Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Follath
Vom Netzwerk:
Volksrepublik. Doch mit der Überalterung der Gesellschaft und der Steigerung der Löhne lässt sich das lange Zeit so erfolgreiche Entwicklungsmodell nicht mehr fortsetzen. China hat schon 2013 den »Lewis Turning Point« erreicht, jenen Moment in der Geschichte, in dem es nicht mehr genügend Arbeitskräfte für die Wirtschaft gibt, die vom Bauernland in die Städte ziehen. Parallel dazu ist China in die »Middle Income Trap«, die Falle der mittleren Einkommen, geraten. So nennen Wirtschaftswissenschaftler den Zustand, wenn das schnelle, relativ einfache Wachstum ausgereizt ist und die nächste, schwierigere Entwicklungsstufe zu einer wohlhabenden Gesellschaft erreicht werden muss. China ist dazu 2025 bereit – aber immer wieder behindern politische Rückschritte das Vorankommen.
    Die KP scheut vor wirklich mutigen Schritten immer wieder zurück. Parteichef Xi Jinping lässt zwar nach langem Zögern um das Jahr 2020 herum Experimente mit lokalen Wahlen zu und schafft dazu nach dem Modell der wirtschaftlichen Sonderzonen seines Vorbilds Deng Xiaoping demokratisch-politische Sonderzonen: In einigen kleineren Städten dürfen parteilose Politiker gegen KP -Mitglieder antreten und dann auch Bürgermeister werden, in Landkreisen können sich auch alternative Parteien konstituieren. Aber wenn die Versuche mit einer repräsentativen Demokratie aus den kontrollierten Regionen auf das ganze Land überzugreifen drohen, bremst der KP -Chef: Parlamentarismus und Mehrparteiensystem werden mit drohendem Chaos gleichgesetzt. Immerhin hat China im Jahr 2025 in Sachen Rechtsstaatlichkeit Fortschritte gemacht, willkürliche Verhaftungen sind nicht mehr an der Tagesordnung. Internet, Smartphones und landesweite Reisemöglichkeiten haben die persönlichen Freiheiten der Bürger stark ausgeweitet. Die Partei gibt auf, die neuen Medien flächendeckend kontrollieren zu wollen, und beschränkt sich auf das Ausschalten einzelner, besonders »gefährlicher« Blogs.
    Das Selbstbewusstsein der Pekinger Machthaber auf der internationalen Bühne ist aber weiter gewachsen – auch durch militärische Stärke. Peking hat schon 2013 mit Kampfdrohnen experimentiert, 2025 sind sie neben den drei großen Flugzeugträgern der Stolz der Armee. Auch in der Militärpolitik sucht China die Kooperation mit den Europäern und da besonders mit ihrem bevorzugten Partner Deutschland, dem Staat, den es als Europas »Reich der Mitte« sieht. Die besondere Nähe zwischen Peking und Berlin sorgt für zunehmendes Misstrauen in Brüssel, auch Russland, das so lange eine privilegierte Rolle für die Deutschen eingenommen hat, zeigt sich befremdet. Immer wieder knüpft Pekings Parteiführung an einen Trend an, den es schon Mitte 2013 mit einer Sonderausgabe des Magazins Xin Shixian (»Ausblick«) begründet hat; diese trug den Titel »Triumph des Deutschlands«, gedruckt in der Sprache des bewunderten Vorbilds. Dem Verantwortungsbewusstsein und Perfektionsstreben sowie der Markenbildung bei heimischen Produkten sei nachzustreben. »Wir müssen uns fragen: Können wir wie die Deutschen unsere Zuversicht wiederherstellen?«
    Mit den USA haben die Chinesen 2025 einen – angespannten – Status quo gefunden. Dass Taiwan sich nach einem Volksentscheid und unter der Zusage größter Autonomie nach dem Hongkong-Vorbild formal wieder dem Staatsgebiet Chinas angeschlossen hat, konnte und wollte keiner im Westen verhindern. In einem Punkt allerdings bleiben die Amerikaner empfindlich: Sie prangern immer wieder die Cyberspionage gegen ihre Militäranlagen und Konzerne an und beweisen mit detaillierten Informationen, dass diese von Peking aus gesteuert werden. Die Chinesen kontern mit dem schwer zu widerlegenden Vorwurf, die NSA mache es doch genauso. Zu dem angedrohten Handelskrieg kommt es dann doch nicht: China ist für die USA , wie für Europa und den Rest der Welt, so wichtig geworden, dass es sich manches leisten kann. Und von Korea über den Nahen Osten bis Afrika gilt: Es gibt im Jahr 2025 keinen regionalen Konflikt mehr, den man ohne die Hilfe Pekings befrieden könnte.
    THESE DREI: Indiens Motor stottert, der Abschleppwagen rettet das Land ins Ziel.
    Wie neun Jahre an der Macht doch entzaubern können: Manmohan Singh ist von einem der respektiertesten Ministerpräsidenten Indiens 2013 zu einem der geschmähtesten geworden, ein kraftloser Riese in einem kraftlosen Riesenreich. Bei allen wichtigen Vergleichskriterien – Bruttoinlandsprodukt, Haushaltsdefizit,

Weitere Kostenlose Bücher