen, Bohnen, Erbsen, Linsen) und Tofu
Getreide (Hafer, Dinkel, Hirse) und Getreideprodukte
Nüsse
Milch und Milchprodukte
Fisch
Hühnereier
Hühner-und Putenfleisch
jedes andere magere Fleisch
Selbstverständlich gilt auch hier: „Allzu viel ist ungesund!“, aber Eiweiß zu den Hauptmahlzeiten, besonders in Kombination mit Gemüse oder Salat, ist nicht nur bekömmlich, es hilft auch gegen den Barockengel. Vielleicht in folgender Kombination: zum Frühstück Obst mit Naturjoghurt oder ein Frühstücksei auf einem Vollkorntoast, zu Mittag Salat mit gebratenen Hühnerstreifen und abends eine große Portion Fisch mit Gemüse.
Erntezeit
Während ich mich immer noch mit ernährungswissenschaftlichen Fragen und Petrinis Visionen befasste, erreichte das Gartenjahr seinen Höhepunkt. Die winzigen Paradeiserpflänzchen, die ich im Juni im Supermarkt aus lauter Sorge um ihre Zukunft adoptiert hatte, waren längst zu großen, kräftigen Stauden herangewachsen und trugen ziemlich erstaunliche, stark duftende Früchte. Die „Black Cherry“ fand ich besonders beeindruckend, denn ihre Haut glänzte rotbraun bis schwarz in der Sonne, und wenn man sie aufschnitt, zeigte sich ein sehr dunkles Fruchtfleisch, durchsetzt von vielen kleinen Kernen in knalligem Orange.
Mein ganzes Interesse galt nun aber einem anderen, dem neuen Teil meines Gartens. Endlich war das Obst reif, auf das ich lange geduldig gewartet hatte, und trotz der Jugend meiner Bäume freute ich mich über eine gar nicht so bescheidene Ernte.
Die Kirschen hatte ich bereits im Juni nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, mir mittels Anbringung von Netzen die ganze Beute zu sichern, schwesterlich mit den Amseln geteilt – ich bekam alles, was ich ohne Zuhilfenahme einer Leiter pflücken konnte, sie den Rest in luftiger Höhe. Mit diesem Kompromiss konnte ich leben und die Amseln dankten mir meine Großzügigkeit mit besonders schönen Gesängen in der Dämmerung. Der giftfreie Obstbau verlangt manchmal seine Opfer.
Nun waren die Zwetschken dran und die berühmten Waldviertler Kriecherln, und ich überwachte mit Argusaugen ihre letzte Reifephase, um sie ja rechtzeitig zu pflücken, noch bevor meine tierischen Gartenmitbenutzer auf denselben Geschmack kamen wie ich.
Schließlich wurden auch die Pfirsiche reif und ausgerechnet mein kleinster, zartester Baum lieferte die reichste Ernte. Seine dünnen Ästchen bogen sich unter der unerwarteten Last und der Duft der Früchte erfüllte den halben Garten. Seltsamerweise interessierten sich die Vögel kaum für meine unvergleichlichen Weinbergpfirsiche, die Ameisen dafür umso mehr. Aufgeregt kletterten sie über Stamm und Äste und versteckten sich vor mir in den Stilansätzen und unter den Blättern.
Täglich nahm ich die vollreifen Früchte ab und merkte bald, dass ich mir eine Konservierungsmethode überlegen musste, denn nur mit Essen war die Menge nicht zu bewältigen und Verschenken kam bei dieser Köstlichkeit nicht in Frage. O nein!
Also schälte und entkernte ich sie liebevoll, kochte sie mit etwas Zucker auf, fror sie portionsweise ein und geriet jetzt schon in Verzückung bei der Vorstellung, im tiefsten, grauen, kalten Winter genüsslich mein eigenes Kompott zu löffeln.
Was schenke ich mir?
Die Ernte war eingebracht und ich näherte mich mit Riesenschritten dem großen, dem eigentlichen Ziel dieses Jahres. Die Zeit verging plötzlich sehr schnell und ich fasste kaum, was ich da las, als ich am 7. September meinem Erfolgsprotokoll stolz folgende Sensation anvertrauen konnte: 300 Tage ohne Rauch! Oder – und das freute mich fast noch mehr – 1980 Euro auf meinem Belohnungskonto!
Dass ich in dieser Zeit auch dem Barockengel einen ziemlich spannenden Kampf geliefert hatte, interessierte mich im Moment nur am Rande. Vielmehr wurde mir erst jetzt so richtig bewusst, wie teuer Rauchen wirklich war. Welch leichtfertige Verschwendung!
Ich wollte ja gar nicht nachzurechnen beginnen, aber … Wahrscheinlich hatte ich in meiner nikotingesteuerten Vergangenheit eine Luxuskarosse und dazu noch ein paar Weltreisen verraucht oder schlicht und einfach ein Häuschen im Grünen. Wirklich schade um das viele Geld. 1980
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