Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten
würde Stick keine Minute durchhalten. Er hoffte für Stick, dass Muay Dad ihn nicht zu hart anfassen würde – und dass der Indianer diesmal ein Auge zudrückte und den Ausrutscher unbestraft ließ.
Die beiden brachten sich in Grundstellung. Stick ging dabei tiefer in die Knie, als er es je getan hatte. Sein Körper war gespannt wie eine Bogensaite. Auf seinen Lippen lag ein entschlossener Zug, und die Adern auf seiner hohen Stirn traten deutlich hervor. Er zitterte nicht.
Der Indianer wird den Kampf nicht freigeben, dachte Gorgon. Er wird sehen, was ich sehe, was wir alle sehen, und er wird abbrechen lassen. Der Indianer legt Wert auf saubere Kämpfe.
Gorgon täuschte sich. Der Indianer gab das Zeichen für den Beginn, und Stick schnellte absolut gleichzeitig auf seinen Gegner zu. Muay Dad verpasste den Zeitpunkt, um sich zur Seite zu drehen, völlig. Sticks Hände flogen hoch, verpassten dem Seniorkämpfer zwei rasche Handkantenschläge gegen die Schulter. Dann war Stick an ihm vorüber, fing seinen Schwung ab und wirbelte herum. Stand erneut angriffsbereit.
„Er hat zu früh angegriffen“, rief jemand aus dem Kreis der Zuschauer. Der Indianer schüttelte den Kopf und starrte konzentriert auf den Ring.
Muay Dad rieb sich die getroffene Schulter, lachte gequält. „Wie hast du das gemacht, Junge?“
Anstelle einer Antwort startete Stick seinen nächsten Angriff. Und jetzt verging dem Kickboxer das Lachen. Die beiden prallten gegeneinander, und um ein Haar hätten sich ihre Köpfe getroffen. Stick stieß sich wieder von seinem Gegner ab, drehte sich um und trat nach hinten aus. Diesmal konnte Muay Dad ausweichen, verschaffte sich einen kleinen Abstand und begann seine Attacke.
Roundkicks mit ausgestrecktem Fuß trafen Sticks schmale Schenkel und schleuderten ihn zurück. Kniestöße erreichten die Magengegend des Gegners, und die Ellbogen zielten auf seinen Rücken. Muay Dad fand in seinen Kampf hinein, drängte Stick zurück und warf ihn mit einem gezielten Ellbogenstoß gegen die Brust zu Boden. Der Hagere schien sich vor Schmerzen zusammenzukrümmen, doch ansatzlos stieß er seine Beine von sich und trat dem Gegner die Füße unter dem Körper weg. Muay Dad strauchelte, konnte sich jedoch leicht mit den Händen auffangen, ohne ganz zu Boden zu gehen. Viel zu schnell war Stick heran, packte die Handgelenke des für eine Sekunde wehrlosen Gegners und riss sie mit einer Kraft nach außen, die ihm niemand zugetraut hätte. Muay Dads Oberkörper brach herab, mit einem Aufschrei drehte er seinen Kopf zur Seite und konnte eben noch verhindern, dass er mit dem Gesicht frontal gegen den geteerten Untergrund prallte.
Stick hatte die Handgelenke des anderen noch nicht losgelassen. Ein, zwei Sekunden später hätte der Kickboxer sich aus seinem Griff befreit haben können, doch diese Zeit ließ Stick ihm nicht. Er schmetterte die Hände des anderen mit aller Kraft gegen den Boden und trat, als die Schmerzen den Gegner für einen Moment zur Aufgabe seiner Deckung zwangen, mit der Fußspitze tief in den Unterleib des Seniors.
Die Damen unter den Zuschauern schrien auf, und selbst den abgebrühtesten Wirtschaftsmagnaten entfuhr ein Laut der Überraschung. Doch ihr gemeinsamer Schrei war nicht im Entferntesten laut genug, um das entsetzliche Brüllen Muay Dads zu übertönen. Stick kam auf die Beine, sah auf den Liegenden hinab und warf einen kurzen Blick in die Menge. Seine Augen waren weit aufgerissen.
Brich den Kampf ab! , fieberte Gorgon innerlich. Erklär ihn für beendet!
Sein Blick sprang zwischen Stick und dem Indianer hin und her. Der Indianer hob langsam, sehr langsam die Hand. Wenn sie ganz oben war und er dazu einen Schrei ausstieß, würde es das Ende des Kampfes bedeuten. Aber er hatte es nicht eilig. Er bewegte sich wie in Zeitlupe, ließ dem Hageren viel Zeit.
Und Stick nutzte diese Zeit.
Er trat dem Liegenden mit voller Kraft ins Genick.
Die Hälfe der etwa sechzig Menschen sahen dabei zu. Die anderen hatten schnell genug reagiert und sich abgewandt. Doch dem Geräusch konnte niemand entgehen.
Gorgon hatte sich weder abgewandt noch hingesehen. Er hatte seinen Blick auf Hanna gerichtet, die ihm gegenüberstand, als Stick den wehrlosen Muay Dad tötete. Für einen Sekundenbruchteil sah er ein nicht zu deutendes Lächeln auf ihren Lippen, ehe Überraschung und Ekel ihre Miene bestimmten.
Jetzt erst war die Hand des Indianers oben. Jetzt erst beendete sein schnappendes Kommando den Kampf. Hatte
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