Die Niete Im Bett
Halt. Er war gemein zu mir. Er hat böse Sachen gesagt.
Wenn ich das Wort nicht so grauenhaft therapeutisch finden würde, würde ich jetzt sagen: Er hat mich benutzt.
Aber: Ich mag ihn trotzdem noch.
Ja. Ja. Ja.
Seine Augen. Sein Mund. Seine immer etwas kratzigen Wangen.
Mein Herz klopft schneller als sonst, als ich daran denke, wie genial diese Nacht mit ihm war.
Sie war so … stimmig. Es hat alles gepasst. Nicht eine peinliche Situation. Das hatte ich vorher noch nie. Nie, nie, nie. Natürlich hatte ich guten Sex, aber der mit Leonhard war … anders irgendwie.
Ganz anders. So vertraut.
Verdammt.
Mein Herz schlägt noch schneller, wenn ich an seinen Geruch denke.
Jetzt rast mein Herz. Ach du Scheiße. Ich glaub, ich weiß warum.
Ich bin verknallt in Leonhard.
Ja. Total, unglaublich, wahnsinnig verknallt.
Und das muss unverzüglich geändert werden.
Jetzt dreht sich ein Schlüssel im Schloss.
Schade eigentlich. Ich hätte gern noch weiter über Leonhard nachgedacht.
18
Leo
»Du lachst«, sage ich überflüssigerweise.
»Ja natürlich«, gluckst Sarah. »Was soll ich denn bitte sonst machen?«
»Mich ernst nehmen zum Beispiel«, sage ich verwirrt und auch ein bisschen beleidigt.
»Oh Leo.« Sie wischt sich die Tränen aus den Augen. »Wie kann man dich denn ernst nehmen ?«
»Wie meinst du das? Das, was ich gesagt habe, war sehr wohl ernst gemeint. Ich bin jetzt wirklich keine Niete mehr. Bitte glaub mir.«
»Leo, geh jetzt bitte. Da ist die Tür.«
»Das glaub ich nicht.« Mr. Bean ist mal wieder außer sich. »Wie weit willst du eigentlich noch sinken, Leo? Ich finde, es reicht langsam!«
»Gib mir mal ein Bier.«
»Alkohol ist keine Lösung.«
»Du sollst mir ein Bier geben.«
»Ich glaube, ein Tee wäre jetzt besser. Ich kann dir einen Kamillentee …«
»Willst du, dass ich ausraste?«
Seufzend geht Mr. Bean in die Küche und knallt mir kurze Zeit später eine Bierflasche vor die Nase. Auf dem Tisch liegt ein Feuerzeug, und ich nestle damit am Kronkorken herum, um ihn abzubekommen, aber es gelingt mir nicht. So tief bin ich schon gesunken. Ich bin überhaupt kein Mann mehr. Noch nicht mal eine Bierflasche kann ich wie ein richtiger Kerl öffnen.
»Was willst du als Nächstes tun?«, fragt mich Mr. Bean, schnappt sich mein Bier und hat die Flasche innerhalb von einer Sekunde mit dem Feuerzeug geöffnet. »Willst du noch mal bei ihr klingeln, dein Ding rausholen und sagen: ›Ich bin der Beste. Lass mich dir zeigen, was ich alles kann‹.« Er grinst.
»Natürlich nicht«, sage ich. »Lass uns einfach nicht mehr darüber reden.«
»Übrigens hat jemand angerufen«, wechselt Mr. Bean tatsächlich abrupt das Thema.
»Das ist ja eine tolle Geschichte. Wow! Jemand hat dich angerufen. Unfassbar eigentlich.«
»Es war ja nicht irgendein Anruf«, sagt Mr. Bean und wird tatsächlich ein klein bisschen rot. Dann lehnt er sich zurück und macht eine Kunstpause.
»Ja, was für ein Anruf war es denn nun?«, frage ich ungeduldig und nehme einen großen Schluck Bier. Es ist kalt und schmeckt herrlich. Am liebsten würde ich jetzt in Bier baden, das Badewasser leersaufen und die Demütigung vergessen. Diese Schmach, oh diese Schmach!
»Anne hat mich angerufen«, erläutert Mr. Bean stolz.
»Anne? Wer ist das?«
»Die eine Frau.«
Jetzt reicht es. Ich kann das nicht leiden, wenn man seinem Gegenüber jedes Wort aus der Nase ziehen muss. Also schweige ich, weil ich weiß, dass er ohnehin gleich weiterreden wird.
»Anne ist die Frau, die beim Kurs plötzlich vor mir gestanden und ›Oh‹ gemacht hat«, erklärt mir Mr. Bean.
»Und da hat sie dich jetzt schon angerufen? Woher hat sie denn überhaupt deine Nummer?«
»Mir war eine Visitenkarte aus der Hosentasche gefallen. Glücklicherweise.« Mr. Bean strahlt. »Ich glaube, das ist ein Wink des Schicksals.«
»Aha. Und jetzt?«
»Kann ich morgen freinehmen? Ich möchte mit Anne an die Nordsee fahren.«
»Bei der Kälte?«
»Ach, Kälte ist uns egal.« Mr. Bean sieht aus, als hätte er gerade erfahren, dass er im Lotto gewonnen hat.
»Also ich verstehe gar nichts mehr. Der Kurs war doch erst vor ein paar Stunden. Warum habe ich das Gefühl, dass du verknallt bist?«
»Keine Ahnung, aber ich hege starke Gefühle für Anne.« Nun wird er theatralisch. »Ein wenig fühle ich mich, als sei ich in einem Drama von Shakespeare gelandet. Du weißt, wer das ist?«
»Ich bin ja nicht blöd. Jetzt erzähl mir bitte mal alles der Reihe
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