Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
den Indios, aber es gibt auch andere, die für sie eintreten oder wirklich nur dann den Degen gegen sie erheben, wenn sie von ihnen angegriffen werden.«
    Catalina nickte. »Sicher, aber …«
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, fiel Mikel ihr ins Wort. »Wir sehen uns den Hauptmann an und entscheiden dann, was wir weiter tun. Wer weiß: Vielleicht ist er ja einer der Guten und …«, fügte Mikel mit einem Zwinkern hinzu, »… vielleicht hat er überdies einen guten Koch!«
    Lachend lief Catalina los.

    Die Wache am Tor empfing sie freundlich und wurde noch zuvorkommender, als sie hörte, dass Mikel und Francisco auf Stellungssuche waren.
    »Gute Männer finden bei uns immer ein Auskommen«, erklärte er und stellte sie dem Truppenführer vor. Der begutachtete ihre Fecht- und Reitkunst und stellte sie danach höchst zufrieden dem Hauptmann vor. Als Catalina und Mikel dem großen, schlanken Mann mit den klugen Augen gegenüberstanden, nickten sie einander zu und freuten sich, als er sie der Kavallerie zuteilte.
    »In der nächsten Zeit werdet ihr allerdings mehr Zeit mit dem Putzen von Waffen und Pferden als mit Kämpfen zubringen«, erklärte er. »Seit einigen Monaten ist es hier in der Gegend ausgesprochen friedlich.«
    Diese Aussichten waren Catalina und Mikel nach ihrem langen Marsch nur recht. Und so putzten und wienerten sie in den nächsten Wochen Pistolen und Musketen, kontrollierten Pulverfässer auf die Trockenheit ihres Inhalts, schrubbten Kanonen, flickten Zaumzeug und Sättel und genossen es, innerhalb von dicken, trockenen Mauern schlafen zu dürfen und sogar zweimal am Tag eine gute, warme Mahlzeit vorgesetzt zu bekommen. Anfangs hatte sich Catalina Sorgen gemacht, wie sie ihr Geschlecht in der großen Gemeinschaftsunterkunft geheimhalten konnte. Da es in dem Saal beständig kalt und zugig war, schliefen die meisten Soldaten in ihren langen Unterkleidern, was Catalina auf die Idee brachte, ihre Unterhose an gebotener Stelle mit einem Stück geknüllten Stoff aufzupolstern, woraufhin auch sie keine Hemmungen mehr haben musste, sich in dem ohnehin nur spärlich beleuchteten Raum abends bis auf ihr Unterzeug auszuziehen. Schwieriger waren ihre Toilettengänge und das Trocknen und Auswaschen ihrer Stoffbinden zu bewältigen, aber auch hier fand sie Lösungen: Im Verbandsraum gab es reichlich Stoffbinden. Statt ihre Binden wie bisher auszuwaschen, machte sie sich einfach neue, und ihr Geschäft verrichtete sie entweder im nahen Wald oder in einen Eimer im Pferdestall, verborgen hinter ihrem Muli und ihrem Lama.
    Das neue Leben lohnte die kleinen Unannehmlichkeiten: Catalina fühlte sich wohl in der Kompanie und der Stadt, in der die Leute um einiges zugänglicher als in Potosí waren. Abends zogen sie und Mikel durch die Tavernen und fanden auch Freunde: Gilen war ein langer, schlaksiger, eher nachdenklicher Kerl und Baske wie sie, Andreu stammte aus Granada und war ein kleiner, drahtiger und immer zu Späßen aufgelegter Draufgänger. Fast jeden Abend saßen sie beim Karten- oder Würfelspiel, setzten aber immer nur kleine Beträge, da sie alle nicht viel verdienten.
    Die Männer waren zufrieden, doch je länger diese behäbige Zufriedenheit anhielt, desto mehr wurde manchem von ihnen bewusst, dass ihnen zu ihrem wahren Glück etwas fehlte: eine Frau!
    »Sie müsste ja nicht mal besonders schön sein«, sinnierte Gilen mit einem langen Blick auf die Kellnerin, und auch Andreu meinte, dass sie eigentlich nur willig sein müsse. »In Chimbote hatte ich mal eine, ich sag euch, die war eine Wucht! Wenn ich so eine wieder fände …«
    Auch Mikel wurde von Woche zu Woche unruhiger und folgte Gilens Blicken zu den Kellnerinnen und schließlich gar zu den leichten Mädchen, die in regelmäßigen Abständen auf der Suche nach einem Freier zwischen den Tischen herumstreiften.
    »Vergesst es!«, sagte Andreu. »Die lassen sich ihre Willigkeit allzu gut bezahlen.« Und so wandten sich Gilen und Mikel wieder ihrem Spiel zu.
    Eines Abends entnahm Mikel einem Thekengespräch, dass sich der Koch der Kompanie den Fuß gebrochen hatte.
    »Das ist unsere Chance«, zischte er Catalina zu, die ihn verständnislos ansah.
    »Ich erklär’s dir später«, flüsterte er mit Blick auf die Umsitzenden, die schon lange Ohren bekamen, und Catalina war das Thema so wenig wichtig, dass sie das Ganze schnell wieder vergaß. Am nächsten Tag teilte Mikel ihr mit, dass sie beide ab sofort die täglichen Einkaufsfahrten für den

Weitere Kostenlose Bücher