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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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ebenfalls in Potosí suchte. Catalina gab sich einen Ruck. »Also gut, von mir aus, versuchen wir es. Ja, versuchen wir es!«
    Freudestrahlend drückte Stefano ihr den Arm. »Ich wusste doch, dass man auf dich zählen kann! Gleich morgen ziehen wir los!«

    Als sie am nächsten Morgen ihre Habseligkeiten auf den Muli packten, wurde Catalina das Herz schwer. Sie hatten hier oben eine ruhige und behütete Zeit verbracht, sie hatte sich nicht verstecken, nicht lügen, nichts verheimlichen müssen. Jetzt trug sie wieder ihre Männerkleider und wusste, dass auf dem Weg zurück in die Welt da unten alles wieder von vorn beginnen würde …
    Sie umarmte noch einmal die Frauen und reichte den Männern, die sie nie ganz aus ihrer Schweigsamkeit hatte locken können, die Hand.
    »Danke, vielen Dank für alles!«
    Huahuarini schenkte ihnen noch einen Sack mit chuños, eingeschrumpften Kartoffeln, die in den Wintermonaten gewonnen wurden, wenn die Temperatur auf den Höhen in klaren Nächten auf fünf bis sieben Grad unter null sank. Die Frauen legten die Knollen dann auf Binsen oder Strohmatten ins Freie und ließen sie über Nacht gefrieren. Durch den Frost wurden die Zellen der Kartoffeln gesprengt, das Wasser in ihnen konnte heraustreten und tagsüber in der sengenden Sonne verdunsten. Dadurch schrumpften die Kartoffeln zu runzligen, gewichtslosen Bällen, die fast nur noch aus Stärke bestanden, nun jahrelang haltbar und leicht zu transportieren waren. Dann reichte sie ihnen noch einen zweiten Sack mit Mais, Brot und getrocknetem Fleisch.
    »Die Cordillera sein unbarmherzig. Du dich gut vorbereiten, sonst sie dich töten«, warnte sie.
    Die Indios begleiteten sie noch ein Stück. An einer markanten Stelle errichteten sie einen Turm aus Steinen und baten die Götter um Verzeihung für das Eindringen der Fremden in ihr Reich.
    »Jetzt ihr könnt weitergehen. Pachamama euch jetzt nichts mehr tun. Pachamama ihre schützenden Hände über euch halten!«
    Noch einmal verabschiedeten sich Catalina und Stefano von ihren Gastgebern. Sie sahen nicht mehr, dass der Steinturm schon kurz darauf wie von Geisterhand berührt in sich zusammenfiel …

    Kaum drei Tagesreisen von dem Indiodorf entfernt stießen sie auf zwei von Pistolenkugeln niedergestreckte Indios. Wahrscheinlich waren sie ein paar Soldaten in die Quere gekommen, für die ein Indioleben nicht viel zählte. Bis vor kurzem hatten Stefano und Catalina ähnlich gedacht, aber nach der Hilfe und Zuwendung, die sie von ihnen erfahren hatten, machte sie der Anblick der getöteten Indios betroffen.
    Noch einmal zwei Tagesreisen weiter hörten sie in einem vor ihnen liegenden Wäldchen aufgeregte Männerstimmen. »Nun packt sie endlich, ihr Nullen! Vier Männer werden doch wohl mit einer einzigen Frau fertig werden. Na los, schnappt sie euch!«
    Catalina sah Stefano an.
    »Vergiss es!«, raunte der. »Lass uns lieber zusehen, dass wir von hier verschwinden, ehe wir noch selbst etwas abbekommen.«
    »Aber wir können doch nicht zusehen …«
    »Wir sehen gar nichts.«
    »Aber wir hören es«, gab Catalina trotzig zurück.
    Inzwischen hatten die Männer die Frau offensichtlich eingefangen. Sie schrie in den hellsten Tönen und flehte in einem Gemisch aus Quechua und Spanisch um Gnade.
    »So lasst mich doch gehen, bitte, lasst mich los!«
    Bei ihrem nächsten Schrei preschte Catalina durch die Büsche. Stefano schlang die Zügel seines Mulis um einen Ast und stürmte ihr nach. Knappe fünfzig Meter weiter fand er sie. Catalina hatte sich hinter einen Busch geduckt und beobachtete das Geschehen auf der Lichtung. Fünf Männer sah sie, allesamt Soldaten der Armee. Drei von ihnen waren noch sehr jung, eigentlich eher Burschen als Männer, die anderen waren älter und um einiges kräftiger. Einer von ihnen hielt die Indiofrau an den Händen und zerrte sie zu dem, der offenkundig den Befehl zu ihrem Ergreifen gegeben hatte. Er stand mit dem Rücken zu ihnen.
    »Wir müssen der Frau helfen«, zischte sie Stefano zu.
    »Wir müssen uns helfen«, zischte der zurück. »Und nun komm schon! Lass uns abhauen!«
    Catalina drückte die Zweige herunter. Im gleichen Moment langte der Mann, der Catalina den Rücken zuwandte, der Frau in den Ausschnitt und riss ihr Kleid mit einem einzigen Ratsch bis zum Bauchnabel auf. Ihre Brüste quollen wie reife Früchte hervor. Er packte sie so fest, dass die Frau vor Schmerz aufschrie. Die drei Burschen blickten verunsichert zur Seite. Catalina wollte der

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