Die Niete Im Bett
ernst gesagt und sie in den Arm genommen.
»Ich werde dir nie wieder so eine schwachsinnige Frage stellen, und ich finde, du hättest mich ohrfeigen sollen.«
»Ach Quatsch«, hatte Mia gesagt. »Ich fand es besser, eine Weile abzutauchen. Das war für dich doch viel schlimmer.«
Das stimmt allerdings. Erst überlege ich, Mia von den Dosenöffnern zu erzählen und dass ich da jetzt mit Mr. Bean hingehe, entscheide mich dann aber um. Ich will mir nicht schon wieder anhören müssen, was für ein Schwachsinn das alles ist.
Also schnappe ich mir die Fernbedienung. »Wollen wir ein bisschen zappen?«
»Gute Idee. Wie spät ist es?« Mia schaut auf die Uhr. »Schon sechs! Soll ich uns einen Rotwein aufmachen?«
»Perfekt.«
»Ah, und weißt du, was ich noch im Kühlschrank habe?«
»Nein … Sag jetzt nicht MSS !«
»Doch!«
MSS ist die Mia-Spezial-Soße, die in Verbindung mit Spaghetti einfach himmlisch schmeckt. Mia verrät mir nicht, was drin ist, und ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen, weil diese Soße sowieso nur von ihr zubereitet werden kann. Alles andere wäre Blasphemie.
»Soll ich die Nudeln kochen?« Ich will mich schon vom Sofa quälen, aber Mia winkt ab.
»Ich mach schon. Du kannst fernsehen.«
Gemütlich sinke ich wieder in die Polster und zappe mich einmal quer durch die Programme. Zwanzig Minuten später kommt Mia mit einem Tablett ins Wohnzimmer.
»So. Bitte schön. Ich hab noch einen Salat dazu gemacht.«
»Und du hast deine Schlabberhose angezogen«, stelle ich fest und schaue auf das formlose dunkelgrüne Ungetüm.
»Jawohl«, sagt Mia. »Und es ist herrlich.«
Ich schaufele die Nudeln mit der MSS in mich hinein, als hätte ich drei Wochen lang nur Grütze zu essen bekommen.
»Sag mal, ist da Gorgonzola drin?«
»Sag ich nicht.«
»Mozzarella?«
»Sag ich nicht.«
»Salbei?«
»Sag ich nicht.«
So geht das jedes Mal. Wir wissen beide, dass sie es mir nicht verraten wird, und wir wissen beide, dass in unserer Beziehung immer nur sie diese Soße zubereiten wird.
In unserer Beziehung hört sich jetzt ein bisschen nach einer festen Bindung oder einer Partnerschaft an, also so, als wären wir zusammen. Das ist natürlich nicht so.
Aber eine feste Bindung und eine Partnerschaft, die haben wir trotzdem.
Das ist doch schön.
»Hast du dich eigentlich jetzt mal mit diesem Mark getroffen?«, frage ich.
»Noch nicht. Aber wir haben telefoniert. Wir wollen uns bald sehen. Er ist ja noch eine Zeitlang hier.«
»Ein komischer Job, den er da hat«, sage ich. »Wie heißt dieser Beruf?«
»Ich werde ihn fragen«, verspricht Mia.
Ich fresse mich so voll, dass ich mich kaum noch bewegen kann, und dann fängt auch schon der Münsteraner Tatort an, mit Jan Josef Liefers und Axel Prahl; dieses Duo lieben wir beide am allermeisten, und wir schauen diese Tatorte eigentlich immer gemeinsam an, wenn es irgendwie geht. Meistens geht es, weil ich sonntags freihabe.
Und während Jan Josef und Axel sich schon in der ersten Minute in die Wolle kriegen, döse ich langsam weg, und eine weitere Minute später bin ich auch schon eingeschlafen.
Mia
Da liegt er und schläft. Dann decke ich ihn eben zu und schaue den Tatort alleine. Himmel, ist das gemütlich.
Ich gieße mir noch einen Wein ein, stopfe die Decke fester um Leonhard und streiche ihm leicht über sein dichtes Haar. Er riecht immer so gut, und das ist nicht sein After Shave. Es ist sein Eigengeruch.
Ach, Leonhard. Ich würde mir so sehr wünschen, dass du endlich eine Frau findest, die weiß, was sie an dir hat. Die es schätzt, dass man mit dir so gut wie alles machen kann. Du bist kein Typ, der am Wochenende mit seinen Kumpels auf dem Fußballplatz rumhängt, du bist noch nicht mal genervt, wenn ich dich bitte, mit mir Schuhe kaufen zu gehen. Im Gegenteil, du setzt dich auf einen dieser kleinen Hocker und gibst mir noch gute Ratschläge. Warteschlangen vor Supermarktkassen machen dir genauso wenig aus wie mein Gejammer über die zwei Kilo, die ich zugenommen habe. Du bist der einzige Mann, der mir Tampons besorgt hat, und dir war das noch nicht mal peinlich.
Wer dich nicht will, ist dumm wie Stroh!
Ich trinke mein Glas leer und stelle es leise auf den Tisch, dann kuschle ich mich an Leo und schaue weiter fern. Es ist so gemütlich und warm, dass mir langsam die Augen zufallen und ich ebenfalls einschlafe.
Als ich aufwache, ist es stockdunkel, und mein Nacken ist steif wie ein Brett. Der Tatort ist natürlich schon lange
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