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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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fanden allmählich zu einem einigermaßen lockeren Miteinander zurück. Obwohl Catalina die Entfernung nach Potosí mit jedem Meter, den sie durch die unwegsame Berglandschaft zurücklegten, größer statt kleiner zu werden schien und sie Stefano immer wieder zu einem weniger weit entfernt liegenden Ziel zu bewegen versuchte, beharrte der auf seinem ursprünglichen Plan. »Je weiter wir von hier wegkommen, desto besser. Immerhin sucht uns außer Aitor und seinen Leuten wahrscheinlich auch unsere alte Kompanie«, meinte er. »Und vergiss nicht das Silber von Potosí!«
    »Das Silber von Potosí …« Catalina trat gegen einen Stein und sah zu, wie er über den Wegrand sprang und in den Abgrund stürzte. »Ich habe kein gutes Gefühl bei dem Ganzen.«
    »Hattest du ein besseres Gefühl, als du mit einer Horde überwiegend grobschlächtiger Soldaten zusammengelebt hast?« Stefano sah sie vielsagend an, und im gleichen Moment wurde Catalina klar, was vor allem Stefano nach Potosí zog.
    »Vergiss es!«, rief sie und schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin nicht aus dem Kloster geflohen und über den Atlantik gesegelt, um als Heimchen am Herd zu enden!«
    »Aber wenn ich genug Geld verdienen und dich heiraten würde …«
    »Stefano, so versteh mich doch!«
    »Aber du müsstest mich ja gar nicht lieben«, fiel er ihr ins Wort. »Gar nichts würde ich von dir verlangen, sondern dich nur beschützen wollen. Du müsstest endlich keine Angst mehr haben, entdeckt zu werden! Du kannst doch nicht immer so weitermachen.«
    Catalina blieb bei ihrem Nein.
    »Dann sieh es zumindest so, dass Silberschürfen weniger gefahrlos als das Schlachtenleben ist, und lass uns deswegen dorthin gehen«, stöhnte Stefano.
    Doch Catalinas ungutes Gefühl blieb. Sie ahnte, dass seine Bilder von dem schmucken Palast, den er dort zu erwerben hoffte, nichts als Traumgespinste waren, aber Stefanos Blick war so eindringlich, dass sie ihm zuliebe doch immer weiterging.
    Neben ihren dunklen Ahnungen machte Catalina auch die Unwegsamkeit der Pfade zu schaffen. Immer steiler und gefährlicher wurden die Wege, und Catalina ertappte sich mehr als einmal bei dem Gedanken, dass selbst die Natur sie von ihrem Reiseziel abbringen wollte. Schließlich ließen sie ihre Tiere vorausgehen, die einen bemerkenswerten Scharfsinn dafür besaßen, an welche Stellen der Weg sicher war und an welchen nicht. Immer wieder hielten sie an und prüften Steine oder Geröll mit der Nüster oder durch behutsames Scharren und wichen hernach oft von den ausgetretenen Pfaden ab. Während Catalina den Tieren blindlings vertraute, verlor Stefano die Geduld, als sein Maultier sich wieder einmal weigerte weiterzugehen.
    »Das sieht hier ja nun echt nicht gefährlich aus!«, schimpfte er, trat vor sein Maultier und wollte es weiterzerren, doch der zottelige Kerl stemmte seine Beine so fest gegen den Boden, dass Stefano ihn keinen Millimeter bewegen konnte. Wütend ließ er die Zügel fallen und ging voran.
    »Schau!«, rief er dem bockigen Tier zu. »Hier ist keine Gefahr«, und im selben Moment brach ein Stück Fels unter seinen Füßen weg. Im letzten Augenblick konnte sich Stefano noch an einen Ast klammern. Catalina half ihm wieder hoch. Hernach zog auch Stefano jedweden Umweg, zu dem die Tiere ihn veranlassten, weiteren Selbstversuchen vor.

    Eine Woche später erreichten sie eine der höchstgelegenen Regionen der Cordillera, die Puna. Stefano schätzte, dass sie sich hier an die zwölftausend Fuß über dem Meeresspiegel befanden, und erklärte Catalina, dass nun der schwierigste Teil ihrer Reise begann. Nackt, karg und wie erstorben, nichts als Fels und Stein und graues Gras umgaben sie, und die Flechten, die sich mit dürren Fingern an ein von Wind und Sonne gebleichtes Alpakagerippe klammerten, erschienen Catalina wie eine dunkle Mahnung, besser endlich einen anderen Weg einzuschlagen, aber Stefano war noch immer nicht dazu zu bewegen.
    Als sie noch einmal einen Tag marschiert und damit wieder ein Stück höher gekommen waren, fiel ihnen das Atmen zunehmend schwerer, und zudem überfiel sie eine bleierne Müdigkeit.
    »Es heißt, dass früher oder später jeder hier oben damit zu kämpfen hat«, erklärte ihr Stefano. »Das ist die veta, die Höhenkrankheit. Mach dir keine Sorgen: Sobald wir wieder in tiefer gelegene Regionen kommen, verschwinden die Beschwerden von ganz allein.«
    Zunächst aber führte ihr Weg sie noch höher, und bald fühlten sie sich so matt, dass sie sich

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