Die Nomadengott-Saga 03 - Die Weltenbaumler
gewesen.
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Skalli und Hati erreichten Gamlis Hof und waren von der neuen Situation völlig überrascht – bis auf Heidrun und Sährimnir lebte keines der mythischen Tiere mehr hier.
»Da ist man einmal ein bisschen länger unterwegs, und schon ziehen alle weg«, nörgelte Hati. »Was sollen wir denn jetzt tun? Unsere Arbeit mit der Sonne gibt es auch nicht mehr.«
»Wir finden schon etwas, mein Bruder. Das Laufen liegt uns im Blut. Das Jagen der Sonne hat unsere Muskeln gestählt und uns ausdauernder gemacht als jeden anderen Wolf. Ich schlage vor, jeder von uns sucht sich eine hübsche Wölfin, mit der er süße, kräftige Welpen bekommt. Die bilden wir dann darin aus, Schlitten für die Menschen zu ziehen.«
»Tolle Idee, Skalli«, sagte Heidrun. »Die Menschen werden euch dankbar sein. Gamli beschwert sich, dass er im Winter mit den Pferden nicht mehr durch den hohen Schnee kommt. Sie sind einfach zu schwer und sinken ein. Aber ihr Leichtgewichte könntet einfach darüber hinwegrennen.«
»Werden die Menschen denn Schlittenwölfe mögen?«, fragte Hati, der Skeptiker.
»Wir nennen uns einfach nicht mehr Wölfe! Dann werden sie uns lieben!«, schlug Skalli vor.
»Aber wie sollen wir uns denn nennen?«
»Wir nennen uns zu Ehren unseres Vaters Hati und Skalli Huskyson!«
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Am Tag, bevor Brünhild mit ihrem Bräutigam Gunther und den Seinen nach Burgund aufbrechen wollte, kehrte die Expedition der Tajarim zurück. Nach ihrer Begegnung mit dem Drachen und dem beschwerlichen Weg aus der Schatzkammer der Zwerge waren die Tajarim dankbar für eine längere Rast mit einem richtigen Dach über dem Kopf. Erleichtert zogen sie in Isenstein ein.
Mumal fand gleich zwei Kriegerinnen, die sich seiner besonders liebevoll annahmen, doch auch die anderen konnten sich nicht über mangelnde Zuwendung oder gar Einsamkeit beklagen. So durfte sich Zerberuh, der bekanntlich eine Vorliebe für beleibte weibliche Wesen pflegte, an einer besonders üppigen Kriegerin erfreuen. Der Kapitän fühlte sich an seine ägyptische Lieblingsgottheit Thoëris erinnert, jenes opulente, aufrecht gehende Nilpferd, und genoss das mollige Vergnügen in vollen Zügen.
Raffim dagegen war derzeit weniger nach Sinnenfreuden. Die Begegnung mit dem Wächter der Schachtel steckte ihm noch in den Knochen, und dessen geschäftliche Forderungen hatten ein riesiges Loch in seine Betriebskasse gerissen. Dabei war sein Plan, den Zwischenhandel auszuschalten, doch so genial gewesen! Nun beklagte sich Raffim lautstark bei Seshmosis.
»Wo warst du denn mit deinem Gott, als ich dich brauchte? Hast dich hier auf der Burg mit diesem Kriegerweib herumgetrieben, anstatt deinen Freunden aus der Misere zu helfen! Im Schweiße meines Angesichts habe ich die schwarzen Steine aufgesammelt. Und dann kam dieser Zwergbärendrache und verlangte dafür auch noch Gold von mir!«
»Glaubst du, Gott ist dafür da, dass du für die Ware, die du bekommst, nichts bezahlen musst? Denkst du, man kann einfach so in ein fremdes Land fahren, dort die Schätze vom Boden auflesen und mitnehmen, um sie zum eigenen Profit zu verkaufen?«, hielt Seshmosis dagegen.
»Natürlich! Das war doch schon immer so. Es ist empörend, wie die Eisländer mit den Gästen auf ihrer Insel umgehen! Wenn sich das herumspricht, wird bald keiner mehr hierherkommen.«
Seshmosis blieb völlig unbeeindruckt und fragte: »Und, wie viel Gewinn wirst du mit dem Obsidian machen?«
»Das Zehnfache vom Einkaufspreis sollte es schon werden«, grinste Raffim.
Drei Tage später trafen der Tross der Tajarim mit ihren Lastpferden und der Zug der Burgunden samt dem Gefolge von Brünhild in Husavik ein.
Auf dem Weg zur Hafenstadt waren Raffim und Gunther ins Gespräch gekommen, und der Tajarim hatte schnell herausgefunden, dass die Pelze, die er in Eisland erworben hatte, am Rhein wesentlich bessere Preise erzielen würden als in Byblos. So kam man zu dem Entschluss, im Konvoi von Eisland nach Burgund zu fahren und sich gegenseitig Schutz zu bieten.
Zu Raffims und Gunthers Leidwesen sank der Preis für Pferde in Husavik auf einen nie gekannten Tiefststand. Den einzigen Trost in ihrer miesen wirtschaftlichen Situation fanden sie in Thorbjörn, dem Goden der Provinz. Der sah sich durch die immensen Einnahmen für sich und seine Gemeinde in der Lage, den ganzen Tross zu einem großen Fest einzuladen und für Speisen und Getränke aufzukommen.
So kam es, dass alle ausgelassen feierten und fast jeder
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