Die Niete Im Bett
Eltern.
Wir schweigen ein paar Minuten vor uns hin, dann fragt er: »Glaubst du , dass ich scheiße im Bett bin?«
»Woher soll ich das denn wissen?« Er stellt manchmal echt komische Fragen.
»Na, vom Gefühl her. Was glaubst du, wenn du mich siehst?«
»Im Moment glaube ich, dass bei dir gar nichts geht, weil du müde bist und noch Restalkohol intus hast. Außerdem stinkst du, weil du vom Laufen verschwitzt bist. Und du bist verletzt, weil so viele Leute von der Sache mit Sarah wissen.«
»Stimmt. Und sonst?«
»Ach, Leonhard«, ich überlege kurz. »Ich weiß es nicht, und ich will es auch gar nicht wissen. Das ist für mich einfach kein Thema. Also bei dir .«
»Aber ich muss es herausfinden. Wer kann es mir denn sonst sagen?«
»Ich. Weiß. Es. Nicht.«
Plötzlich springt er auf. »Ich hab eine Idee.« Dann rennt er raus in den Flur und kommt eine Minute später zurück, in der Hand hält er einen zerknitterten Zettel und schwenkt ihn hin und her. »Das hier ist die Lösung, da müssen wir hin!«
»Was kommt denn jetzt?« Auf gar keinen Fall werde ich heute noch irgendwo hingehen. Der gestrige Abend und das Laufen stecken mir noch in den Knochen.
»Doch, doch! Wir werden es tun!«, ruft Leonhard theatralisch.
»Was denn überhaupt?«
»Wir werden zu diesem Seminar gehen!«
»Welches Seminar?«
»Na, von Mr. Orgasmic!« Er deutet auf den Zettel in seiner Hand, und mir fällt ein, dass er den im Sex-Shop eingesteckt hatte. »Das ist die beste Idee, die ich seit Langem hatte! Danach werde ich ein Hengst sein, und du wirst auch den richtigen Mann finden.«
»Momentan will ich überhaupt keinen Mann.« Ich gähne. Ich bin so müde. Ich mag nicht mehr über Sex reden. Ich will auch keine Gummipuppen mehr gegen Dildos eintauschen. Aber Leonhard hat mir gar nicht zugehört.
»Und danach gehe ich zu Sarah und werde ihr beweisen, wie gut ich bin. Ha! Ist das nicht grandios?« Er hüpft durchs Zimmer wie ein Springteufel. »Bitte, Mia, komm mit. Du musst einfach! Bitte, bitte.« Wieder hält er mir den Zettel hin. »Hier steht, dass das nur für Paare ist. Ich weiß nicht, welche Frau ich sonst fragen könnte. Die würden mich doch alle für irre halten.«
Zu Recht.
»Ich weiß nicht.«
»Bin ich nun dein bester Freund oder nicht?« Anklagend sieht er mich an.
»Na klar bist du das. Aber das heißt doch noch lange nicht, dass ich …«
»Also du bist dabei. Danke, das vergesse ich dir nie!« Dann rennt er aus dem Zimmer, kurz darauf höre ich ihn telefonieren. Er bittet Mr. Bean, das Café morgen Abend alleine zu schmeißen. Und offenbar sagt Mr. Bean auch noch zu.
Na prima.
Jetzt komm ich aus der Nummer wohl nicht mehr raus.
Leo
»Da wären wir.« Himmel, bin ich aufgeregt. Mia und ich stehen vor der St.-Christophorus-Kirche in Ottensen, in deren Gemeindesaal der Kurs von Mr. Orgasmic stattfindet. Es hat noch Ewigkeiten gedauert, um Mia rumzukriegen, aber letztlich habe ich es geschafft. Was auf dem Flyer steht, klingt extrem interessant. An jedem Seminartag soll ein anderes Thema behandelt werden. Das wird sozusagen ein bunter Streifzug durch alles, was an Sexkursen so angeboten wird. Was den Vorteil hat, so versprechen es zumindest die Veranstalter, dass man nicht mehrere Kurse absolvieren muss. Nein, hier gibt es das Rundum-Sorglos-Paket.
»Willst du das wirklich tun, Leonhard?«, fragt Mia mich zum letzten Mal, und ich nicke aufgeregt. Es gibt gerade nichts, was ich mehr will.
»Gut.« Mia öffnet die Tür. Wir gehen einen Flur entlang. Der Boden ist mit Linoleum ausgelegt, und der Geruch hier erinnert mich an meinen Konfirmandenunterricht. Kirchen haben einen merkwürdigen Eigengeruch, genau wie Schulen, Finanzämter oder Gerichtsgebäude. Das sind irgendwie spezielle Mischungen, die einem nie wieder aus der Nase gehen.
»Ich verstehe nur nicht, warum ein Sexseminar ausgerechnet im Gemeinderaum einer Kirche stattfindet«, wundert sich Mia.
»Keine Ahnung. Vielleicht wegen der Fortpflanzung. Die Kirche predigt schließlich, dass wir uns fortpflanzen sollen.«
»Ich weiß aber noch gar nicht, ob ich das will.«
»Es war ja auch nur der Versuch einer Erklärung, warum die das ausgerechnet hier machen«, rechtfertige ich mich. »Da, das ist der Raum.« Die Tür ist nur angelehnt, und wir schauen erst mal durch den Spalt. Schnell zähle ich die Anwesenden durch und komme auf acht Personen, also vier Paare. Mit Mia und mir sind es dann also fünf.
»Nun geh schon rein«, sagt Mia und
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