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Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer

Titel: Die Nomadengott-Saga 02 - Die Irrfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Scherm
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fiel wie vom Blitz getroffen zu Boden und verströmte sein junges Leben.
    Angestachelt von diesem Erfolg, brüllte Eurypylus erneut: »Werft sie ins Meer!«, und die Mysianer und Trojaner folgten ihm. Sie erreichten die Mauer, und der Lokrer Aias wurde von Aineias mit einem Stein schwer verwundet und niedergestreckt. Nur die aufkommende Nacht rettete die Achäer und verhinderte, dass die Angreifer die Schiffe erreichen konnten.
    Der siegreiche Mysianer schlug mit seinem Heer am Ufer des Strabons ein Nachtlager auf, die Trojaner kehrten durch das Skäische Tor in die Stadt zurück.
     
    *
     
    Unbeeindruckt vom Kriegsgeschrei draußen, saßen Homeros und Seshmosis in der Hütte des Dichters. Seshmosis war begierig, mehr über den geheimnisvollen Blinden zu erfahren. So fragte er ihn frei heraus: »Was bringt dich eigentlich an diese schrecklichen Gestade? Mir scheint dies nicht der rechte Platz für einen Poeten.«
    Homeros seufzte.
    »Wahrlich, dies ist kein Platz für Poesie und für einen Dichter schon gar nicht. Doch ich kam nicht freiwillig hierher. In den frühen Tagen des Krieges führte Achilleus ein Plünderungszug an der Küste Kleinasiens in meine Heimat Lydien. Mitten auf dem Marktplatz von Kolophon, wo ich gerade meine Verse vortrug, ergriffen und verschleppten sie mich. Sie wollten mich als eingebetteten Berichterstatter haben, wie sie es nannten. Ich sollte ihre Heldentaten im Kampf um Troja direkt erleben und in wohlgesetzten Hexametern festhalten.«
    Seshmosis begann zu verstehen. »Und was veranlasste sie, ausgerechnet dich auszuwählen?«
    »Dort im Regal liegen Schriftrollen, die mit einem grünen Band gekennzeichnet sind. Nimm eine und lies!«
    Seshmosis tat, wie ihm geheißen, breitete eine der Rollen aus und las laut vor:
    »›Nun rief Zeus die Götter im Sternenreichen Himmel zusammen, zeigte ihnen die Kriegsscharen und die vielen großen und starken Kämpfer, die da mächtige Lanzen trugen, so ähnlich, wie wenn ein Kentauren- oder Gigantenheer dahinzieht.‹«
    Seshmosis verstummte und las etliche Passagen quer, um sich einen Überblick zu verschaffen. Dann blickte er verwundert vom Papyrus auf.
    »Ich weiß nicht, ob es an meinen Kenntnissen der achäischen Sprache liegt, aber ich habe das Gefühl, dass die Helden dieser Geschichte merkwürdige Gestalten sind.«
    »Was meinst du, mein lieber Seshmosis?«, fragte Homeros mit einem verschmitzten Lächeln.
    »Nun, die Namen deiner Helden. Da kämpfen die Furcht erregenden Meridarpax, Tyrophagos und Pternoglyphos gegen die waffenstarrenden Kraugasides, Borborokoites und Physignathos.«
    »Und? Was ist daran so besonders? Kämpfen nicht immer Furcht erregende Krieger gegen waffenstarrende Feinde?«
    »Aber wenn meine Kenntnisse deiner Sprache mich nicht vollends täuschen, so tragen all deine Krieger sprechende Namen, das heißt, sie sagen etwas über sie aus.« Seshmosis rang mit sich und seiner Unsicherheit. Er wurde das Gefühl nicht los, der andere wolle ihn auf den Arm nehmen. Doch Homeros lachte nur.
    »Sag mir doch, mein lieber Seshmosis, was dir die Namen meiner Helden verraten!«
    »Nun, Meridarpax bedeutet meines Wissens Bröckchenräuber, Tyrophagos heißt Käsenascher und Pternoglyphos nichts anderes als Schinkenhöhler. Auf der anderen Seite stehen Kraugasides, also der Quakerich, Borborokoites, der Schlammerich, und Physignathos, der Pausback.«
    »Du beherrschst meine Sprache wirklich gut, Seshmosis. Das ist alles korrekt übersetzt.«
    »Und dennoch siehst du mich verwirrt. Was sollen diese befremdlichen Namen? Wer, um aller Götter willen, heißt denn so?«
    Nun lachte Homeros schallend.
    »Wer wird denn schon Bröckchenräuber, Käsenascher und Schinkenhöhler heißen? Mäuse natürlich! Und Quakerich, Schlammerich und Pausback sind meiner Meinung nach gute Namen für Frösche! Das Werk, weswegen mich die Achäer entführten, ist mein Epos Batrachomyomachia, mein ›Froschmäusekrieg‹. Dieses Epos trug ich vor, als sie mich auf dem Marktplatz von Kolophon gefangen nahmen. Sie fanden den Stil so dramatisch und heroisch, dass sie ihre eigenen Abenteuer so erzählt haben wollten. In diesem Epos geht es um einen Krieg, der durch einen unglücklichen Todesfall ausgelöst wird. Es kommt, wie immer in solchen Fällen, zum Kampf der Kulturen. Die Mäuse wollen den Fröschen die Überlegenheit ihrer eigenen Kultur beweisen und umgekehrt die Frösche den Mäusen. Mit viel Pathos und Waffengeklirr prallen die Heere aufeinander und

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