Die Niete Im Bett
und 4 spielen.«
»Er spielt überhaupt keine Karten«, hatte Mia mir zugeraunt, als Benedikt kurz auf dem Klo war.
»Vielleicht fängt man ja damit an, wenn man dement wird«, war meine Antwort gewesen.
Benedikt war zurückgekommen und hatte sich nun an der Tischkante festhalten müssen, weil ihn die Vorstellung, im Pflegeheim Karten zu spielen, doch arg mitnahm. Irgendwann hörte er einfach auf zu reden und glotzte nur noch grenzdebil vor sich hin.
»Er hat zu viel getrunken«, hatte Mia erklärt. »Dann wird er immer so. Es ist furchtbar.«
Und es wurde immer schlimmer, weil Benedikt dann auch noch anfing zu heulen, als er an seine verstorbene Großmutter denken musste. Die hatte ihm nämlich zum Geburtstag immer Milchreis gekocht. Also ganz ehrlich, Benedikt hat geredet, als sei er zwölf oder so.
Ich habe nie verstanden, was Mia an ihm findet. Er ist sehr groß, hat blondes Haar, blaue Augen und ist irgendwie mager, behauptet aber von sich, durchtrainiert zu sein, weil er ganz viel Sport treibt. Benedikt trägt gerne Anzüge, weil er glaubt, dass ihm das einen seriösen Touch verleiht. Er macht nämlich »was mit Tieren«. Ich habe bis heute nicht herausbekommen, was genau er eigentlich macht, und Mia weiß es auch nicht.
Jedenfalls rubbelt Mia immer noch.
»Jetzt erzähl schon«, sage ich neugierig.
»Herr Brunnhuber gehört nicht mehr zu meinem Leben.« Sie hört auf zu rubbeln, und ich denke: »Gott sei Dank. « »Und mehr gibt es dazu für heute nicht zu sagen. Heute Abend will ich gute Laune haben, feiern und trinken. Und zwar mit dir. Wo sind die Gläser?«
»Na gut«, sage ich und hole zwei Sektflöten. Sie öffnet die Flasche und schenkt uns ein.
»Auf dich.«
»Auf uns. Für immer.« Ich gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
»Ganz genau. Und jetzt helfe ich dir noch ein bisschen. Was ist zu tun? Gib mir eine Schürze!«
Das ist Mia. So ist sie halt.
Mia
Nein, ich habe Leonhard nichts von Benedikt und Gaby erzählt. Weil es mir einfach so unglaublich peinlich ist, was da passiert ist. Ich meine, hallo, wo gibt es denn bitte so was, dass die betrogene Ehefrau zur Geliebten kommt und sich bedankt? Wohl nur in einem wirklich schlechten Film. Und bei mir natürlich. Ja, ja, klar müsste ich es Leonhard sagen, aber ich will nicht, dass er Mitleid mit mir hat oder solche Sachen sagt wie »Irgendwann kriegst du auch mal einen ab, der es ehrlich mit dir meint«. Mit Benedikt ist Schluss, und das muss genügen. Vielleicht erzähle ich es Leonhard irgendwann, wenn ich mal in einer Beziehung lebe, die länger als ein paar Monate dauert und in der alles komplikationslos läuft. Normal eben. Wahrscheinlich kann ich darauf warten, bis ich schwarz werde, aber jedenfalls bin ich derzeit nicht in der Verfassung, über Benedikt zu sprechen. Außerdem ist heute Leonhards Geburtstag, und den will ich ihm nicht mit meinen Trennungsgeschichten vermiesen. Das wäre ja noch schöner. Nein, heute wird gefeiert. Vielleicht ist ja ein Mann dabei, der mir gefällt. Wer weiß?
Leo
Gegen 19 Uhr kommen die ersten Gäste. Weil ich schon halb einen im Tee habe, finde ich es nicht mehr so schlimm, alle Exfreundinnen eingeladen zu haben. Eigentlich ist es sogar ganz lustig.
Henriette Krohn, die auch einen Kleinen im Tee hat, kichert die ganze Zeit, während sie in dem von ihr zu Hause zubereiteten Chili con Carne rührt, und Mr. Bean, der keinen Kleinen im Tee hat, sondern einen Großen, muss dauernd aufstoßen, weil er die Kohlensäure vom Champagner nicht so gut verträgt. Die Einzige, die mal wieder alles im Griff hat und sich nicht gehenlässt, ist natürlich Mia. Ich habe sie noch nie betrunken erlebt. Noch nicht mal beschwipst, obwohl sie Alkohol trinkt, was ich schon mit eigenen Augen gesehen habe und gerade sehe. Mia ist Beherrschung pur. Selbst wenn ein Flugzeug den Anschein erweckt, als würde es gleich abstürzen, bewahrt sie die Ruhe. Einmal – wir sind für eine Woche nach Mallorca geflogen – hat Mia sogar die Stewardessen während der grauenhaftesten Turbulenzen getröstet und ihnen und der gesamten Belegschaft sowie den Passagieren Mut zugesprochen, als sei sie der Heilige Vater persönlich.
Ich trinke mehr und noch mehr und freue mich sehr auf den Abend.
Mia
Meine Güte, ich möchte mich so gern besaufen, und zwar so richtig. Aber ich möchte nicht, dass Leonhard mich für eine versoffene Schlampe hält. Er hat mich noch nie betrunken erlebt. Ich bin eigentlich auch selten betrunken. Na ja, in den
Weitere Kostenlose Bücher