Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
dass wir weiterkommen. Und auch für euch ist es besser, wenn die Soldaten uns nicht in eurem Dorf finden.«
Die junge Frau verstand nur, dass er weiterwollte. Sie machte ihnen Zeichen, einen Moment zu warten, lief in ihr Dorf und kam mit einem älteren Mann zurück, der ein Lama hinter sich herzog. Mit glitzernden Augen hielt er Catalina das Seil hin, doch diese hob abwehrend die Hände. Ärgerlich stieß Stefano sie in die Seite.
»Jetzt sei kein Dummkopf – ein Tragetier kann man immer brauchen. Immerhin hat uns die Rettung der Frau beinahe das Leben gekostet, und wer weiß, ob wir nicht doch noch mit unserem Leben bezahlen werden. Diesem Kerl war es bitterernst mit seiner Drohung! Der will dich, hörst du: dich will er! Und jetzt nimm endlich das verdammte Vieh und lass uns weitergehen.«
Als Catalina das Geschenk noch immer ablehnte und dabei Worte über Worte machte, nahm Stefano dem Indio die Zügel aus der Hand, band sie mit denen seines Maultiers zusammen und marschierte einfach weiter. Erst als er merkte, dass sich Catalina noch immer nicht in Bewegung setzte, blieb er wieder stehen.
»Wenn du jetzt nicht sofort kommst, schlage ich dich nieder und binde dich auf eines der Tiere!«, fuhr er sie an. Catalina warf ihm einen befremdeten Blick zu, verkniff sich jedoch einen Kommentar.
Als sie eine Stunde marschiert waren, hörten sie in nicht allzu großer Entfernung spanische Stimmen und Hundegebell.
»Das haben wir nun davon, das haben wir nun davon!«, schimpfte Stefano in einem fort. Mit vor Panik immer heller werdender Stimme trieb er Catalina zu noch größerer Eile an. »Nun lauf doch, so lauf doch schon! Oh verdammt, gegen die Hunde haben wir doch überhaupt keine Chance.«
Als die Stimmen und das Gebell immer näher kamen, verfielen Stefano und Catalina in Laufschritt. Nach einer Weile wurde das Gebell leiser. Stefano scheuchte Catalina trotzdem mit unverminderter Eile durch den Wald.
»Aber Stefano, jetzt übertreib doch nicht«, keuchte Catalina. »Ich kann einfach nicht mehr. Meine Beine tun weh, und verdammtes Seitenstechen habe ich auch.«
Stefano fuhr zu ihr herum. »Kapierst du eigentlich nicht, worum es hier geht?«
»Allmählich denke ich, vor allem darum, dass du kurz vorm Durchdrehen bist«, giftete Catalina ihn an. »Aber wenn du mich erst einmal zu Tode gehetzt hast, kann mir Aitor natürlich in der Tat nichts mehr anhaben.«
»Woher kennst du diesen Widerling überhaupt?«
Statt zu antworten hob Catalina den Finger. »Pst, hör mal! So hör doch! Da plätschert irgendwo ein Bach.«
Da spitzte auch Stefano die Ohren und lief gleich wieder los. Wenige Meter weiter kamen sie an einen kleinen Bergbach. Munter sprang er über Steine und Geröll, aber sein Bett war doch nicht so unwegsam, als dass sie mit den Tieren nicht hätten hindurchwaten können.
»In dem Bach werden die Hunde unsere Spur verlieren«, sagte Catalina erleichtert.
»Aber beeilen müssen wir uns trotzdem«, beharrte Stefano und zog die Tiere hinter sich ins Wasser. An die zweihundert Meter konnten sie so vorankommen, dann versperrte ihnen ein mannshoher Fels den Weg. Notgedrungen trieben sie die Tiere wieder ans Land, umliefen das Hindernis, doch als sie wieder zu dem Bach hinabsteigen konnten, war das Wasser zu tief, als dass sie ihren Weg darin hätten fortsetzen können. Besorgt lauschten sie hinter sich. Es war nichts zu hören außer dem Gezwitscher von ein paar Vögeln.
»Ich glaube, sie haben unsere Spur verloren«, meinte Catalina, doch Stefano war noch immer nicht beruhigt.
»Lass uns weitergehen. Wenigstens so lange, bis die Sonne untergeht.«
Zwei Stunden später sahen sie sich nach einem Schlafplatz um und fanden eine kleine Felshöhle, in der sie übernachten konnten.
Müde bissen sie ein paarmal in ein Brot und vergruben sich in ihre Decken; Catalina fielen augenblicklich die Augen zu. Als sie schon fast eingeschlafen war, schien es ihr, als streiche ihr jemand übers Haar, doch sie war zu müde, um die Augen noch einmal zu öffnen und sich zu vergewissern, und so träumte sie einfach weiter und stellte sich vor, es wäre Mikel gewesen …
Bei der ersten Morgenröte riss Stefano Catalina aus dem Schlaf. Er wollte sofort aufbrechen.
»Essen können wir auch im Gehen«, sagte er und drückte Catalina ein Stück Brot in die Hand. Noch steif und durchgefroren von der Nacht tappte sie hinter ihm her und stolperte vor Müdigkeit immer wieder über Felsvorsprünge und loses Geröll. Erst als
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