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Die neue Menschheit

Die neue Menschheit

Titel: Die neue Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chad Oliver
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sie und saugte das Mark heraus. Als er nichts mehr hinunterbrachte, kroch er in sein Nest und ließ sich fallen.
    Seine Gefährtin war bei ihm. Ihre blutigen Münder waren sich im Schlaf ganz nah.
     
    Es war kein Ende. Es war eine Episode.
    Es gab andere Tage, andere Nächte. Die Kälte verging nicht. Der Hunger kehrte zurück.
    Solange das Leben weiterging, ergründete er, konnte es kein Ende geben. Seine ersten Tage waren leicht gewesen, warm und mit Früchten im Überfluß. Vielleicht würden sie wiederkehren. Jetzt jedoch waren die Tage hart. Vom Triumph des Gestern ließ sich nicht leben, das Fleisch der Erinnerung nicht essen.
    Die gleiche Taktik ließ sich nicht endlos wiederholen. Sie fanden weitere Nagerbaue, doch dann war es soweit: es gab keine der braunen weißgestreiften Tiere mehr. Viele hatten sie getötet, manche vertrieben.
    Er mußte sich etwas anderes einfallen lassen. Er kaute an einer bitteren Wurzel und betrachtete seine Gefährtin. Sie schlief in ihrem Nest. Es war nun ein besseres Nest, tiefer und mit zerdrücktem Gras gefüllt. Außen herum hatte er Reisig angehäuft, das den Wind abhielt. Es hatte auch ein Teildach gegen den Regen.
    »Dieh«, sagte er leise, während er sie studierte. Für ihn war sie Dieh. Der Laut paßte zu ihr. Sie hatte sich verändert. Etwas geschah mit seiner Dieh. In ihr. Das Zeitbluten kam nicht. Ihr Bauch schien leicht angeschwollen zu sein und straff. Ihre Brüste waren hart.
    Sie war nicht die einzige. So viele Finger an seiner Hand waren, so viele Frauen im Lager veränderten sich auf die gleiche Weise. Er verstand es nicht. Er machte sich mehr Sorgen deshalb als sie. Sie schien zufrieden zu sein und brachte viel Zeit im Nest zu.
    Sie brauchte zu essen. Was immer auch mit ihr geschah, sie mußte essen. Nahrung! Immer lief es auf das gleiche hinaus. Er kaute an seiner Wurzel. Das machte ihn durstig. Er ging zu dem kalten blauen Bach und trank. Gut. Nahrung, ja, aber auch Wasser. Beides war nötig. Plötzlich wurde er ganz still. Er starrte auf das Wasser. Er folgte ihm mit den Augen. Er lauschte seinem Murmeln. Der Bach hatte nicht nur einmal Rettung gebracht. Sein Bach! Er würde ihn erneut retten!
    Die anderen Tiere, die größeren, die mit den Hörnern. Er wußte nicht, wo sie waren, aber irgendwo mußten sie sein. Und sie mußten trinken. Auch sie brauchten Wasser.
    Dem Bach folgen. Es mußte eine Stelle geben, wo sie tranken. Sicher nicht in der Nähe, sonst hätte er sie gesehen. Er wußte nicht, wie weit er gehen mußte, aber bestimmt weiter, als er je gewesen war. Der Gedanke erschreckte ihn. Irgendwie fühlte er sich in dem Land, das er kannte, sicher. Er wollte es nicht verlassen.
    Aber er konnte zurückkommen. Er würde den Weg schon finden. Wenn er sich am Ufer hielt und dem Bach abwärts folgte, brauchte er nur umzukehren und bachaufwärts zu gehen. Er blieb nachdenklich stehen. Er hatte gelernt. Er mußte vorausplanen. Um ein Tier zu töten, mußte man sein Verhalten kennen. Die gehörnten Weidetiere waren flink, viel schneller als er war. Und sie waren groß, nicht wie die Nager, die so leicht zu erschlagen gewesen waren.
    Trotzdem war es die Sache wert. Wenn er eines erlegen konnte, gab es viel Fleisch, genug für alle, und eine große haarige Haut. Sie würde Dieh warmhalten. Und die Hörner. Sie waren zweifellos hart und spitz. Gut zum Ausgraben von Wurzeln …
    Aber konnte er es schaffen? Es würde nichts nutzen, sie zu finden, wenn er nicht wenigstens eines erlegen konnte. Er blickte den Bach an. Ja, das war der richtige Weg. Er hatte ihm wieder einmal geholfen.
    Er traf seine Entscheidung. Er würde gehen. Er würde so viele Männer mitnehmen, wie er Finger an einer Hand hatte. Die stärksten. Regenfreund, er brauchte ihn. Und Späher, der Nichtfreund, der wartete. Es wäre ein Fehler, ihn zurückzulassen. Und Stock, der so viele Nager erlegt hatte …
    Die anderen konnten hierbleiben. Die Nester durften nicht unbewacht bleiben. Und wenn etwas passierte, wenn sie nicht zurückkehren konnten, würde es nicht das Ende für seine Leute sein.
    Aufgeregt kehrte er zu seinem Nest zurück und weckte Dieh auf. Er sammelte seine Leute um sich. Er erklärte mit den Händen. Er deutete auf den Bach. Er machte Hörner mit den Fingern. Er deutete auf die Männer, die er mitnehmen wollte.
    Es erfolgte keine sofortige Zustimmung. Man verstand seinen Plan, aber es gab Zweifel. Die Leute hatten sich noch nie zuvor getrennt. Da war die Angst vor Neuem. Doch

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