Die Niete Im Bett
mit Blicken tötet, wiederhole ich gemeinsam mit den anderen den besagten Satz und fühle mich mies.
»Sehr gut. Merkt ihr, dass ihr lockerer werdet? Ihr Frauen, wie fandet ihr das?«
»Irgendwie blöd«, sagt diese Heidemarie, die gestern bepuschelt worden ist und wegen des dicken Pullis nichts davon gespürt hat. »Ich hab auch nichts gefühlt oder so.« Verschüchtert sieht sie die anderen an, die mit den Schultern zucken und unschlüssig wirken.
»Unfug«, sagt Mark. »Man muss das üben, dann kommt die Erregung mit der Zeit ganz von allein. Jetzt sind die Frauen dran. Sprecht mir bitte nach und erschreckt nicht vor der Heftigkeit. Also: Gleich werde ich es deinem großen Krieger so besorgen, dass du dir wünschen wirst, ein Eunuch zu sein! Alles klar?«
Mia schließt kurz die Augen, dann sieht sie mich böse an und sagt, was sie sagen soll.
Mia
Es tut mir leid, aber ich weiß wirklich nicht, was das bringen soll. Ich fühle mich wie der letzte Trottel. Warum soll ich so einen Mist von mir geben? So was sagt doch kein normaler Mensch. Das ist ja noch schlimmer als diese furchtbaren Kontaktanzeigen in der Tageszeitung: Kater sucht Katze zum gemeinsamen Fauchen. Hallo, geht’s noch???
Das Schlimme ist, dass es allen anderen im Großen und Ganzen zu gefallen scheint. Sie wirken so, als hätten sie tatsächlich die Hoffnung, dass dieser Quatsch hier neuen Schwung in ihr Sexleben bringen wird.
Ich weiß, dass Leonhard die Situation unendlich unangenehm ist, aber ich werde den Teufel tun und ihm zulächeln. Er soll in der Hölle schmoren.
Also blitze ich ihn an und wiederhole die Worte, die Mark uns vorgegeben hat. Ich werde es überleben …
Irgendwie schaffe ich es tatsächlich, und nachdem die neunzig Minuten um sind und ich kaum noch Stimme habe, stehe ich auf, weil ich aufs Klo muss. Leonhard, der dauernd versucht, ein normales Gespräch mit mir in Gang zu bringen, ignoriere ich.
»Mia.« Nachdem ich von der Toilette komme, steht Mark auf einmal vor mir und scheint auf mich zu warten. »Na? War’s heute sehr schlimm für dich?«
»Ganz ehrlich, Mark, ich kapiere überhaupt nichts mehr. Was machst du hier? Was ist mit deiner Werbeagentur passiert?«
»Das erkläre ich dir ein andermal«, sagt er. »Aber jetzt mal unter uns, das hier ist doch nichts für dich. Das wusste ich gleich. Das ist nur was für sehr gehemmte und unsichere Menschen. Und das bist du nun wirklich nicht. Was für Probleme hast du denn mit deinem Freund?«
»Er ist nicht mein Freund«, sage ich. »Ich bin nur mit ihm hier, weil das Seminar eigentlich für Paare ist. Also, er ist ein sehr guter Freund, eigentlich mein bester, aber eben auf rein platonischer Ebene.«
»Verstehe.« Mark nickt. »Du jedenfalls brauchst diesen Quatsch hier nicht.«
»Danke«, sage ich. »Ehrlich gesagt finde ich das Ganze auch unsinnig und blöde, aber Leonhard wollte halt unbedingt herkommen.«
»Dann ist es echt lieb von dir, dass du mitgekommen bist.«
»Tja«, ich seufze, »so bin ich halt.« Mark guckt auf die Uhr.
»Ich muss dann jetzt auch mal los.«
»Moment, nicht so schnell«, halte ich ihn zurück. »So langsam könntest du mir wirklich mal erklären, was dich vom Grafiker zu ›Mr. Orgasmic‹ verwandelt hat!«
»Das mache ich auch noch, versprochen! Wir müssen uns eh mal treffen, wir haben doch so viel aufzuholen. Warte kurz.« Er fischt eine Visitenkarte aus seiner Tasche. »Ruf mich an, wann immer du willst. Wenn dieser Kurs hier rum ist, hab ich auch Zeit. Dann können wir reden.«
»Okay, mach ich.« Ich stecke die Karte ein. Mark mustert mich einen Moment lang nachdenklich. »Du siehst irgendwie nicht glücklich aus, wenn ich das mal so sagen darf.«
»Ach was«, ich winke ab. Was soll ich ihm jetzt von meinem Ex erzählen? Das bringt doch nichts. Außerdem muss er los, und für ein Gespräch zwischen Tür und Angel ist die lange Reihe meiner gescheiterten Beziehungen nun wirklich nichts.
»Ich glaube, wir beide müssen wirklich mal reden«, sagt Mark fürsorglich. »Du bist früher doch auch mit deinen Sorgen zu mir gekommen.«
»Ja, aber das ist lange her. Und mittlerweile sind wir ja wohl erwachsen.«
»Das heißt nicht automatisch, dass man dann sorgenfrei ist.«
Das stimmt allerdings.
»Na also. Und ich will dich hier nie wiedersehen.« Er gibt mir einen Kuss und geht.
Da kommt Leonhard.
»Wieso knutschst du bitte heimlich mit dem rum?«, giftet er, als Mark außer Hörweite ist. »Das ist unser Kursleiter, wenn
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