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Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte

Titel: Die neuen Weltwunder - In 20 Bauten durch die Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Pariser Marsfeld. Paris 1889 gilt bis heute als Höhepunkt der Weltausstellungen des 19 . Jahrhunderts.

    Ihr berühmtestes Bauwerk steht trotz aller Abrissabsichten noch immer, wurde zu einem der bekanntesten Bauwerke der Welt und hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass diese »Exposition Universelle« die bekannteste wurde, auch wenn die von 1900 mit über fünfzig Millionen Schaulustigen die meistbesuchte werden sollte. Der dreihundert Meter hohe Aussichtsturm, damals der höchste Turm und das höchste Gebäude weltweit, machte die Weltausstellung von 1889 unsterblich. Selbst in seiner statistischen Einzigartigkeit blieb der Eiffelturm noch vier Jahrzehnte unangefochten, bis er im Bau des Chrysler Building ( 313 Meter) in New York und kurz darauf ebendort vom Empire State Building ( 381 Meter) überrundet wurde. Letzteres brauchte einige Zeit, um sich zu behaupten: Weil die vielen Geschosse lange unvermietet blieben, bekam es den Spitznamen »Empty State Building«. Die Errichtung des Eiffelturms markiert das Ende desSteinbau-Zeitalters – nur noch die Fundamente, in denen die Stahlkonstruktion verankert ist, bestehen aus Stein. Dennoch ist er technisch weder revolutionär noch experimentell – aber eben unerhört in seiner Größe und seinem Standort inmitten einer Metropole, die ihren Stolz nicht zuletzt auf ihre altehrwürdigen Baudenkmäler gründete. Als Baumaterial löst freilich schon sehr bald, nämlich um die Wende zum 20 . Jahrhundert, der Beton den Stahl ab. Zusammen mit der Stahlskelettbauweise aber werden fortan sehr viel höhere Gebäude möglich – die Wolkenkratzer New Yorks stehen also gewissermaßen in der Tradition des Pariser Eiffelturms.

    Die Planungen für den Eiffelturm gehen auf die frühen 1880 er-Jahre zurück. Vergleichbare Projekte hatte es schon früher gegeben, erstmals 1832 für eine gusseiserne Säule in London, in der Planung weiter vorangeschritten dann für die Weltausstellung von Philadelphia 1876 , wo man als Denkmal für die amerikanische Unabhängigkeitserklärung hundert Jahre zuvor einen tausend Fuß ( 304 , 8 Meter) hohen runden Turm bauen wollte. Für die Exposition Universelle von 1889 entwarfen vor Eiffel ein Architekt und ein Ingenieur gemeinsam eine dreihundertsechzig Meter hohe »Sonnensäule« aus Granit und Eisen auf dem Marsfeld, um Paris bei Nacht zu erleuchten. Sie sollte dem Eiffelturm zunächst Konkurrenz machen. Bald darauf ersannen zwei Ingenieure der Firma Eiffel & C ie. den Plan eines tausend Fuß hohen Turms, den der Unternehmer Eiffel wegen der offensichtlichen Nutzlosigkeit zunächst verwarf. Die Ingenieure planten aber weiter, und der Architekt Stephen Sauvestre gab dem Turm eine andere Gestalt. Damit erhielt der Eiffelturm auf dem Reißbrett sein charakteristisches Aussehen, mit großen Rundbögen zwischen den vier Pfeilern und dem bekannten filigranen Stahlnetzgitter, das nach den Anforderungen von Wind und Wetterkonstruiert wurde. Dieser Entwurf überzeugte auch Eiffel, der das Projekt patentieren ließ und dafür sorgte, dass es fortan mit seinem Namen statt dem der eigentlichen Konstrukteure verbunden wurde. Eiffel selbst meinte zum Design, der Turm sei gewissermaßen vom Wind selbst geformt worden.
    Der politische Beschluss für den Bau fiel am 12 . Juni 1886 , Wahlen und Neubesetzung öffentlicher Ämter in Frankreich hatten den Entscheidungsprozess behindert. Auch über den Bauplatz wurde gestritten: Wäre ein erhöhter Standort nicht viel wirkungsvoller als das Marsfeld im Tal der Seine? Dort aber würde auf neunzig Hektar Fläche die Weltausstellung stattfinden, als deren Eingangstor und Hauptattraktion der Turm gedacht war.

    Die Baukosten veranschlagte Eiffel auf gut drei Millionen Francs; es wurde zweieinhalbmal teurer. Der Staat sprang ihm mit anderthalb Millionen Francs zur Seite und billigte ihm die kommerzielle Nutzung des Turms für zwanzig Jahre zu. Es sollte ein lohnendes Geschäft werden.
    Auch wurde der Stahlkoloss schwerer als geplant; statt 4810 Tonnen Gewicht wiegt das Pariser Wahrzeichen siebentausenddreihundert Tonnen. Eiffel verschätzte sich zudem, was die Bauzeit betraf, denn die Errichtung des Turms dauerte nicht ein Jahr, sondern mehr als doppelt so lang. Bis zur Fertigstellung am 31 . März, sechs Wochen vor Beginn der Weltausstellung, setzten zweihundertfünfzig Arbeiter die über achtzehntausend vorgefertigten Bauteile aus Metall zusammen und vernieteten sie sachgerecht, so dass der Bauherr hoch oben die

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