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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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nicht schlecht.«
    Am nächsten Morgen brachen sie auf.

    Der Weg nach Cuzco fiel Catalina bei weitem nicht so schwer wie der nach Potosí, obwohl sie zunächst die gleichen Berge überqueren mussten wie auf der Hinreise.
    »Ich habe gehört, dass die erste Überquerung der Cordillera die schlimmste sei«, sagte Mikel, außerdem seien ihre Körper durch den Aufenthalt in dem ebenfalls sehr hoch gelegenen Potosí inzwischen an das Höhenklima gewöhnt.
    Catalina hatte reichlich Zeit, über Mikel und sich nachzudenken. Noch allzu gegenwärtig waren ihr die Nächte, in denen sie Mikel ganz für sich gehabt und ihn sogar geküsst hatte … Oft dachte sie, dass vielleicht jetzt der rechte Moment sei, ihm zu sagen, wer sie war, wagte es dann aber doch nicht aus Angst, dass er ihre Liebe nicht erwidern würde oder er sie gar wieder einmal verlassen könnte. Nein, beschloss sie, wenn sie nur weiter seine Gegenwart genießen dürfte, wollte sie zufrieden sein. Deshalb achtete sie sehr darauf, Mikel nie anders als burschikos und kumpelhaft zu begegnen, damit er nur ja keinen Verdacht schöpfte, aber als Mikel einmal mittags nach einem recht üppigen Mahl – sie hatten großes Jagdglück gehabt – fest eingeschlafen war, konnte sie doch nicht anders, als sich neben ihn zu setzen und ihm mit einem schmerzlichen Lächeln über seine dichten Locken zu streichen …

    Erst viele Wochen später erreichten Mikel und Catalina ihr Ziel. Als sie eines Abends im Licht der untergehenden Sonne das reich blühende und mit einem ebenso milden wie gesunden Klima gesegnete Hochtal von Cuzco vor sich auftauchen sahen, war ihre Freude groß.
    »Wir haben es geschafft!«, jubelte Catalina, und Mikel hob die rechte Hand, damit Catalina auf Männerart dagegen schlagen konnte.
    In dieser Nacht schliefen sie noch einmal in der freien Natur, aber am nächsten Morgen schon stahlen sie sich durch die Stadttore. Über lange, schmale Straßen, die so schnurgerade verliefen, als hätte man sie mit dem Lineal gezogen, und die sich mit den Querstraßen stets im rechten Winkel kreuzten, drangen sie immer tiefer in die Stadt ein. Selbst die Häuser der Ärmsten, die in den äußeren Bezirken lagen und nur mit Lehm und Rohr gebaut waren, wirkten einladend in ihrer Reinlichkeit. Im Bereich der Plaza de Armas stießen sie nach den Häusern der wohlhabenden Händler auf die Paläste des Adels und herrliche, weithin offene, weiß gekieste Plätze, die zum fröhlichen Feiern einzuladen schienen. Mikel aber hatte nur Augen für die Festung, die auf dem Nordhang über die Stadt hinausragte.
    »Für den Anfang wäre es gewiss das Beste, bei der Kompanie unterzukommen«, schlug er Catalina vor. »Da hätten wir einen trockenen Schlafplatz, täglich unser warmes Essen und würden im Nu die Gepflogenheiten hier kennenlernen.«
    Catalina musste an den Hauptmann denken, unter dem sie vor ihrem Bruder gedient hatte.
    »Gepflogenheiten …« Ihr wurde der Mund sauer. »Auf so manche der Gepflogenheiten unserer Armee kann ich gut und gern verzichten.«
    »Natürlich trifft man dort so manchen Holzkopf, trotzdem darf man nicht von einem bitteren Korn auf die ganze Saat schließen.«
    »Mich stört die ganze Denkweise dort – und die Haltung den Indios gegenüber. Für viele Soldaten sind die Indios weniger wert als Schlachtvieh. Sie halten sie für dumm und faul.« Catalina wies auf die Festung über ihren Köpfen. »Aber wie passt dazu, dass die Indios zu Zeiten der Inkas solch gigantische Mauern errichtet haben?«
    Mikel blickte zu der gut zwölfhundert Fuß langen Mauer hoch, mit der die Festung zu ihrer Seite hin gesichert war. Die Türme, Mauern und Gänge waren mit riesigen Steinblöcken errichtet, die so aufeinander geschichtet waren, dass kleinere Blöcke passgenau die Lücken zwischen den größeren schlossen.
    Sie hatten schon ähnliche von den Indios errichtete Mauern gesehen und wussten, dass zwischen die Blöcke keine Messerklinge passte, so exakt waren sie behauen und aneinandergefügt. Nicht minder beeindruckte sie die Größe vieler Steinblöcke. Manche waren über dreißig Fuß lang und an die zehn Fuß hoch.
    »Wie haben sie wohl diese riesigen Blöcke transportiert?«, fragte Catalina, worauf auch Mikel keine Antwort hatte, zumal sie wussten, dass die Indios vor dem Eintreffen der Spanier keine Räder benutzt hatten.
    »Ich weiß, was du sagen willst«, meinte Mikel. »Und ich muss dir Recht geben. Natürlich vergehen sich viele unserer Landsleute an

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