Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
dass die Köchin ihr immer wieder den Arm festhielt.
    »Wirst dich noch verbrühen, Junge. So schling doch nicht so. Nimmt dir ja niemand was weg!«
    Die Köchin erzählte ihr, in welch vornehmes Haus sie geraten war. Ihr Herr sei Professor, berichtete sie ihr, und dass er an der Hochschule unterrichte. Als Catalina sich nicht gebührend beeindruckt zeigte, krauste sie die Stirn. »Weißt wohl gar nicht, was das ist, eine Hochschule, was? Aber woher soll so ein dahergelaufener Nichtsnutz wie du das auch wissen!«
    Nach dem Essen führte ein livrierter Diener Catalina in das Arbeitszimmer seines Herrn. Es war dem ihres Vaters sehr ähnlich. Ein breiter, schwerer Nussbaumschreibtisch stand darin, der hohe Herr saß dahinter, auf die fleischige Nase dicke Augengläser geklemmt. Er forderte sie auf, Platz zu nehmen, und schickte den Diener hinaus. Catalina spürte das kalte Leder des Stuhls durch ihren dünnen Hosenboden und fühlte sich kleiner und verlorener als jemals zuvor in ihrem Leben.
    »Eigentlich ist es nicht meine Art, Jungs von der Straße aufzulesen«, erklärte er ihr, »aber nachdem ich dich gewissermaßen um dein Essen gebracht hatte …« Er schwieg einen Moment. »Du hast wohl auch keinen Schlafplatz, wie?«
    Catalina schüttelte den Kopf.
    »Wie du wohl überhaupt nichts hast?«
    Catalina zuckte mit den Schultern.
    Doktor de Geralta überlegte. »Ich könnte noch einen Burschen brauchen. Zum Zustellen von Briefen und für Besorgungen …«
    Hoffnungsvoll blickte Catalina zu ihm auf.
    »Dafür müsste ich allerdings wissen, dass du zuverlässig bist.«
    »Das bin ich, das bin ich!«, platzte es aus ihr heraus. »Und ich könnte die Briefe nicht nur zustellen, sondern auch schreiben, wenn Ihr wollt.«
    Doktor de Geralta lachte. »Ist ja gut, Junge, ist ja gut. Das Zustellen reicht, das Prahlen lassen wir lieber.«
    »Aber ich kann wirklich schreiben!«, fuhr Catalina auf. »Und das sogar mit sehr schöner Schrift, das hat sogar Schwester Asu … äh … also Miguel immer gesagt.«
    »Wie, was, schreiben? Du willst schreiben können? Ein Junge von der Straße?« Auf der Stirn des Doktors zeigten sich unwillige Falten. »Junge, wenn du meinst, mich zum Narren halten zu können, ist es mit meiner Zuneigung schnell vorbei!«
    »Aber ich kann wirklich schreiben!«, beharrte Catalina. »Gebt mir ein Blatt Papier, Feder und Tinte und ich beweise es Euch.«
    Der Doktor maß sie mit skeptischem Blick, schob ihr das Gewünschte aber doch hin. »Also zeig, was du kannst. Ich kann mich ja nicht den ganzen Tag mit dir aufhalten. Aber wehe, wenn du mir die Feder abbrichst!«
    Catalina schoss vom Stuhl hoch, tunkte die Feder in die Tinte und sah den Doktor abwartend an. »Ihr könnt diktieren.«
    »Diktieren, auch das noch! Wohin willst du das Ganze denn noch treiben?« Er wollte ihr die Sachen wieder abnehmen.
    »Ich schreibe eine Anrede, ja?«, rief Catalina hastig und ließ die Feder mit geübten Bewegungen über das dicke Papier gleiten. Die Augen des Doktors wurden größer und größer, und Catalina hatte die erste Zeile noch nicht beendet, als er ihr das Blatt wegzog und ungläubig auf das Geschriebene starrte.
    »An den sehr verehrten Herzog von Alba«, las er und drehte und wendete das Blatt, als könne das Ganze nicht mit rechten Dingen zugehen. »Woher kannst du das? Das Schreiben lernt man doch nicht auf der Straße.«
    Catalina merkte, dass sie sich in Gefahr gebracht hatte. »Ich … also nein, ich … nun, mein letzter Herr …«
    Doch so wichtig war dem Doktor ihre Antwort nicht. Catalina sah, wie sein Blick auf einem der Papiere auf seinem Schreibtisch hängen blieb und seine Aufmerksamkeit von ihr wegglitt.
    »Ach, jetzt erkenne ich …«, murmelte er, sah noch einmal kurz auf und machte ihr Zeichen, ihn in Ruhe zu lassen. »Geh in die Küche, ja, in die Küche. Ich rufe dich schon, wenn ich dich brauche!«
    Lautlos verließ Catalina den Raum, ging auf direktem Weg zurück in die Küche, verzog sich in das Eckchen für das Holz neben dem Kamin und nahm sich vor, hier immer ganz still und brav und leise zu sein. Viel schien man hier nicht von ihr zu erwarten, und kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, sank eine bleierne Müdigkeit über sie. Sie schaffte es gerade noch, den Kopf an die neben ihr aufgestapelten Scheite zu legen, dann fielen ihr die Augen zu und sie versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

5
    C atalina hatte mit ihrer ersten Einschätzung von Doktor de Geralta

Weitere Kostenlose Bücher