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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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lobender Worte für dich. Ich kenne mich mit den Gesetzen der heiligen Inquisition zwar nicht so gut aus, wie ich vielleicht sollte, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie dir dein tapferes Eintreten für die heilige Sache zugute halten werden. Warum erzählst du mir nicht die ganze Geschichte? Vielleicht finden wir ja etwas, mit dem wir die Inquisitoren milde stimmen können.«
    Catalina kam die Bettlerin in Callao in den Sinn, und sie wollte schon mit dem Kopf schütteln, aber dann sah sie in die mitfühlenden Augen des Bischofs, und auf einmal sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus: Von dem Kloster berichtete sie ihm, und wie eingesperrt sie sich dort gefühlt hatte, von ihrer Angst vor den Weihen, dem Zufall, dass sie kurz vor diesem Termin an die Schlüssel des Haupttors hatte kommen können, und wie sie sich seit ihrer Flucht aus dem Kloster durchgeschlagen hatte …
    »Eine Novizin also bist gewesen?«, fragte der Bischof, als sie am Ende ihrer Geschichte angelangt war. »Aus dem Dominikanerkloster von San Sebastián?«
    Catalina nickte.
    »Und das Gelübde hast du ganz bestimmt noch nicht abgelegt?«
    Catalina schüttelte den Kopf.
    »Das werde ich nachprüfen lassen, denn wenn du das Gelübde doch abgelegt hättest, wäre dein Vergehen noch größer«, erwiderte der Bischof streng. »Außerdem muss man deine Jungfernschaft untersuchen. Wenn du noch intakt bist, könnte sich das durchaus strafmildernd auswirken.« Er erhob sich und ging mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Zimmer auf und ab. Dann sah er Catalina wieder an.
    »Ich werde dir Papier und Feder bringen lassen, und dann schreibst du mir all das auf, was du mir eben erzählt hast.«
    Catalina nickte.
    »Ich würde dir gern helfen, letztlich aber …« Er hob die Augenbrauen. Catalina ahnte, warum. Er wollte ihr nicht zu große Hoffnungen machen.
    Schon drei Tage später sollte Catalina auf ihre Jungfräulichkeit untersucht werden. Schwester Maria selbst teilte Catalina den Termin mit, und obwohl sie Catalina beruhigend über die Hand strich, bekam die doch ein scheußlich kaltes Gefühl in den Magen.
    »Es wird schon gut gehen«, sagte die Nonne leise. »Bete zu Gott. Er wird dir helfen.«
    »Im Prinzip bekomme ich ja nur, was ich verdiene«, erwiderte Catalina mit trockenem Hals.
    Die Nonne schüttelte den Kopf. »So darfst du nicht denken. Und so denkt auch der Bischof nicht. Er muss sich nur vergewissern … Und wenn du noch Jungfrau bist, kann er die Herren Inquisitoren um Milde und Nachsicht für dich bitten.«
    »Aber was hat denn meine Jungfernschaft mit all dem zu tun?«
    »In den Augen der Kirche ist eine Jungfrau beschützenswerter als eine Frau, die nicht mehr unbeschadet ist«, erklärte sie ihr. »Einer deflorierten Frau würde man verderbte Ziele unterstellen, einer Jungfrau nicht.«
    »Aber ich … Ich habe nie mit einem Mann …« Catalina errötete.
    »Das glaube ich dir, aber du bist auf den Schiffen bis zum Mastkorb hochgeturnt und auch das Reiten im Herrensitz …«
    Catalina hob abwehrend die Hand. Es war nicht nötig, dass Schwester Maria weitersprach. Auch ihre Mutter und später die Nonnen hatten sie immer gewarnt, nicht zu viel herumzutollen.
    »Ihr habt etwas sehr Wertvolles zu beschützen«, hatten sie immer wieder erklärt, und dass jene, die heiraten würden, ohne diesen Schatz von ihren Männern in der Hochzeitsnacht verstoßen würden, und auch die anderen, die ihr Leben Gott weihten, müssten darauf achten, ihn nicht zu verlieren. »Ihr wollt eurem Gott doch nicht unreiner gegenübertreten als eine Frau ihrem Ehemann in der Hochzeitsnacht! Also hütet euch vor brüsken Bewegungen!«
    Catalina wurde es angst und bang. Wenn schon brüske Bewegungen ausreichten, um die Jungfernschaft zu verlieren, so war es äußerst unwahrscheinlich, dass sie noch unbeschadet war. Am Tag der Seeschlacht hatte sie den Tod so herbeigesehnt. Doch nun drohte der Scheiterhaufen. Catalina musste an die Schreie der Gefolterten im Gefängnis von Lima denken. Auch bei ihr würden sie auf dieses letzte Mittel sicher nicht verzichten, und sei es nur, um herauszufinden, ob sie noch andere Sünder kannte, deren unreine Seelen die Inquisitoren ebenfalls im reinigenden Feuer ihrer Scheiterhaufen retten konnten …
    Die Stunden bis zu ihrer Untersuchung verstrichen in quälender Langsamkeit, so dass sie beinahe Erleichterung verspürte, als Schwester Maria sie holen kam.
    »Wir müssen hinunter in den Kreuzgang und von dort in

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