Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
die Sonne ein gutes Stück den Himmel hochgeklettert war, sie ein breites Tal durchquert und von dem sich daran anschließenden Berg eine gute Sicht hinter sich hatten und sahen, dass ihnen niemand folgte, willigte Stefano ein, eine Weile auszuruhen. Kaum hatte sich Catalina auf dem Boden ausgestreckt, war sie auch schon wieder eingeschlafen.
    Zwei Stunden später rüttelte Stefano sie wach. »Komm weiter, wir müssen weiter!«
    »Aber sie sind doch nicht mehr hinter uns, Stefano, jetzt beruhige dich doch endlich! Wir sind nicht mehr in Gefahr.«
    »Nicht mehr in Gefahr, was heißt da nicht mehr in Gefahr?«, fuhr Stefano sie an, so dass Catalina unwillkürlich zurückwich. »Hast du etwa schon vergessen, wie das Schwein gestern auf dir gelegen hat? Hast du das wirklich schon vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht.« Catalina sah ihn eindringlich an. »Aber jetzt ist er weit weg, hörst du: Er ist weit weg!«
    »Im Moment vielleicht, aber was heißt das schon? Er kann uns immer noch wiederfinden. Und was, wenn er unsere Beschreibung an andere Kompanien gibt? Catalina, ich … ich …« Es war das erste Mal, dass Stefano sie mit ihrem wahren Namen ansprach. Er machte eine hilflose Geste durch die Luft und wandte sich von ihr ab. Catalina rieb sich die Stirn. Natürlich verstand sie, dass dies gestern ein Schock für ihn gewesen war, und auch sie überlief es kalt, wenn sie an Aitors widerliche Hände und seine Zunge dachte, aber jetzt hatte sie keine Angst mehr.
    Sie sah, dass Stefanos Schultern bebten, und strich ihm über den Rücken. »Stefano, letztendlich ist doch nichts weiter passiert.«
    Stefano drehte sich zu ihr um. »Aber trotzdem gehen mir die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Wie er dich gepackt hat und seine Zunge und seine Hände …« Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Catalina, verstehst du denn nicht? Zu sehen, wie jemand dir … gerade dir … wo ich …« Er schlug die Hände vors Gesicht, aber Catalina verstand seine letzten Worte auch so. Sie lauteten: » … wo ich dich doch so sehr liebe!«
    Für den Rest des Tages stapfte Catalina höchst schweigsam hinter Stefano die Berge hoch und herunter und wünschte sich, dass er nie mehr stehen blieb und am besten auch nie mehr zu ihr hinsah. Warum?, dachte sie. Warum hatte das passieren müssen? Und warum hatte Stefano seine Gefühle nicht wenigstens für sich behalten können? Ihre Beziehung war so offen und herzlich gewesen. Warum hatte Stefano alles kaputtmachen müssen? Sie erwiderte seine Liebe nicht, und selbst wenn sie es täte … Catalina musste an Mikel denken, verbot sich diesen Gedanken aber sogleich wieder. Nein, für sie durfte es keine Liebe geben. Auch diese nicht.
    Am späten Nachmittag blieb Stefano an einem Bach stehen, der über ein kleines Wiesenstück rann.
    »Die Tiere müssen fressen und haben sicher Durst«, brummte er, nahm die Provianttasche von dem Maultier, band es zusammen mit dem Lama an einen Busch und ließ sich auf einen Stein fallen. Catalina setzte sich neben ihn. Schweigend aßen sie ihr Brot und etwas Fleisch. Es war ihr letztes Fleisch. Sie würden jagen müssen, wenn sie heute noch einmal mehr als Brot und chuños essen wollten. Die Wortlosigkeit ihres Mahls belastete Catalina, zumal sie merkte, wie angestrengt Stefano es vermied, sie anzusehen – obwohl sie sich genau das vorhin noch gewünscht hatte.
    »Warum … warum können wir nicht alles vergessen und es wieder so sein lassen, wie es war?«, fragte sie ihn schließlich mit belegter Stimme.
    »Als ob du nicht selber wüsstest, dass das nicht geht.«
    »Aber ich bin doch Francisco«, erwiderte sie burschikos. Sie hatte gehofft, Stefano mit dieser Bemerkung zumindest ein kleines Lächeln entlocken zu können, doch der murrte: »Red keinen Mist!«, sah aber immerhin doch einmal zu ihr hin. Die Wärme und Zuneigung in seinen Augen machten Catalina das Herz noch schwerer.
    »Du brauchst nichts zu sagen«, sagte Stefano und blickte wieder von ihr weg. »Ich weiß, dass du nicht mehr als einen Freund in mir siehst. Und keine Sorge: Ich werde dir nicht auf die Pelle rücken. Es war nur, weil dieser Mistkerl dich … das war einfach zu viel, verstehst du?«
    Catalina nickte. »Ja, ich verstehe dich.« Nach einer Weile setzte sie wie zu sich selbst hinzu: »Und wie ich dich verstehe …« Sie war froh, dass sie Stefano noch nie von Mikel erzählt hatte.

16
    I n den nächsten Tagen vermieden sie, von Stefanos Geständnis zu sprechen, und

Weitere Kostenlose Bücher