Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten
verändern.“
„Und das möchtest du nicht? Warum? Hältst du mich für einen Schwächling, der der Wahrheit nicht ins Auge sehen kann? Wenn du wüsstest, was ich in meinem Leben schon alles gesehen und getan habe …“
Sie drehte ihm ihr Gesicht zu und blickte ihn eindringlich an. „Du würdest so werden wie Stick, wenn du es wüsstest. Und das könnte ich nicht ertragen.“
„Wie Stick?“ Er zog den Arm unter ihrem Kopf weg und richtete seinen Oberkörper auf. „Ich verstehe nicht, was du sagen willst. Was ist mit Stick? Weißt du etwas?“
„Ja“, entgegnete sie. „Ich weiß etwas.“
Damit beendete sie das Gespräch. Welche Fragen Georg ihr auch stellte, sie gab ihm keine Antwort. Nach einer Viertelstunde zog er sich an und verließ ihre Wohnung. Er war mehr verwirrt als verärgert.
4
Stick musste für ein Turnier pausieren, doch im übernächsten trat er wieder an, gegen Dschingis Khan diesmal. Das Glühen in seinen Augen war wieder da, und Georg war sicher, dass er seinen Gegner auch diesmal getötet hätte, hätte der muskelbepackte Türke nicht die Oberhand behalten und den dünnen Kerl knockout geschlagen. Dschingis Khan hatte es damit sehr eilig gehabt. Selten hatte er zu Beginn eines Kampfes so unsicher und am Ende so erleichtert gewirkt.
Stick sah noch gefährlich aus, als er bewusstlos auf dem aufgerissenen alten Teer lag, durch den sich büschelweise Unkraut gebohrt hatte. Die Glatze machte seinen langen Kopf noch schmäler, und mit dem unvollständigen Gebiss, der in verschiedene Richtung gebrochenen Nase und den hervortretenden Augen konnte er einem richtig Angst einjagen. Nachdem Georg seinen zweiten Kampf absolviert hatte, ging er zu der Stelle hinüber, wo man den Knochigen auf eine Decke gelegt hatte, und warte, bis er zu sich kam.
„Stick“, flüsterte Georg. „Du hast ein Geheimnis. Willst du mir nicht verraten, was mit dir los ist?“ Er spürte, dass er wütend werden würde, wenn Stick ihm ebenfalls die Auskunft verweigern würde, wie Hanna. Er war ziemlich sicher, dass Hannas Veränderung und Sticks Veränderung etwas miteinander zu tun hatten, auch wenn er nicht einmal erahnen konnte, um was es dabei ging.
Stick warf nur einen Blick hinüber zu den Wettgästen, die eben die letzten Begegnungen verfolgten. Georg war es, als sehe Stick eine bestimmte Person an, und er versuchte seinem Blick zu folgen, doch die Leute waren zu weit entfernt und standen zu dicht beieinander.
„Einer von den Besuchern?“, fragte Georg. „Ist da jemand, den du kennst? Was hat er dir gegeben? Eine Droge?“
Stick blieb stumm, und Georg erhob sich aus der Hocke und ging verärgert davon. Er lief durch die Reihen der Wettgäste und musterte sie aus der Nähe, bis der Indianer plötzlich neben ihm war und ihm befahl, es zu unterlassen.
Also suchte er Hanna. Sie war gekommen, er hatte sie zu Beginn des Turniers gesehen, aber nun war sie wieder verschwunden. Sie spielten mit ihm! Sie und Stick teilten ein Geheimnis miteinander.
Als der Indianer den Gladiatoren die Erlaubnis gab, sich zu trollen, setzte sich Georg in seinen klapprigen Kleinwagen, fuhr bis zu Hannas Wohnung und wartete dort im Schatten eines Alleenbaums, ohne das Haus zu betreten.
Im Morgengrauen verlor er das Interesse. Er hatte sich eingebildet, Stick würde vielleicht bei ihr auftauchen, oder sie würde nach Hause kommen oder ihre Wohnung verlassen. Doch niemand ging durch die Tür. Er wusste nicht einmal, ob sie zu Hause war oder nicht. Ihre Fenster blieben dunkel, aber das konnte auch bedeuten, dass sie schlief.
Im nächsten Turnier siegte Stick wieder, in beiden Durchgängen. Zwar brachte er seine Gegner diesmal nicht um, aber er richtete sie übel zu, und beide Kämpfe mussten gewaltsam abgebrochen werden, um Schlimmeres zu verhindern.
Es gab eine Menge Geschrei.
Die Besucher, die gegen Stick gesetzt hatten, verlangten, dass ihm die Siege aberkannt wurden, weil er außer Kontrolle sei und sich nicht an die Regeln halte. Diejenigen, die ihr Geld auf ihn verwettet hatten, bestanden darauf, dass er der Sieger war und blieb, und verwiesen darauf, dass der Reiz der Wettkämpfe gerade darin bestand, dass nur die nötigsten Regeln existierten und die Gladiatoren kämpften wie im echten Leben – mit allen Mitteln und ohne Gnade.
Einige der Kämpfer drohten sich in die Streitigkeiten einzumischen, und der Indianer musste mit seinen Bodyguards dazwischentreten, ehe die Lage eskalieren konnte. Mit unbeweglicher Miene
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