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Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott

Titel: Die Nomadengott-Saga 01 - Der Nomadengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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kleiner nur, aber sehr gezielt. Er schlug genau zwischen Raffim und dem Lagerfeuer ein. Als die geblendeten Tajarim wieder sehen konnten, bemerkten sie eine glasig geschmolzene Stelle im Sand, auf der eine Papyrusrolle lag.
    Seshmosis ging an die Stelle und hob die Rolle auf. Für alles Geschriebene war schließlich er zuständig.
    Die Rolle fühlte sich warm an, aber nicht heiß. Und sie fühlte sich wie »Die Kleine Karawane« an, Irrtum ausgeschlossen.
    Seshmosis entrollte sie, während die anderen ihn erwartungsvoll anblickten. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit begann er gleich laut vorzulesen.
    »Als die Tajarim aber in Abydos lagerten, kam ein Zwist auf unter dem Volk des Herrn. Es waren ihrer gar viele, die nicht mehr weiterziehen wollten, und einer stand auf und bezichtigte die Boten des Herrn der Lüge und rief: ›Lasst uns zurückkehren nach Theben, dorthin, wo wir glücklich waren.« Da sandte der Herr ein drittes Zeichen, auf dass das Volk der Tajarim weiterziehe auf seinem vorbestimmten Weg.«

     
    Zwischen den Gräbern von Umm el-Qaab saß eine einsame Gestalt, die mit der rechten Hand ein Tier streichelte, das an ihrer Seite lag. Es war Seth, und das Tier an seiner Seite war nach ihm benannt. Dies war sein Ort wie kein zweiter auf der Welt, denn hier war sein Grab. Kein Mensch wusste das und kaum einer der Götter. Doch lange bevor er zum Gott aufgestiegen war, war er als Mensch auf Erden gewandelt, als ein König.
    Es gibt immer ein Vorher. Vor der ersten Dynastie war die Dynastie Null mit ihrem Begründer König Skorpion.
    Das war natürlich nicht sein richtiger Name, sondern nur seine Namensglyphe. Aber immerhin charakterisierte ihn dieses Zeichen äußerst zutreffend, wie Seth wusste. Und vor der Dynastie Null gab es andere Dynastien, die noch legendärer, noch mythischer waren.
    Diese bekämpften sich gegenseitig bis aufs Blut. Das eine Herrscherhaus war das von König Osiris, das andere das von König Seth, sein Herrscherhaus.
    Ihr Kampf war ein großer Kampf. Er war gigantisch, er war grausam, und er war tödlich für alle. Zuerst war er, Seth, der Sieger. Doch dann unterlag er dem Sohn von Osiris – Horus –, dem es gelang, ihn lebend zu ergreifen. Das war Seths Pech, denn die Rache der Witwe Isis und ihres Sohnes war lang und schmerzhaft. Zu guter, besser: schlechter Letzt schnitten sie ihm die Hoden ab, auf dass er keine Nachfolger zeugen könne, und jagten ihn blutend und nackt in die Wüste. Dort fand ihn sein eigenes Volk, und er blieb gerade lange genug am Leben, um Anweisungen für seine Bestattung zu geben. So begruben sie ihn in Umm el-Qaab, im ersten einer langen Reihe von Königsgräbern. Sein Ruf war glorreich, und sein Volk liebte ihn, und je länger er tot war, desto glorreicher wurde sein Ruf und desto mehr liebte ihn sein Volk.
    Bis er eines Tages erwachte. Es war eine andere Existenz als vorher. Das erkannte er daran, dass der Schmerz nicht mehr den Körper peinigte, sondern in der Seele brannte. Da wusste er, dass er von nun an ein Gott war.
     
    Auch andere Helden des großen Krieges überlebten im Lauf der Jahre ihren eigenen Tod.
    Nach und nach waren sie alle wieder beisammen, die damals im großen Krieg gekämpft hatten. Und die archaischen Tiermasken, die sie im Kampf getragen und die ihnen Stärke, Schläue, Tapferkeit und Verschlagenheit gegeben hatten, wandelten sich in Attribute der Götter. Der eine trug nun einen Krokodilschädel, die andere einen Löwenkopf, der eine einen Falkenschnabel, die andere ein Nilpferdmaul und so weiter. Manche blieben auch in Menschengestalt.
    Nur was seine, Seths Maske, darstellte, das wussten sie damals nicht, und das wissen sie bis heute nicht. Keiner ahnte, dass sie aus ihm selbst, aus seiner Fantasie entstanden war, und so begann er die Seth-Tiere, seine Tiere, mit seinem Gesicht zu züchten, um die anderen zu verspotten und zu erschrecken. Und um sich selbst über den Verlust seiner Hoden zu trösten.
     
    Nun saß Seth mit einem seiner geliebten Tiere auf seinem eigenen Grab und blickte nach Osten zum Lager der Tajarim. Dort war etwas geschehen, was schon seit langer, langer Zeit nicht mehr geschehen war. Eine neue Entität war aufgetreten. Seth sträubte sich dagegen, diese Wesenheit als Gott zu bezeichnen, obwohl alle Anzeichen dafür sprachen. Aber es war schon lange kein Gott mehr geboren worden.
    Natürlich gehört die Geburt von Göttern zu den ganz normalen Dingen im Zeitenlauf. Ein Vorgang, nicht ungewöhnlicher als

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