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Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise

Titel: Die Nichte der Marquise - Die Nichte der Marquise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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eigenen.
    Ziselierte Degenscheiden und verzierte Griffe erweckten nicht den Eindruck kriegerischer Handlungen, sondern blieben bloßes modisches Beiwerk, ebenso wie die beinahe grotesk wirkenden Lockenperücken und die mit Federn geschmückten Hüte. Derartigen Putz an Männern zu sehen, hätte in Trou-sur-Laynne dazu geführt, dass man die Betreffenden mit faulen Eiern beworfen hätte, aber hier stolzierten sie herum wie Hähne auf einem Misthaufen.
    Die Marquise kehrte zurück und klappte ihren Fächer auf. Ihrer Miene nach zu schließen, war das Gespräch mit dem Comte nicht zu ihrer Zufriedenheit verlaufen, und Marie fühlte eine grenzenlose Erleichterung. Doch so schnell gab die Marquise nicht auf. Gezielt suchte sie in der Menge nach geeigneten Bewerbern, denen sie ihre verwaiste Nichte präsentieren konnte.
    Marie versuchte das Unbehagen zu unterdrücken, das bei der schamlosen Musterung der Männer in ihr aufstieg. Und je länger die Angelegenheit dauerte, desto besser gelang es ihr. Der Gedanke, dass die Männer allesamt alt und verlebt wirkten, löste nicht länger Ekel in ihr aus, sondern sie begann sich mit einer Art Fatalismus damit abzufinden. Kein unverheirateter Jüngling, der auf den Beutel seines Vaters angewiesen war, konnte sich eine anspruchsvolle Geliebte halten, das hatte ihr die Marquise mehr als einmal erklärt.
    Also beschränkte sie sich darauf, die aufmunternden Blicke der vorbeischlendernden jungen Kavaliere kokett hinter ihrem Fächer zu erwidern. Und auch damit war es vorbei, als die Marquise ihren Arm nahm und sie wortlos aus der Menge führte. Hinter einem Treppenaufgang blieb sie stehen und Marie riss sich wütend los.
    »Ich bin dabei, dich als schüchternes, wohlbehütetes Mädchen anzupreisen, dessen Tugenden ohne Zahl sind. Und was tust du? Du machst jedem dahergelaufenen Galan schöne Augen.«
    »Ich habe gar nichts getan«, verteidigte sich Marie. »Und Eure Taktik scheint ja nicht gerade von Erfolg gekrönt. Wundert es Euch da ...«
    »Du unverschämtes kleines Ding«, zischte die Marquise. »Genügend Männer haben dank meiner Taktik bereits Interesse bekundet. Jetzt geht es nur mehr um die letzten Verhandlungen. Du solltest mir dankbar sein, dass ich dich nicht dem Erstbesten an den Hals werfe, sondern mir Gedanken darüber mache, bei wem du am besten aufgehoben bist.«
    Marie verschränkte die Arme unter der Brust. »Wer für Euch den Beutel am weitesten öffnet, meint Ihr wohl.«
    Die Marquise hob den Kopf und stellte lapidar fest: »Jeden Faden, den du am Leib trägst, habe ich bezahlt. Was ich meine, kann dir also herzlich gleichgültig sein. Ist es das nicht, dann sieh zu, dass du wieder in dein Nest in der Auvergne zurückkommst. Ohne die Kleider und ohne die Schuhe, die ich dir gekauft habe, wohlgemerkt.«
    Marie hielt dem kalten Blick stand. Sie wünschte, sie hätte die Kraft, zu tun, was die Marquise sagte. Aber nachdem sie die Luft in dieser Welt geatmet hatte, wusste sie auch, dass sie davon nie genug bekommen würde.
    »Also, wie lautet deine Entscheidung?«
    Die Stimme der Marquise brachte ihr zu Bewusstsein, dass die Frau tatsächlich bereit war, ihr all die schönen Dinge, die sie ihr auf einem Silbertablett gereicht hatte, ohne jeden Skrupel wieder wegzunehmen. Marie kämpfte mit ihrem Stolz, schluckte und erwiderte schließlich leise: »Es tut mir leid, Madame la Marquise, ich verspreche, dass ich mich in Zukunft Euren Ratschlägen beugen werde.«
    Die Marquise betrachtete sie eine Weile schweigend und seufzte schließlich. »Gut. Belassen wir es dabei. Schließlich habe ich gewusst, dass es nicht einfach werden wird mit dir.« Mit einer energischen Bewegung öffnete sie ihren Fächer. »Es ist schon spät. Wir müssen uns für den Nachmittagsspaziergang im Park umziehen. Ich habe noch nicht all jene getroffen, denen ich dich vorstellen will.«
    Marie enthielt sich einer Antwort und folgte der Marquise in das Appartement. Florence hatte einen leichten Imbiss vorbereitet, den die beiden Frauen hungrig verschlangen, während sie ihnen beim Umkleiden und Frisieren half. Ausgerüstet mit Sonnenschirmchen und hölzernen Überschuhen, die das Beschmutzen der feinen Seidenpantoffeln verhindern sollten, standen sie schließlich vor dem Gartenportal und blickten auf das riesige Parkgelände, das sich vor ihnen erstreckte.
    Scharen von Menschen lustwandelten bereits auf den Kieswegen oder saßen plaudernd auf den Steinbänken, die diese Wege säumten. Jeder, der in

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