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Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die neuen Großmächte: Wie Brasilien, China und Indien die Welt erobern - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Follath
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– Erdrutsche sind bei den sintflutartigen Regenfällen nicht selten. 400 Angestellte sind rund um die Uhr im Einsatz, registrieren Verbrechen und Unfälle, Brände und Blackouts und leiten die Daten sofort an Polizei, Krankenwagen und Feuerwehr weiter. Das Zentrum wurde von IBM installiert, elf Millionen Euro hat es gekostet, ein sehr günstiger Preis. Der US -Multi erhofft sich von der Pionieranlage Anschlussaufträge aus anderen Metropolen. Das Projekt war nicht die Idee der Amerikaner, Paes hatte dem Computer-Riesen seine präzisen Wünsche übermittelt.
    Der Bürgermeister gibt gerne den Weltmann, reist zu internationalen Konferenzen, empfiehlt sich den Kollegen aus anderen Metropolen als Ratgeber. Manchmal wirkt der studierte Einserjurist dabei gar zu glatt, gar zu bedacht darauf, keine Angriffsflächen zu bieten und jede Form von Kritik niederzubügeln. Ein Showmaster, ein Schönling ohne Ecken und Kanten, sei dieser Paes, behaupten seine Gegner; ein Sohn aus reichem Hause, der nur vorgebe, die Armen verstehen zu können. Das mag er nicht stehen lassen und trommelt bei seiner Pressekonferenz empört mit den Fingern auf den Tisch: »Die Armen haben mich mit großer Mehrheit gewählt. Meine Vision ist es doch, aus Rio eine Metropole mit weit weniger Ungleichheit zu machen. Dazu fehlt uns zwar noch einiges, aber wir sind auf dem richtigen Weg.«
    Ist er ein Linker, ein Rechter, ein Grüner, ein Mann ohne wirkliche Eigenschaften? Was sagen seine zahlreichen Parteienwechsel über seine Überzeugungen oder vielmehr deren Mangel? Ideologiedebatten, antwortet er, hätten ihn nie interessiert. Es gehe um praktikable Lösungen für die Menschen. »Eine Partei ist nichts Religiöses und auch keine Ehe, mit einer Partei muss ich nicht ein ganzes Leben lang verheiratet sein.« Natürlich gebe es in Rio immer noch riesige Probleme, sagt er – und will doch viel lieber über die riesigen Chancen, die rosigen Zukunftsaussichten der Stadt sprechen. Die Projekte, die angeschoben wurden: die umfangreiche Hafen-Renovierung am Porto Maravilha, der Ausbau des Maracanã-Stadions und die »Revitalisierung« seiner Umgebung, die Förderung der Filmindustrie, mit dem Ziel aus Rio das »Hollywood des Südens« zu machen.
    Paes ist gnadenloser Optimist, er lässt sich weder von Demos der Anwohner noch von Warnungen der UEFA schrecken, der Maracanã-Stadionausbau hinke weit hinter dem Zeitplan her. Er sieht Rio de Janeiro an einem Wendepunkt: »Entweder nutzen Olympische Spiele ihren Austragungsort. Oder der Austragungsort nutzt die Olympischen Spiele.« Nichts sei in Athen vom großen Fest für die nächste Generation übrig geblieben, vieles in Barcelona. »Wir haben alle Möglichkeiten, wir können zum Dreh- und Angelpunkt ganz Lateinamerikas werden. Anknüpfen an unsere große Geschichte. Und wenn wir die Jahrhunderte zurückblicken: Das sind wir dieser Stadt schuldig.«
    Es ist eine durchaus wechselhafte Geschichte, und fremde Herren spielen darin eine wichtige, manchmal auch höchst unrühmliche Rolle. Am Anfang war das Holz, das später einem ganzen Land den Namen geben sollte: das »Brazil«. Die Stämme des edlen Tropenbaums galten in Europa als äußerst begehrt, und Südamerika hatte dieses Holz im Überfluss. Eine portugiesische Expedition unter Gaspar de Lemos landete Anfang 1502 und nannte den vorgefundenen Platz »Bucht des Januar« – Rio de Janeiro. Eine andere Kolonialmacht aber wollte dort wenige Jahre später einen eigenen Stützpunkt errichten, und so gab es zwischen den Franzosen und den Portugiesen bald Streit um dieses Stück Land. Den Mannen aus Paris gelang es zunächst, sich mit den örtlichen Tupi-Indianern zu verbünden. Doch lang konnten sie das Territorium nicht halten. 1565 waren die Portugiesen zurück und gründeten im heutigen Morro do Castelo nahe dem Zuckerhut eine Siedlung. Die etwa 150 Kolonisatoren nannten sie São Sebastião do Rio de Janeiro. Bald entstanden auf dem Hügel ein Verwaltungsgebäude, eine Kirche, eine Jesuitenstation und ein Gefängnis – die Grundlagen zur Stadtentwicklung waren gelegt. Etwa um 1700 entwickelte sich Rio zum wichtigsten Hafen der Region, vor allem ausgelöst durch die Goldfunde im nahen Hinterland Minas Gerais. Über den Hafen dampften nun große Schiffe Richtung Lissabon, mit Gold, Diamanten, Zuckerrohr und Tropenholz beladen. Bald kam auch noch Kaffee hinzu, der in riesigen Plantagen von aus Afrika »importierten« Sklaven erarbeitet wurde.
    Und Rio gewann

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