Die neue Lustschule
Gesellschaftsentwicklung, des Arbeitsmarktes sowie der Familien- und Sozialpolitik. Eine Partnerschaft kann im Grunde nur gelingen, wenn beide finanziell eigenständig und unabhängig sind. Wer stattdessen lieber im Wohlstand einer sonst unglücklichen Beziehung leben will, sollte nicht klagen und vor allem den Partner, an dem er schmarotzt, nicht schlechtmachen.
3. Bleiben
Alter, Krankheit und unerwartete Not
, die eine Verpflichtung sind, die Partnerschaft als karitative Institution aufrechtzuerhalten. Dazu ein eindeutiges «Ja!». Das heißt aber nicht, dass man das eigene Leben, das noch nicht von Alter, Krankheit oder Not gebeugt ist, opfern müsste. Es geht um Fürsorge, Unterstützung und Hilfen, die vor allem organisiert sein wollen. Es geht um Übernahme von Verantwortung, wenn der andere sie nicht mehr wahrnehmen kann,und um den Schutz der Würde des Gebrechlichen. Über das Recht auf ein eigenes Leben, auf Vergnügen und auf sexuelle Lust, die mit dem Partner nicht mehr möglich sind, muss hingegen jeder selbst entscheiden. Ich habe leider oft erfahren müssen, dass der Verzicht auf das eigene Leben dem Pflegebedürftigen angelastet oder an ihm irgendwie abreagiert wird. In aller Regel verbirgt sich dahinter nur die eigene Unfähigkeit, alleine zurechtzukommen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Eine so motivierte Pflege kann man sich nicht wünschen.
Das Beziehungsleid in einer Partnerschaft ist immer selbst gemacht, auch wenn dem Partner seine Fehler und Schwächen nachgewiesen werden können. Ob man eine unglückliche Beziehung verlässt oder immer wieder Verletzungen aushält oder sogar provoziert, das liegt in der persönlichen Verantwortung. Das Festhalten am Leiden ist stets verdächtig, dass man einen äußeren Grund braucht, um die eigenen inneren Belastungen abreagieren zu können.
Sexuelle Lust ist an vertrauensvolle Hingabe und angstfreies Loslassen gebunden. Ist dies nicht gewährleistet, bleibt der Sex stressig, verkrampft, begrenzt und unbefriedigend und verliert infolgedessen seine wichtigsten Funktionen: Lust und Entspannung. Beziehungskonflikte zerstören die sexuelle Lust, aber die Verantwortung für die Konflikte liegt bei jedem selbst. Die notwendige Beziehungsarbeit kann nicht der andere leisten. Wenn beide bereit sind, ihre Beziehungskonflikte zu verstehen und ihren jeweiligen Anteil daran zu regulieren, lebt man in einer sehr guten Beziehung. Die Regel ist das nicht. Die Beziehungsarbeit, die der Einzelne leisten kann, besteht
• in der Selbsterkenntnis der eigenen Konfliktanteile und der Übertragungen auf den Partner;
• in der Zurücknahme der Übertragungen und der emotionalen Verarbeitung der störenden Übertragungsinhalte (Hoffnungen, Erwartungen, Befürchtungen, Enttäuschungen, die ursprünglich von den Eltern nicht erfüllt worden sind oder durch sie verursacht waren);
• in klaren Ansagen, was man will, braucht und nicht akzeptieren kann;
• in der Akzeptanz und emotionalen Verarbeitung von Verschiedenartigkeit und Begrenzung;
• im Verhandeln von unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen mittels Kompromissen und Absprachen.
Sexkultur
Sexualität kann wesentlich zu einer guten Beziehung beitragen. Die körperliche Intimität, das emotionale Erleben, die verbale Zuwendung und Bestätigung und vor allem die erreichbare Entspannung sind für eine liebevolle Beziehung konstitutiv. Selbst bei eher beziehungslosem Sex bleiben Augenblicke menschlicher Nähe und Verbundenheit. Menschen, die guten Sex miteinander hatten, bleiben sich meistens ein Leben lang innerlich zugetan. Ganz anders verhält es sich hingegen, wenn sexuelles Verlangen nicht angenommen wurde oder gescheitert ist. Dann verführt die Kränkung häufig zur Abwertung des anderen. Sex ist eine gute Basis für Loyalität und Zuneigung über die Zeiten hinaus. Sex ist auch gut zur Versöhnung, zur Konfliktberuhigung, zur Wiedergutmachung. Wer sich über einen Orgasmus entspannen kann, der ist danach in einem wesentlich friedlicheren, toleranteren und zufriedeneren Zustand als zuvor. Die Welt sieht wieder anders aus. Diese positive Wirkung ist für manche wie eine Droge, und sie werden süchtig danach. Aber wie bei allen anderen Süchten auch ist es nicht die Droge, die die Abhängigkeit verursacht,sondern die ungestillte Bedürftigkeit des betreffenden Menschen.
Deswegen sollte Sex nicht regelmäßig anstelle von Konfliktklärung und -lösung eingesetzt werden. Auf Dauer
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