Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
hatte.
»Und wer …« Catalina schluckte. »Wisst Ihr auch, wie ich vom Schiff in das Kloster gekommen bin?«
Schwester Maria strich ihr über die Hand. »Ja, auch das weiß ich. Denn deine Rettung war recht spektakulär, so dass man in Lima nachher noch einige Tage davon geredet hat. Es heißt, ein junger Soldat der Leibwache des Vizekönigs, der auf dem gleichen Schiff war wie du, hätte trotz des Kampfgetümmels einen eurer Mitstreiter dazu bewegen können, ihm dabei zu helfen, dich zurück auf euer Schiff zu bringen, wo deine Verletzungen zumindest notdürftig versorgt wurden, und scheinbar, ohne dich dafür zu entkleiden.« Sie lächelte vielsagend. »Und dieser Soldat war es wohl auch, der dich statt zu den Wundärzten der Kompanie, die nach der Schlacht hoffnungslos überlastet waren, in das Kloster San Francisco de Jesús gebracht hat, damit du dort versorgt wirst. Zunächst hat man sich dort geweigert, dich aufzunehmen – für die Soldaten sind nun einmal die Wundärzte der Kompanie zuständig. Aber der junge Mann hat sich einfach nicht abweisen lassen.«
»Und die Schlacht – wisst Ihr, ob wir sie gewonnen haben?«
Schwester Maria nickte. »Aber es war knapp, sehr knapp sogar, und es gab auf beiden Seiten viele Tote! Nach einem zehnstündigen Kampf hat Spilbergen den Befehl zum Rückzug gegeben.«
Erst nach einer Pause wagte Catalina, auch diese Frage noch zu stellen: »Und dieser Soldat der Leibwache …« Sie schluckte. »Wisst Ihr, wie er heißt?«
Die Nonne schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht, aber so, wie du mich ansiehst, scheint dir ohnehin klar zu sein, wer es war, oder täusche ich mich da?«
Catalina schloss die Augen und dankte Gott, dass auch Mikel die Seeschlacht überlebt hatte. Erst später wurde ihr bewusst, dass Mikel, wenn er sie zunächst zu den Franziskanern gebracht hatte, wohl noch immer nicht ahnte, dass sie eine Frau war. Sie wusste nicht, ob sie darüber froh oder traurig sein sollte. Schließlich entschied sie, dass es so das Beste war. Seine Letezia würde er ja so oder so heiraten …
Eine Woche später teilte Schwester Maria ihr mit, dass sie am Nachmittag Besuch bekäme.
»Der Bischof will dich sehen«, erklärte sie und breitete eine neue, saubere Decke über sie. »Der Bischof persönlich, stell dir vor!«
So fängt es also an, dachte Catalina und biss sich auf die Lippen.
Kurz nach vier Uhr nachmittags hörte Catalina draußen im Flur schwere Schritte. Sie erwog, sich schlafend zu stellen, aber als die Tür aufging, öffnete sie die Augen doch. Sie war bisher kein Feigling gewesen, sie wollte auch jetzt keiner sein.
Der Bischof war so groß, dass er sich ducken musste, um sich beim Betreten ihres Zimmers nicht den Kopf anzustoßen. Er maß Catalina mit einem langen, nicht unfreundlichen Blick, bat Schwester Maria, die hinter ihm eingetreten war, sie allein zu lassen, und drückte die Tür eigenhändig ins Schloss. Anschließend rückte er sich einen Stuhl an Catalinas Bett, setzte sich und blickte sie wieder lange an.
»Ich habe dich mir ganz anders vorgestellt«, sagte er schließlich leise und schüttelte den Kopf. »Unglaublich das Ganze, wirklich ganz unglaublich!«
»Ich … ich weiß, was jetzt mit mir geschehen wird«, erwiderte Catalina leise.
»So so, das weißt du.« Um die Lippen des Bischofs spielte ein kleines Lächeln. »Na, dann weißt du ja mehr als ich.«
Catalina sah ihn verwirrt an. »Ja seid Ihr denn nicht gekommen, um mich ins Gefängnis werfen zu lassen?«
»Warum ich gekommen bin …« Der Bischof rieb sich über die Nase. »Nun, in erster Linie, weil ich neugierig war, und wenn ich dich nun so vor mir sehe, muss ich gestehen, dass ich jetzt noch viel neugieriger bin. Ich hatte ein wildes, vom Teufel besessenes Weib erwartet, aber was ich gefunden habe, ist eine auch innerlich tief verletzte junge Frau. Es hat mir gefallen, dass du meinen forschenden Blicken ohne Zögern standgehalten hast. Schwester Maria hat mir erzählt, dass du in deinen Fieberträumen oft die Heilige Jungfrau angerufen hast. Bist du womöglich auch noch gläubig?«
Catalina errötete. »Ja, und ich weiß, dass ich mit meiner Verkleidung eine schwere Sünde begangen habe.«
Der Bischof wog den Kopf. »Deine Verkleidung ist allerdings ein Problem.«
Catalina schluckte. Der Bischof klopfte ihr begütigend auf die Hand. »Zum Verzweifeln ist es zu früh. Vielleicht finden wir ja einen Ausweg. Immerhin waren der Admiral und dein Hauptmann voll
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