Die Niete Im Bett
du den küsst, gefährdet das unseren Erfolg!«
»Mann, Leonhard, langsam reicht’s mir«, fahre ich ihn an. »Du gehst mir dermaßen auf den Keks. Wie kann man sich denn so in eine Sache verrennen! Als ob das hier irgendwas bringen würde. Und ich sag dir was: Für mich ist dieser Kurs eh beendet. Ich bin raus.«
»Das kannst du nicht machen«, ruft Leonhard entsetzt. »Was wird denn dann aus mir? Hier dürfen doch nur Pärchen mitmachen.«
»Ich halte das nicht länger aus. Das ist so grauenhaft«, erkläre ich ihm. »Bitte sei nicht sauer, aber ich will einfach nicht mehr. Und wenn du mich fragst, solltest du auch aufhören damit. Du bist ein intelligenter Mensch, der anders mit dieser Sache umgehen sollte. Ich helf dir auch dabei. Aber lass dieses Seminar bleiben. Du machst dich vor dir selbst zum Horst.«
»Nein«, sagt er trotzig. »Was man anfängt, soll man auch zu Ende bringen, das sagt mein Vater auch immer.«
»Dann tu, was du nicht lassen kannst.« Mittlerweile sind wir wieder in dem Seminarraum, und ich ziehe meinen Mantel an. »Aber komm nicht irgendwann an und beschwer dich, dass ich dich hätte warnen sollen.«
Jetzt ist Leonhard wirklich sauer. »Ich bin sehr enttäuscht von dir.« Er nimmt seine Jacke, und wir verlassen das Gebäude. Draußen ist es so eiskalt, dass meine Augen zu tränen anfangen. Ich will nur noch heim und in die Badewanne.
»Ich rufe uns ein Taxi«, sagt Leonhard, und ich nicke bibbernd.
Während der paar Minuten, die es dauert, bis der Wagen endlich kommt, schweigt Leonhard mich vorwurfsvoll an, ist dann aber wenigstens so freundlich, mir die Tür aufzuhalten.
»Wollen wir bei mir noch einen Wein trinken?«, fragt er nach ein paar Minuten Fahrt.
»Eigentlich nicht. Ich bin …«
»Müde, ich weiß. Nur ein Glas«, bittet er mich, und weil ich zu schwach zum Neinsagen bin, sage ich eben Ja, und nachdem das Taxi gehalten hat, gehen wir zu ihm rauf, er holt Gläser und Rotwein und wir setzen uns in sein warmes, gemütliches Wohnzimmer. Glücklicherweise ist Leonhards Vater nicht da, obwohl es schon nach zehn Uhr und draußen nun wirklich zu kalt für einen gemütlichen Spaziergang ist. Aber ich habe gerade ganz andere Sorgen.
»Bitte mach mit mir weiter«, fängt Leonhard sofort wieder an. »Das Seminar ist meine letzte Rettung.«
»Nein.« Ich trinke einen Schluck Rotwein, und sofort breitet sich in mir eine wohlige Wärme aus. Herrlich! »Ich glaube nicht, dass man sein Sexualleben aufpeppt, indem man fremde Leute streichelt oder Dirty Talk übt. Überhaupt: Über Sex redet man nicht, man hat ihn.«
Kaum habe ich das gesagt, setzt sich Leonhard kerzengerade im Sessel auf und strahlt mich mit glänzenden Augen an. Er sieht aus, als hätte er gerade eine Eingebung gehabt.
»Du hast recht«, ruft er. »Nur darüber reden ist totaler Mist! Wir werden es tun. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen? Nicht quatschen, machen.«
»Was denn? Was werden wir tun?«
»Wir schlafen miteinander! Ja! Ich will Sex mit dir haben. Wenn du schon nicht mehr mit mir zu dem Kurs gehen willst, kannst du mir den Gefallen doch wenigstens tun. Komm, Mia. Wir werden Sex haben ! Das ist die beste Idee, die ich seit Langem hatte! Danach kannst du mir sagen, wie ich im Bett wirklich bin und mir vielleicht noch ein paar Tipps geben. Also, mir erklären, was Frauen so mögen und was nicht. Und dann gehe ich zu Sarah und werde ihr beweisen, wie gut ich bin. Ist das nicht grandios?!«
»Wie bitte?«
»Komm schon, Mia. Nur ein Mal. Ich will ja eigentlich auch keinen Sex mit dir, aber manchmal muss man eben Opfer bringen. Tu es für mich!«
Ich stehe auf. Dann schütte ich Leonhard mein Glas Rotwein ins Gesicht. Und dann verlasse ich stampfend und ohne ein weiteres Wort seine Wohnung und knalle die Haustür hinter mir zu.
Leo
»Mia. Es tut mir leid, aber das habe ich jetzt schon hundertmal gesagt. Würdest du bitte ans Telefon gehen?« Ich raste noch aus. Wie kann man nur so stur sein? Wenn man es genau nimmt, habe ich doch gar nichts Böses getan. Gut, ich habe Mia gebeten, mit mir zu schlafen, aber sie hätte ja einfach Nein sagen können. Stattdessen hat sie mir ihren Wein ins Gesicht gekippt und ist einfach abgehauen. Das ist ja auch nicht die feine Art. Ich habe sie schließlich nicht gebeten, sich für einen Ritualmord zur Verfügung zu stellen.
»Sei doch nicht so bockig!«, rufe ich nun schon zum mindestens fünfzigsten Mal und lege auf, nur um gleich wieder anzurufen und erneut
Weitere Kostenlose Bücher