Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
Vom Netzwerk:
dafür, dass Asterion unauffindbar wird. Verschwindet und folgt dem Licht, das euch den Weg zum Ausgang zeigt! Falls ihr euch anders entscheidet, wird dieser Raum euer Grab.«
    Der Stimme folgte ein kleiner Erdstoß, der das Labyrinth erschütterte. Theseus rappelte sich mit Hilfe von Pelos auf und floh mit seinen beiden Freunden in den Gang, in dem ihnen ein helles Licht leuchtete.
    Ein weiterer Erdstoß ließ Boden und Wände erzittern; die Mitglieder der Gäng, Alexandras und Neros stieben in Panik nach allen Seiten auseinander. Auch Daedalos packte seinen Sohn am Arm und floh mit ihm gemeinsam aus der Halle. Nur Asterion, Aram und die verängstigten Tajarim blieben zurück. Irgendetwas bannte sie an diesen Ort.
    Seshmosis flehte laut: »GON, bitte errette uns!«
    »Das tue ich gerade«, antwortete dieselbe Stimme, die sie bereits vorher gehört hatten. »Asterion, du musst sofort dieses Labyrinth verlassen! Denn bald werden viele Achäer kommen und dir nach dem Leben trachten. Dein Vater toleriert mein Eingreifen nur, weil er dich liebt. Aber auch er wird dich nicht auf ewig schützen können. Du musst unbedingt fliehen!«
    »So geschehe es, kleiner Gott!«, sprach Asterion.
    »Dann haltet euch fest!«, befahl die Stimme. »Gleich kracht es!«
    Ein dritter Erdstoß brachte erste Wände zum Einsturz. Asterion, Aram, Seshmosis, Nostr'tut-Amus, Tafa und Mumal standen im Kreis, hielten sich fest an den Händen und erhofften ihre Rettung. Die Luft flirrte und flimmerte, und das Tosen nahm zu. Ein großer Stein fiel neben Seshmosis zu Boden und zerstörte das Mosaik. Plötzlich löste sich das ganze Labyrinth vor ihren Augen auf, und sie fühlten sich in die Luft gehoben. Wenig später stand die Gruppe auf einem sanften, grünen Hügel in der Nähe des Palasts, genau in ihrer Mitte ein kleiner, hölzerner Schrein.
    Die Tajarim knieten nieder, und auch Asterion beugte das Knie. Stumm dankten sie GON für ihre Errettung.
     
    *
     
    Das von GON verursachte Erdbeben war vorbei, und Daedalos hastete mit Ikaros durch das schwer beschädigte Labyrinth. Wegen des Staubs konnte man sich nur sehr schwer orientieren. In der Nähe sahen sie eine Gruppe von Rennern, die sich noch zielloser als sonst durch die Trümmer bewegten.
    Immer wieder mussten Vater und Sohn über Schuttberge klettern, und dem Architekten fiel es schwer, sich in den Resten seines eigenen Bauwerks zurechtzufinden. Schließlich stießen sie auf eine intakte Treppe, die hinauf zum Freiluftbereich führte. Doch ihre Hoffnung, dass an irgendeiner Stelle die Außenmauer zerstört sein würde, erfüllte sich nicht. Daedalos hatte das Labyrinth zu solide gebaut, und selbst das Erdbeben hatte die äußere Umfassung nicht zum Einsturz gebracht. Enttäuscht kehrten Daedalos und Ikaros in ihr unterirdisches Quartier zurück. Dieser Raum war von den Auswirkungen des Erdbebens weitgehend verschont geblieben. Daedalos holte die beiden Schwingenpaare unter der Pritsche hervor und legte sie zwischen sich und seinen Sohn auf den Boden.
    »Ich weiß, dass du mit deinem Leben unzufrieden bist, Ikaros. Und du sollst wissen, dass ich das gut verstehen kann. Die chaotischen Verhältnisse bieten uns eine gute Gelegenheit zu fliehen. Ich werde sie nutzen und biete dir an, mit mir zu kommen. Es ist deine freie Entscheidung. Du kannst natürlich hier bei deinen neuen Freunden bleiben. Aber ich würde mich freuen, wenn wir gemeinsam an einem anderen Ort einen Neuanfang machen könnten.«
    Ikaros, der während der ganzen Zeit in seiner rechten Hand immer noch die furchtbare Keule gehalten hatte, legte diese nun wortlos zu Boden und ergriff ein Schwingenpaar. Daedalos war erleichtert. Hoffnungsfroh, aber auch mit schwerem Herzen machten sie sich auf den Weg nach oben. Erst als sie die Schwingen anlegten, fragte Ikaros:
    »Werden sie uns verfolgen?«
    »Nein. Sie werden erzählen, dass wir gescheitert sind. Ihr Stolz lässt es nicht zu, dass wir Erfolg haben. Sie werden behaupten, dass wir abgestürzt und ertrunken sind oder mit zerschmetterten Knochen irgendwo auf einer Insel liegen. Sie brauchen diese Lügen, damit die anderen den Mut verlieren.«
    Ikaros verstand. Geschichte hatte nichts mit Tatsachen zu tun, sondern nur mit den Absichten der Mächtigen. Ihnen war es letztendlich egal, ob ihm und seinem Vater die Flucht gelang – Hauptsache, es erfuhr niemand. Wichtig war für die Herrschenden nur, dass die Leute glaubten, sie seien gescheitert.
    Und so erhoben sich zwei

Weitere Kostenlose Bücher