Die New-York-Trilogie: Stadt aus Glas. Schlagschatten. Hinter verschlossenen Türen
ich gelegentlich arbeitete, mich einen Artikel über Fanshawe schreiben zu lassen. Es wurde ein langer, ziemlich exotischer Artikel, und ich hatte damals das Gefühl, dass er mit zum Besten gehörte, was ich je geschrieben hatte. Er sollte zwei Monate vor der Veröffentlichung von Niemalsland erscheinen – und plötzlich schien es, als geschähe alles auf einmal.
Ich gebe zu, dass ich überrumpelt war. Es führte eins zum anderen, und ehe ich mich’s versah, war eine kleine Industrie in Gang gesetzt worden. Ich glaube, es war für mich wie eine Art Delirium. Ich fühlte mich wie ein Ingenieur, der Knöpfe drückte und Hebel betätigte, von Ventilkammern zu Schaltkästen eilte, hier einen Teil regulierte, dort eine Verbesserung entwarf, horchte, wie der Apparat summte und puffte und surrte, taub für alles außer für den Lärm meines Geistesproduktes. Ich war der verrückte Wissenschaftler, der die große Hokuspokusmaschine erfunden hatte, und je mehr Rauch ihr entströmte, je mehr Lärm sie produzierte, desto glücklicher war ich.
Vielleicht war das unvermeidlich. Vielleicht musste ich ein wenig verrückt sein, um in Gang zu kommen. In Anbetracht der Anstrengung, die es mich kostete, mich mit dem Projekt zu versöhnen, war es wahrscheinlich nötig für mich, Fanshawes Erfolg meinem eigenen gleichzusetzen. Ich war in eine Sache hineingestolpert, in etwas, was mich rechtfertigte und mir das Gefühl gab, wichtig zu sein, und je mehr ich in meinen Ambitionen für Fanshawe aufging, desto schärfer geriet ich für mich selbst in den Brennpunkt. Das ist keine Entschuldigung; es ist nur eine Beschreibung dessen, was geschah. Später sah ich ein, dass ich das Schicksal herausforderte, aber damals wusste ich nichts davon. Was noch wichtiger ist: selbst wenn ich es gewusst hätte, bezweifle ich, dass es etwas ausgemacht hätte.
Unter all dem verbarg sich der Wunsch, mit Sophie in Verbindung zu bleiben. Mit der Zeit wurde es vollkommen natürlich für mich, sie drei- oder viermal die Woche anzurufen, mit ihr zu Mittag zu essen, sie zu besuchen, um mit ihr und Ben einen Nachmittagsspaziergang in der Nachbarschaft zu machen. Ich stellte sie Stuart Green vor, besuchte mit ihr den Regisseur, fand für sie einen Anwalt, der sich um die Verträge und andere juristische Angelegenheiten kümmerte. Sophie bewältigte das alles mühelos, für sie waren diese Begegnungen eher gesellschaftliche Ereignisse als geschäftliche Besprechungen. Sie machte den Leuten, die wir trafen, klar, dass ich derjenige sei, der für alles die Verantwortung trage. Ich begriff, dass sie entschlossen war, sich Fanshawe nicht verpflichtet zu fühlen, dass sie, was immer geschah oder nicht geschah, ihren Abstand hielt. Das Geld machte sie natürlich glücklich, aber sie brachte es nie wirklich mit Fanshawes Arbeit in Verbindung. Es war ein wunderbares Geschenk, ein Lotteriegewinn, der vom Himmel gefallen war, und das war alles. Sophie sah von allem Anfang an durch den Wirbelwind hindurch. Sie verstand das Absurde an der Situation, und da sie keine Habgier und keinen Drang, ihren eigenen Vorteil auszunutzen, kannte, verlor sie nicht den Kopf.
Ich gab mir Mühe, um sie zu werben. Mein Ansinnen war zweifellos zu durchschauen, aber das war vielleicht gut so. Sophie wusste, dass ich mich in sie verliebt hatte, und dass ich mich nicht auf sie stürzte, dass ich sie nicht zwang, ihre Gefühle für mich zu erklären, trug wahrscheinlich mehr als alles andere dazu bei, sie davon zu überzeugen, dass es mir ernst war. Doch ich konnte nicht ewig warten. Taktgefühl ist wichtig, aber zu viel davon kann verhängnisvoll sein. Es kam ein Moment, in dem ich fühlen konnte, dass wir nicht mehr miteinander rangen, dass zwischen uns bereits alles geregelt war. Wenn ich jetzt an diesen Moment denke, bin ich versucht, die traditionelle Sprache der Liebe zu gebrauchen. Ich möchte in Metaphern von Glut sprechen, von Brennen, von Barrieren, die angesichts von unwiderstehlichen Leidenschaften schmolzen. Mir ist bewusst, wie übertrieben diese Formulierungen klingen, aber letzten Endes glaube ich, dass sie zutreffen. Alles hatte sich für mich verändert, und Worte, die ich zuvor nie verstanden hatte, ergaben plötzlich einen Sinn. Das kam wie eine Offenbarung, und als ich endlich Zeit hatte, sie in mich aufzunehmen, fragte ich mich, wie ich so lange hatte leben können, ohne diese einfache Sache zu lernen. Ich spreche nicht so sehr von Verlangen als vielmehr von Wissen, von der
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